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Mittwoch, 8. Oktober 2014

NEWs: Ceatec-Nachruf, Samsung-Abgesang und Fahrstuhlfahrt, Xis Jugendfreundin trifft Abe

Die News vom Tage, sporadisch, * subjektiv und ohne Gewähr:

​Heute meine Kolumne "Live aus Tokio" in der 6-Uhr-Ausgabe des Handelsblatts, der App HB Live. 

Ceatec: Ruhe in Frieden

Keine News, kein Sony und lausige PR - das ehemalige Mekka der Technikfreaks aus aller Welt, Japans Elektronikmesse Ceatec, ​
​ist ein Trauerspiel. Zum Glück leben wenigstens Japans Firmen noch.

Meine Erwartungen waren schon niedrig, als ich am Dienstag Japans Technikschaufenster besuchte, die einst legendäre Elektronikmesse Ceatec. Aber was die Organisatoren sich dieses Jahr erlaubten, als Messe zu zeigen, machte mich traurig und wütend, so schlecht war es. Früher war die Messe das Mekka der Technikfreaks. 


Aus aller Welt kamen Journalisten, um heute die Zukunft von morgen zu sehen - so weit war Japan der Welt bei Handys und Flachfernsehern voraus. Aber in der heutigen Form ist die Messe tot. Schlimmer schlimmer noch, die Organisatoren leisten Japans Unternehmen eine Bärendienst, weil sie keine Öffentlichkeit schafft. Die Japan AG hat besseres verdient. 

Ihr Mann in Japan: Kein Weg ist uns zu weit, kein Aufwand zu schade.
...

HB-Kommentar print: Essenz: Herr Lee, willkommen in der Normalität

Samsung ist immer für eine Überraschung gut, bisher vor einem halben Jahr positive, nun negative. Der Gewinn ist im dritten Quartal um 60 Prozent eingebrochen. Dies scheint mir zu zeigen, dass auch Samsung von der Auswirkung Chinas als neue Wal im globalen Smartphone-Becken überrascht wurde: Die Chinesen bei Smartphones die Preise schneller und mehr versauen als bei jedem anderen Segment, das sie bisher angepackt haben. 

* 700 Smartphone-Modelle wetteifern in China um die Kundengunst, erzählte mir gestern ein Experte. Dementsprechend werden die Dinger verschleudert. Da kommt kein Hersteller ungeschoren davon, auch Samsung nicht. Frage mich, ob bei den Preisen die Chinesen überhaupt noch Geld verdienen können. Bei Solarzellen mussten ja unlängst selbst Giganten wie Suntech Power die Wafer streichen.

PS: Samsung baut für den hospitalisierten Patriarchen einen Fahrstuhl in dessen Wohnung ein. Kommt er nach Hause?


Hände schütteln mit Xi-Freundin

Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hat heute seltenen Besuch. Li Xiaolin, die jüngste Tochter von Chinas Ex-Präsidentin Li Xiannian, wird wohl Abe treffen. Sie soll eine Sandkastenfreundin des jetzigen chinesischen Staatschefs Xi Jinping sein. 

Dienstag, 23. September 2014

NEWs vom Tage: Von scharzen Bären, Chat-App Lines gecancelten Börsenplänen und einer russisch-japanischen Männerfreundschaft (und Abes chinesischen und südkoreanischen Avancen)

Die News vom Tage, sporadisch, subjektiv und ohne jede Gewähr:

Das Apercu des Tages: 

Wer hat Angst vorm schwarzen Bären?


Ein asiatischer Schwarzbär im Breslauer Zoo.
Quelle: Guérin Nicolas via Creative Commons
Verglichen mit Deutschland ist Japan Wildnis. Ok, in Deutschland gibt es vereinzelt wieder Wölfe und hin und wieder Naturkatastrophen. Aber in Japan bedrohen neben Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Tsunamis, Erdrutschen, Überschwemmungen und Taifunen auch jede Menge Getier das menschliche Leben. Giftschlangen kriechen durchs Unterholz - und neuerdings asiatische Schwarzbären vermehrt durch die Umgebung menschlicher Siedlungen.

