Das Verbrauchervertrauen, ein wichtiger Indikator für die Konsumbereitschaft, ist im August zum dritten Mal auf nun mehr 41,2 Punkte gefallen. Ein Wert unter 50 bedeutet, dass sich die Stimmung der Mehrheit aller Befragten verschlechtert hat.
Ich kann es gut verstehen. Denn nicht nur liegt die Arbeitslosenrate noch über 5 Prozent. Vor allem ist das Leben derzeit selbst für Japaner richtig teuer geworden, auch wenn offiziell Deflation, also fallende Preise, gemeldet werden. Das Problem: Die Deflationsrate wird ohne leicht verderbliche Lebensmittel berechnet. Und Obst wie Gemüse rangieren meinem Eindruck nach 25 bis 200 Prozent über den Preisen vom Vorjahr.
Ein Viertel Weisskohl gibt es für umgerechnet 1,10 bis 1,40 Euro. Tomaten, zwei mittelgroße, habe ich heute für 398 Yen, also 3,60 Euro gesehen. 300 Yen pro Pfirsich scheint dieses Jahr normal zu sein. Zum Glück werden einige Preise wieder normaler.
Dahinter steckt wohl eine schlechte Ernte. Doch auch nach einer Normalisierung der Obst- und Gemüsepreise halten Ökonomen eine deutliche Verbesserung für unwahrscheinlich. Denn die Regierung hat weder auslaufende Subventionen für den Kauf von Benzin sparenden Autos und energieeffizienten TVs und Haushaltsgeräten nicht verlängert hat, noch in ihrem geplanten 5000 Mrd. Yen teuren Konjunkturprogramm große Geldgeschenke an die Japaner eingestellt.
Die Folgen der Stimmungsverschlechterung schlagen bereits deutlich in der Binnenwirtschaft durch. So sackte die am vorigen Freitag veröffentlichte „Economy Watchers Survey“, die Lagebeurteilung durch Taxi-Fahrer, Wirte und Krämer, im September zum zweiten Mal in Folge recht stark um 3,9 Punkte auf nur noch 41,2 Punkte ab. Was Wunder.
Damit droht Japans Erholung in der zweiten Jahreshälfte abzuebben. Denn der Exportindustrie, die bisher Japans Wachstum angetrieben hat, erwartet wegen der fortgesetzten Höhenflug des Yen gegenüber dem US-Dollar bereits eine schwere Eintrübung ihres Geschäfts. Selbst die Wirkung der größten Währungsintervention der Geschichte vor drei Wochen ist bereits verpufft. Heute stieg der Yen auf einen neues 15-Jahreshoch.
Auch von der Geldpolitik ist kurzfristig keine Hilfe zu erwarten. Die Bank von Japan hat zwar kürzlich die Zinsen auf Null gesenkt und die Geldpolitik durch die Auflage eines Fonds zum Kauf von Wertpapieren weiter gelockert. Aber geldpolitische Maßnahmen benötigen Monate, um in die Wirtschaft zu sickern. Und zu allem Überfluss ist das Konjunkturprogramm der Regierung noch nicht verabschiedet. Ministerpräsident Naoto Kan muss es noch von der Regierung durch das von der Opposition beherrschte Oberhaus lavieren. Mal sehen, wann der Yen wieder rollt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen