Mittwoch, 13. Oktober 2010

Nordkorea: Kim gegen Kim

China stellt sich vor ältesten Kim-Sohn

Nach Medienberichten soll China Nordkorea vor Angriffen auf Kim Jong-ils ältesten Sohn Jong-nam gewarnt haben, der derzeit in China lebt. Nordkoreas Thronfolger Jong-un wollte demnach versuchen, seinem medienaflilen und redseligen Halbbruder das Maul zu stopfen. 

Ein nettes Gerücht. Und es passt wunderbar zu Jong-nams jüngstem Interview mit einem japanischen TV-Sender, in der er sich offen gegen eine dynastische Thronfolge aussprach.


Ein Artikelchen zu dem Interview steht heute in der FTD. 


Es ist nicht der erste Ausfall von Jong-nam. Der Lebemann der Familie hatte seinem Vater bereits die Erbfolge verhagelt. 2001 wurde in Japan 2001 verhaftet, als er mit gefälschten Pässen nach Japan einzureisen versuchte. Kim wollte mit seiner Familie Disney-Land besuchen. Damit war er als potenzieller Nachfolger weg vom Fenster.


Gut für uns Journalisten. Ironisch gesehen können wir uns keinen jovialeren Diktatorsohn als Jong-nam wünschen. Er lehnt zwar generell freundlich Interview-Anfragen per Email ab. Dafür lässt sich der pausbäckige 39-jährige im Ausland um so bereitwilliger ad hoc von Reportern auf der Straße interviewen, besonders wenn er dabei in japanische TV-Fernsehkameras lachen kann.


Kim gegen Kim 


Kim Jong-ils ältester Sohn lehnt die Erbfolge in Nordkorea ab, grundsätzlich zumindest



Auch ein Nordkoreaner kann eine eigene Meinung vertreten. Jedenfalls dann, wenn er der Sohn des Diktators Kim Jong-il ist und sich darüber ärgert, ausgebootet worden zu sein.
Der älteste Spross des Herrschers, Kim Jong-nam, kritisierte erstmals offen und unverblümt die Erbfolge in der herrschenden Familie: „Persönlich bin ich gegen eine dynastische Thronfolge in der dritten Generation“, sagte er dem japanischen Privatsender TV Asahi in einem bereits am 9. Oktober aufgezeichneten Interview. Aber so richtig dagegen ist er dann auch wieder nicht, denn er fügt hinzu: „Ich denke, es gab interne Gründe. Ich denke, wir sollten daran festhalten, wenn interne Gründe involviert waren.“
Das Interview gab der Sohn pünktlich zu dem Zeitpunkt, als der Vater seinen jüngeren Halbbruder Kim Jong-un als Nachfolger in Position brachte. Vergangenes Wochenende ernannte er ihn zum General und führte ihn auf seiner erste Militärparade, die live in Nordkoreas TV übertragen wurde, der Öffentlichkeit vor.
Gegen die Erbfolge dürfte Kim Jong-nam vor allem deshalb sein, weil er selbst in Ungnade gefallen ist. Er wurde als Thronfolger abgesetzt, nachdem er sich 2001 dabei erwischen ließ, wie er mit einem gefälschten Pass nach Japan einreiste. Er wollte mit seiner Familie Disneyland anschauen – eine für einen Kommunistenspross unziemliche Freizeitbeschäftigung.
Nach dem tiefen Fall sonnt sich Kim Jung-nam umso mehr im Scheinwerferlicht. 2009 widersprach er in einem Interview mit TV Tokyo aus der Kasinostadt Macao Medienberichten, er sei aus Nordkorea nach China ins Exil geflohen. Er genoss den Auftritt sichtlich und lachte jovial in die Kamera.
Kim Jong-nam kam 1971 als das uneheliche Kind von Kim Senior mit der Schauspielerin Song Hye-rim auf die Welt. Erst spät bekannte sich sein Vater zu ihm. Lange wurde der als IT-Experte verschriene Spross der Diktatorenfamilie, der sich gern modisch kleidet, als möglicher Nachfolger gehandelt. Doch seit dem missglückten Japan-Ausflug ist er nicht mehr Papas Liebling. Kim, der Jüngere, musste nun zum Diktator aufgebaut werden. Der Vater ist Gerüchten zufolge krank.
Aber Kim Jong-nams Reise- und Redelust hat die Abwertung nicht gebremst. Innenpolitisch dürfte sein Geplapper deshalb nicht mehr so entscheidend sein. De facto lebt er in Peking und Macao. Allerdings beweist sein Beispiel eines: Die Führung in Nordkorea ist nicht aus einem Guss. Auch dort wird diskutiert.

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