Zwischen April und Mai dieses Jahres wurden 40 Prozent mehr Bären gesichtet als ein Jahr zuvor. Ingesamt 2080 Mal, 21 davon in Tokios bergigem Westen. Experten warnen, dass eine magere Bucheckerernte den Trend noch verstärken könnte. Schließlich wollen die Pelztiere ihre Mägen für den Winterschlaf füllen. Bergwanderern in Japan empfehle ich daher, Bärenglocken mitzunehmen und die zu schwingen, wenn sie einen Bären sehen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass das Tier Reißaus nimmt. Füttern und Kuscheln empfiehlt sich nicht. Japans Bären sind zwar nicht ganz so riesig wie große Grizzlys, haben aber auch scharfe Krallen.

 

Ansonsten in den News:

Japans Chat-App Line bläst Börsengang ab

Der rekordverdächtige Raubzug von Chinas Online-Handelsplattform Alibaba an der New Yorker Börse hat den Investoren auf noch mehr IPOs von Internetgrößen angeregt. Große Hoffnungen auf erneuten Reibach machte vor allem Japans erfolgreiche wie profitable Chat-App Line. Doch nun verschob das Unternehmen seinen für diesen Herbst avisierten Börsengang.
Handelsblatt Live, 6-Uhr-Ausgabe


Putin gratuliert Abe telefonisch zum Geburtstag

Manchmal sind die Zeitläufte mächtiger als Männerfreundschaften. Diese Erfahrung muss jetzt Japans Ministerpräsident Shinzo Abe machen. Ukraine-Konflikt hin oder her, er hatte jüngst Russlands Präsident Wladimir Putin schriftlich nach Japan eingeladen. Putin revanchierte sich am Sonntag mit einem telefonischen Glückwunsch zu Abes 60. Geburtstag. Aber Abe bot ihm da nur mehr an, sich im November am Rande des Gipfels der Pazifikanrainer (Apec) in Chinas Hauptstadt Beijing zu treffen.
Handelsblatt Live, 6-Uhr-Ausgabe


Passend dazu:

Koreanisch-japanische Fischdiplomatie

Nach einem südkoreanischen Medienbericht überlegt die Regierung von Präsidentin Park Geun-hye, das Importverbot von Fischen aus acht japanischen Präfekturen aufzuheben. Die Maßnahme ist Teil der Annäherungspolitik beider Regierungen, die auf ein erstes Gipfeltreffen zwischen Park und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hoffen. Abe würde gerne auch Chinas Präsident Xi Jinping am Rande der Apec-Tagung persönlich treffen.






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Donnerstag, 2. Dezember 2010

News: Tech-Blog - Der iPhone-Tanz, Nordkorea treibt Japan und Südkorea in die Zusammenarbeit

Auf Technology Review ist heute mein Blog zum iPhone-Tanz erschienen. Damit meine ich das Phänomen, dass sich immer mehr junge Menschen selbst beim Tanzen mit der Liebsten selbst mit dem iPhone filmen.


Ansonsten aus den NEWs:
Nordkorea treibt Südkorea und Japan in die Umarmung
Nordkoreas Artillerieangriff scheint etwas zu schaffen, was bisher kaum möglich schien: Als Reaktion auf den Angriff scheinen Südkorea und Japan diplomatisch und militärisch enger zusammenzurücken. Nach japanischen Medienberichten wird Südkorea voraussichtlich erstmals Beobachter zu einem US-japanischen Großmanöver entsenden. 
Das seit einem Jahr geplante einwöchige Großmanöver, an dem 40000 Soldaten teilnehmen werden, unterstreicht, dass die Eskalation des Korea-Konflikts Südkorea und Japan trotz ihrer Territorialkonflikte auch diplomatisch wie militärisch enger zusammenrücken lässt. 
US-Aussenminister Hillary Clinton hat bereits weitere trilaterale Gespräche mit den zwei Verbündeten der USA in Asien angekündigt. Derweil blockiert China die Handlungsmöglichkeiten der Triade im Sicherheitsrat der vereinten Nationen.

