Japan hat ein Jahr vor dem in Kraft treten des Atomwaffensperrvertrags im Jahre 1970 Deutschlands Bereitschaft ausgelotet, die ostasiatische Nation im Falle einer atomaren Aufrüstung zu unterstützen. Dies hat der japanische TV-Sender NHK am Sonntag abend in seiner Hauptnachrichtensendung unter Berufung auf Akten des deutschen Außenministerium gemeldet. Die deutschen Diplomaten hätten eine Hilfe abgelehnt, so NHK.
Dem Bericht zufolge hatte Japans Außenministerium deutsche Diplomaten im Februar 1969 in den Ferienort Hakone eingeladen. Denn fünf Jahre nach Chinas Atomwaffentest befürchtete die Regierung, dass eine atomare Bewaffnung anderer Staaten wie Indien Japans Sicherheit gefährden könnte.
Ryohei Murata, einer der japanischen Teilnehmer an der Sitzung, erklärte gegenüber dem TV-Sender, dass er geglaubt habe, dass es auch für Japan Raum für eine atomare Aufrüstung hätte geben sollen. Aber bei den damaligen Verhandlungen über den Atomwaffensperrvertrag konnte Japan seines Erachtens nicht auf Gehör rechnen. Dort hätten die Großmächte alles hinter geschlossenen Türen entschieden, so Murata. Daher habe man sich an Deutschland gewendet. Allerdings blockten die Gäste den Unterlagen zufolge eine Hilfe als sehr unwahrscheinlich ab. NHK berichtete nicht, ob danach die Unterredungen noch in eine weitere Runde gegangen seien.
Die Meldung weckt weitere Zweifel an der Bekenntnis früherer japanischer Regierungen zu einer Welt ohne Atomwaffen. Denn die Intention widerspricht den 1967 vom damaligen Ministerpräsidenten Eisaku Sato verkündeten drei nicht-nuklearen Prinzipien, in denen er vor allem seinem Volk, aber auch der Welt versprach, dass das Land weder Atomwaffen produzieren, besitzen, noch ins Land lassen werde. Zwar goss das Parlament die Prinzipien nicht in Gesetzesform, sondern verabschiedete sie 1971 nur als Resolution. Aber in der Öffentlichkeit galten sie seither als Grundlage der japanischen Außenpolitik.
Entgegen der offiziellen Politik erlaubten frühere Regierungen dem Bündnispartner USA allerdings in geheimen Vereinbarungen, Nuklearwaffen auf Kriegsschiffen ins Land zu bringen. Dies ist zwar schon lange kein Geheimnis mehr, aber erst, nachdem die demokratische Partei im Sommer 2009 die Regierung übernommen hatte, traute sich Japan die langjährige Lebenslüge der japanischen Friedenspolitik zu zugeben. Heute ist Japan mit Deutschland eine der treibenden Kräfte in der Staatengemeinschaft für eine atomare Abrüstung.
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