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Freitag, 12. November 2010

G20: Waffenstillstand im Währungskrieg

Das Treffen der Staats- und Regierungschefs der Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) ist mit einem Kompromiss in Hauptstreitfragen zu ende gegangen. Nach hitzigen Diskussionen hat sich die G-20 darauf geeinigt, bis Juni 2011 Richtlinien zur Korrektur großer Handelsungleichgewichte auszuarbeiten. „Fürs Erste ist der so genannte Währungskrieg damit beendet", brachte Südkoreas Präsident Lee Myung-bak auf der abschließenden Pressekonferenz die Bedeutung dieses Beschlusses auf den Punkt.

Der wachsende Streit über die großen Ungleichgewichte im Welthandel und die Wechselkurskapriolen sowie den schwachen Dollar hatten das Gipfeltreffen überschattet. US-Präsident Barack Obama stand wegen der extrem lockeren Geldpolitik der US-Notenbank nicht nur im Gespräch mit der deutschen Kanzlerin unter Druck.

Auch die Unterredung mit Chinas Staatschef Hu Jintao drehte sich vorrangig um Währungsfragen. Denn die Dollarschwemme ruft anderswo Spekulationsblasen und treibt in Europa, Brasilien und Japan Landeswährungen gegenüber dem Dollar Export schädigend in die Höhe. Diskussionen über wichtige Punkte wie eine global abgestimmte Wirtschaftspolitik, der Seoul Aktionsplan, wurden in den Hintergrund gedrängt.

Am Ende überwog jedoch bei den Teilnehmern das gemeinsame Interesse, das wichtigste Koordinationsgremium der Weltwirtschaft nicht zu beschädigen. Unter dem Strich hat sich gezeigt, dass der Gemeinschaftsgeist siegt“, sagte Merkel im Anschluss an den Gipfel. „Der Geist der Kooperation war wirklich spürbar.“ 

Auch Obama, dessen Forderungen nach konkreten Obergrenzen für Leistungsbilanzüberschüsse und -defizite am breiten Widerstand innerhalb der G-20 gescheitert war, zeigte sich zufrieden: Manchmal gibt es revolutionären, manchmal evolutionären Fortschritt.“

Aus Obamas Sicht hat der Gipfel immerhin die Notwendigkeit von Korrekturmechanismen anerkannt. Die G-20 hat ihren Finanzministern, Notenbankern und dem nächsten G-20 Präsidenten, Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy, im Abschlussbericht eine klare Aufgabe gestellt: Bis Juni 2011 sollen auf der Grundlage mehrerer Indikatoren Richtlinien erstellt werden, mit denen große Handelsungleichgewichte, die nach Meinung der G-20 korrigiert werden sollten, identifiziert werden.

Auch das eigentliche Kernstück, der Seoul Action Plan zur abgestimmten Wirtschaftsentwicklung wurde abgenickt. Danach müssen die hochverschuldeten Industrieländer mit der Haushaltssanierung beginnen.
Außerdem wollen die Staaten versuchen, der Doha-Runde der Welthandelsorganisation zur weiteren Liberalisierung des globalen Handels neues Leben einzuhauchen. 2011 gebe es ein wichtiges, wenn auch nur schmales Zeitfenster zum Handeln, so die G-20.

Andere Maßnahmen sind der Ausbau eines finanziellen Sicherheitsnetzes, schärfere Richtlinien für Banken (Basel III) zur Vermeidung neuer Finanzkrisen wurden nur durchgewinkt. Größere Beachtung fand hingegen die Reform des Internationalen Währungsfonds, durch die China zum drittmächtigsten IWF-Mitglied wurde. Insgesamt stiegen die Stimmrechte der Schwellenländer um sechst Prozent.

Die G-20 feierte die Veränderungen als „ambitionierte Errungenschaft“. Die Entwicklungshilfe-Expertin der Bürgergruppe Oxfam International Jasmine Burnley kritisierte jedoch, dass die vermeintlich große Reform eher sei wie „Peter berauben um Paul zu bezahlen.“ Die Stimmanteile der Entwicklungsländer seien tatsächlich nur um 2,8 Prozent gestiegen, weil nicht nur die Industrieländer wie Deutschland, sondern auch Pakistan, Bolivien und Nigeria mit Einbussen den Machtgewinn Chinas und Indiens ermöglichten.

Ein Geschenk an die Gastgeber ist ein Entwicklungsplan für die am wenigsten entwickelten Länder der Welt. Der „Seoul-Entwicklungskonsenses für gemeinsames Wachstum“ beinhaltet einen mehrjährigen Aktionsplan. Als eine Maßnahme versprachen die Geberländer, ihre Entwicklungshilfe nach 2011 zumindest auf dem Vorkrisenniveau zu halten. 

Am Wochenende treffen sich die Staats- und Regierungschef aus dem asiatisch-pazifischen Raum in Japan zum Gipfeltreffen des asiatisch-pazifischen Wirtschaftsforums (Apec) wieder. Dann soll erstmals eine asiatisch-pazifische Wachstumsstrategie und der Aufbau von regionalem Freihandel diskutiert werden. Obama und Hu sind bereits gelandet.


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G20: Durch- und Abwinken - Streit überschaft Gipfel

Der G20-Gipfel hat am Donnerstag für Gastgeber Südkorea mit einer Niederlage begonnen, die zum Sinnbild für das Treffen der Staats- und Regierungschef der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer werden könnte. Die bilateralen Verhandlungen mit den USA über die Ratifizierung der bereits 2007 beschlossenen Freihandelszone sind vorerst geplatzt. Sie sollen im kommenden Jahr fortgesetzt werde.

Auch auf dem wichtigsten Forum der Welt scheint es immer schwieriger zu werden, an einer neuen, abgestimmten Wachstumsstrategie für die Welt zu zimmern. Stattdessen streiten sich die G-20 über das Management von Handelsungleichgewichten und Wechselkursen. Die Diskussionen im Vorfeld des Gipfels seien bereits so hitzig geführt worden, dass man die Türen habe öffnen müssen, witzelte ein südkoreanischer Verhandlungsführer.

Für Reibung sorgen vor allem die Konjunkturpolitik der USA und die harschen Forderungen von US-Finanzminister Timothy Geithner zur Beschränkung der Handelsungleichgewichte. Die US-Notenbank hatte kürzlich angekündigt, durch den Kauf von US-Staatsanleihen 600 Mrd. frisch gedruckte Dollar in die Wirtschaft zu pumpen. Gleichzeitig hatte Geithner verbindliche Zielgrössen für Überschüsse oder Defizite in Leistungsbilanzen der Länder gefordert.

Wie US-Präsident Barack Obama in einem Brief an die G-20 ausführte, erwarten die USA von Ländern mit hohen Überschüssen wie die Deutschland, China oder Japan, ihre Importe zu erhöhen und Exporte zu senken, um so die Abhängigkeit der Welt von den USA als Absatzmarkt zu verringern. „Wenn alle Nationen ihren Teil beitragen – die aufstrebenden nicht weniger als die entwickelten, die mit Überschuss wie die mit einem Defizit – dann werden wir alle von höherem Wachstum profitieren“, so Obama.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel gab Obama auf dem Gipfel der Konzernchefs eine klare Abfuhr. Politisch festgelegte Zielkorridore seien "weder ökonomisch gerechtfertigt noch politisch angemessen" und widersprächen dem freien Welthandel, so Merkel.

Andere Länder werfen den wiederum USA offen vor, mit der Dollarschwemme gezielt den Dollar zu schwächen und durch den massiven Kapitalexport Spekulationsblasen wie Währungskrisen in Schwellenländern zu befeuern.

Auch auf Obamas 80-minütigen Treffen mit Chinas Staatschef Hu Jintao ging es „grösstenteils“ um Wechselkurse, so Robert Gibbs, der Sprecher des Weissen Hauses. Die USA fordern von China, die Landeswährung Yuan steigen zu lassen, um Chinas Leistungsbilanzüberschuss mit den USA zu senken. Hu wiederholte gestern öffentlich, dies allerdings nur schrittweise und langsam tun zu wollen.

Chinas Kreditbewertungsagentur hatte sich überdies diese Woche die Spitze erlaubt, die Bonität der USA herabzustufen. Obama sah sich angesichts der Kritik bemüssigt, sich auf einer Pressekonferenz zu rechtfertigen: „Das wichtigste, dass die USA für die Weltwirtschaft tun kann, ist zu wachsen.“

Viele exportorientierte Ländern und vor allem globale Konzerne sind daher besorgt, dass die Tendenz zu Währungskriegen und Protektionismus weltweit weiter zunehmen könnte, wenn es in wichtigen Fragen keine Fortschritte geben würde. Neben den Währungs- und Handelsfragen stehen noch die globale Wirtschaftspolitik mit konkreten wirtschaftspolitischen Empfehlungen für die Länder, inklusive der Sanierung der Staatshaushalte auf der Tagesordnung.

Die Industrieländer haben versprochen, ihre Etatdefizite bis 2013 zu halbieren. Indiens Premier Manmohan Singh will die G-20 am Freitag in seiner Rede daran erinnern. Doch schon heute fragen sich Experten, wie die USA ihr Versprechen angesichts des riesigen Defizits von 1300 Mrd. Dollar halten können.

Angesichts dieser Stimmung rechnen Beobachter vor Ort damit, dass nur einfache Punkte wie die neuen Richtlinien zu Bankenregulierung (Basel III) oder die Reform des Internationalen Währungsfonds, die China mehr Macht gibt, durchgewunken werden. Chancen auf eine Lösung der Streitpunkte sehen sie kaum. „Es wird sehr schwer, Kompromisse zu finden“, sagt in Südkorea Peter Wahl, Gründer und Beirat der Bürgerrechtsgruppe Attac Deutschland.

Montag, 8. November 2010

News: Apec: Unternehmerverband drängr auf Freihandelsdeal, Nordkorea: Propaganda gegen Spottlieder, Südkorea: SK und USA zimmern an Freihandelsabkommen

Die News vom Tage, sporadisch, subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit: 

Vorweg ein Konjunkturbarometer: Das Geschäftsklima mit September hat sich leicht abgekühlt. Die BoJ spricht sogar davon, dass der Aufschwung "momentan pausiere".


Apec und transpazifische Freihandelszone
Einen Tag vor dem Kabinettbeschluss über Japans Handelsstrategie (siehe Eintrag morgen) hat der Unternehmerverband Nippon Keidanren die Regierung aufgefordert, bis 2015 ein transpazifisches Freihandelsabkommen abzuschließen. Schon der Beginn von Diskussionen für ein solches Abkommen wäre ein Meilenstein, denn bisher hatte die Agrarlobby jede Abschaffung von Schutzzöllen für die Landwirtschaft verhindert.
Anlass der plötzlichen Eile der Regierung ist der Apec-Gipfel, der am Wochenende in Yokohama stattfinden wird. Auf der Tagesordnung steht der Diskussionsbeginn für einer asiatisch-pazifischen Wachstumsstrategie, die den Freihandel in der Region fördern soll. Um der Idee neuen Schwung zu geben, will die Regierung über einen Beitritt zu einem TPP-Akommen (das transpazifische Partnerschaftsabkommen) diskutieren, dass derzeit außerhalb der Apec verhandelt wird.
Das TPP geht aus einem Freihandelsabkommen zwischen Brunei, Chile, Neuseeland und Singapur hervor. Derzeit wird verhandelt, es um fünf Länder zu erweitern, darunter die Agrarexporteure USA und Australien.


SÜDKOREA G20
USA und SK zimmern an Freihandelsabkommen

Im Vorlauf des G20-Gipfels diese Woche zimmern SK und die USA unter Hochdruck an einem Kompromiss für ihre bereits 2007 vereinbarte, aber nie ratifizierte Freihandelszone. Das Ziel ist, bis zum Südkorea-Besuch von US-Präsident Barack Obama die letzten Streitfragen zu lösen, darunter offene Zollfragen bei Autos und die Frage des Rindfleischimports.




NORDKOREA
Propaganda gegen Spott / Machtkonsolidierung durch Tod

Der Tod des greisen Generals Cho Myung-rok ermöglicht einem Kim-Vertrauten offiziell Aufstieg auf den zweitwichtigsten militärischen Posten. Vize-Marschall Lee Young-ho, der als Wegbegleiter von Kim Jong-un gilt, dürfte Cho als ersten stellvertretenden Vorsitzenden der Nationalen Verteidigungskommission ersetzen.
Darüber hinaus verstärken die Medien die Propaganda für den zum Thronfolger erwählten Kim Jong-un. Die Arbeiterzeitung hat dem Leben des 27-jährigen gerade eine gesamte Ausgabe gewidmet. 
Die Propaganda ist offenbar auch dringend notwendig, denn der Respekt der Machthaber schwindet. Kürzlich tauchte sogar ein Spotlied auf die Kim-Familie auf. In einer Schule sei ein südkoreanisches Kinderlied über drei Bären aufgetaucht, das es satirisch umgedichtet mit der Kim-Dynastie (Großväterchen Kim Il-sung, Väterchen Kim Jong-il und Sohnemann Kim Jong-un) aufnehme, berichtete der Blog Daily NK: "Drei Bären sind in einem Haus, stecken alles ein; Großvater-Bär, Papa-Bär und Baby-Bär. Großvater-Bär ist fett, Papa-Bär ist auch fett und Baby-Bär ist ein Idiot.“
Außerdem: Nordkorea bringt selbstentwickelten PDA auf den Markt, inklusive Touchscreen.

Sonntag, 7. November 2010

Politik: Gipfelmarathon in Asien

Die wichtigsten Staats- und Regierungschef der Welt diskutieren in dieser Woche gleich zweimal in Asien die Geschicke der Welt.

Ein wahrer Gipfelmarathon in Japan und Südkorea versinnbildlicht, dass sich die wirtschaftlichen und politischen Geschicke der Welt immer mehr in Asien entscheiden. Kaum ist die globale Artenschutzkonferenz im japanischen Nagoya mit einem unerwarteten Erfolg beendet worden, beginnen am Montag die vorbereitenden Treffen des G20-Gipfels der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer in Südkorea, auf denen die Staats- und Regierungschefs Mitte der Woche die globale Währungs- und Wirtschaftspolitik erörtern und Chinas Machtgewinn im Internationalen Währungsfonds absegnen werden.

Am folgenden Wochenende treffen sich dann die Staatenlenker der Asien-Pazifik Wirtschaftskooperation (Apec), von denen die mächtigsten auch zu den G20 gehören, im japanischen Yokohama wieder. Im Mittelpunkt steht dann eine asiatisch-pazifische Wachstumsstrategie, mit der sich die Boomregion Asien und die Westküste Nord- und Südamerikas vollends als Welthandelszentrum durchsetzen wollen. Europa ist dabei nur Zaungast.

In beiden Fällen versuchen die Gastgeber dafür zu sorgen, dass die Gipfeltreffen zu Meilensteinen werden. Besonderen Eifer, einen Erfolg zu produzieren, legt dabei Südkorea an den Tag. Denn das Land führt erstmals den Vorsitz einer solch gewichtigen globalen Zusammenkunft und will sich nach dem wirtschaftlichen Aufstieg nun auch als diplomatische Macht beweisen.

„Es ist ein wichtiger Zeitpunkt für die G20, ihre bisher getroffenen Vereinbarungen in konkretes Handeln umzusetzen“, forderte Südkoreas Präsident Lee Myung-bak am Mittwoch von seinen Kollegen forsch. Besonders wollen die Südkoreaner sich dafür einsetzen, dass die mächtigsten Staatenlenker der Welt sich auf konkretere Richtlinien einigen, wie die Staaten durch eine engere Koordination der Wechselkurspolitik drohende Währungskriege abwenden und Handelsbilanzungleichgewichte abbauen können.

Lee zeigte sich zuversichtlich, dass die Gipfelteilnehmer die noch vagen Ergebnisse des G20-Finanzministertreffens vom vorigen Monat „einen Schritt weiter“ treiben werden. Auch soll eine globale Wachstumsstrategie mit länderspezifischen Zielen festgelegt werden. Zudem will Lee sich ein bleibendes Denkmal setzen: einen Aktionsplan zur wirtschaftlichen Entwicklung der ärmsten Länder der Welt.

Auch Japan will die Apec-Tagung, die am Dienstag kommender Woche mit einem Treffen auf Ministerebene beginnen wird, in mehrfacher Hinsicht zu einer wirtschaftspolitischen Wegmarke machen. Zuerst geht es den Gastgebern darum, eine Vision für die Zukunft der pazifischen Anrainerstaaten zu umreißen. Ein wichtiger Bestandteil wird der Entwurf einer Wachstumsstrategie für die Region sein.

„Es ist das erste Mal, dass die Führer darüber im Rahmen der Apec diskutieren“, beschreibt ein japanischer Diplomat die Bedeutung dieses Tagesordnungspunkts. Darüber hinaus wollen konkret über die Wege sprechen, wie das ultimative Fernziel, eine transpazifische Freihandelszone, erreicht werden kann.

Japans Regierung wenigstens unternimmt große Anstrengungen, dem Apec-Gipfel in dieser Frage Impulse zu geben. Noch vor dem Gipfel will die Regierung entscheiden, ob sie sich den Diskussionen um ein transpazifisches Partnerschaftsabkommen (TPP) anschließen soll. Bisher ist jede Diskussion über die TPP schon in Ansätzen an der mächtigen Landwirtschaftslobby gescheitert. Die malt bei einem Wegfall der Zollschranken für landwirtschaftliche Produkte den Untergang des heimischen Bauernstands an die Wand.

Diplomatisch wird das Treffen allerdings für die Gastgeber zu einem Eiertanz. Denn mit zweien der wichtigsten Gastländer, mit China und Russland, sind in den vergangenen Wochen lange schwelende Gebietskonflikte eskaliert. Es ist daher unsicher, ob Japans Regierungschef Naoto Kan Chinas Staatschef Hu Jintao und Russlands Präsident Dmitri Medwedew zu persönlichen Gesprächen treffen kann.

Freitag, 5. November 2010

News: Internet-Leck von Kutter-Rammstoß, Toyota hinkt hinter Suzuki her, Lebensversicherer Meiji Yasuda kauft sich in Deutschlands Talanx ein, Resona Bank schmiert ab

Die News, sporadisch, * subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Japan hat nun seinen eigenen Internet-Leck-Vorfall.
Irgendwer hat die Videos vom Rammstoss des chinesischen Kutters gegen ein Schiff der japanischen Küstenwache ins Netz gestellt. Die Regierung wollte sie gerne unter Verschluss halten, wohl um vor dem Apec-Gipfel in Japan die hitzigen diplomatischen Probleme mit China abzukühlen.
* Ein Treffen von Ministerpräsident Kan mit Chinas Präsident Hu Jintao morgen in einer Woche wird nun immer schwieriger. Denn Chinas reagiert genervt. Japans Regierung sagt, man müsse die Echtheit der Videos prüfen. 
Missmanagement in Zeiten des Internetzeitalters pur.
Links zu Videos:
Hier der Link, Blick vom gerammten Schiff aus (mal sehen, wie lange er funktioniert):
Hier der Link, Blick vom Begleitschiff.

Unternehmen
Halbjahresbilanz Toyota
Toyota kehrt in der ersten Jahreshälfte in die Gewinnzone zurück, bleibt allerdings hinter seinen Rivalen in Sachen Profitabilität zurück. Zudem senkte der Konzern die Umsatzprognose leicht auf 19000 Mrd. Yen, erhöhte aber die Gewinnprognose um 50 Mrd. auf 380 Mrd. Yen. Selbst Suzukis Gewinnmarge liegt mit 5,2 Prozent über Toyotas runden drei Prozent. 
* An den Märkten mosern die Analysten inzwischen darüber, dass sich Toyota nicht so stark wie die Rivalen um Gewinnvermehrung kümmert. Der Vorwurf: Der Konzern zögere beim Abbau von Beschäftigung und Produktion in Japan, die für den Export beim jetzigen Wechselkursstand zum Dollar wenig einträglich ist.

Banken
Gerüchte um Kapitalerhöhung: Resonas Aktienkurs stürzt ab
Der Aktienkurs von Japans viertgrößter Bankengruppe Resona ist mit 16 Prozent gestern so stark abgesackt wie seit sieben nicht mehr. Auslöser waren Medienberichte, dass die Bank ihr Kapital durch die Ausgabe neuer Aktien um 600 Mrd. Yen erhöhen will, um mit den Geldern den Staat auszubezahlen. 
* Die vom Staat vor der Pleite gerettete Bank steht unter Druck, die staatlichen Finanzspritzen von geschätzt 1700 Mrd. Yen zurückzuzahlen. Ausserdem haben die anderen Megabanken die fast nur im Inland aktive Finanzgruppe mit großen Kapitalerhöhungen unter Zugzwang gesetzt, ebenfalls ihre Kapitalbasis zu verstärken. 

Nikkei: Meiji Yasuda Life kauft sich in dt. Versicherer ein
Nach einem Bericht der Zeitung Nikkei will die japanische Lebensversicherung Meiji Yasuda nächstes Jahr in Form von Wandelsanleihen 300 Mio. Euro in die deutsche Versicherungsgruppe Talanx investieren. Die Japaner wollen auch zwei Mitglieder in den Aufsichtsrat entsenden und planen, die Anleihe nach einem Börsengang von Talanx in Aktien umzuwandeln.
Mit ihrem größten Auslandsinvestment wollen die Japaner vor allem den noch wachsenden LV-Markt in Osteuropa anzapfen. 
* Und da beschwere sich noch mal jemand über den starken Yen. Denn im rechten Lichte betrachtet schmerzt er zwar die Exporteure bei Exporten, dafür erleichtert er jeder Menge anderer Firmen, die unter dem Druck stehen, ins Ausland expandieren zu müssen, Firmenkäufe in Übersee.

Videos: Chinesischer Kutter rammt Schiff der japanischen Küstenwache

Durch irgendein kleines Leck ist nun das Video über den Auslöser des jüngsten diplomatischen Konflikts zwischen China und Japan ins Netz gesickert.

In dem Video der japanischen Küstenwache ist hübsch zu sehen, wie der chinesische Fischkutter das Boot der Küstenwache rammt.
Hier der Link, Blick vom gerammten Schiff aus (mal sehen, wie lange er funktioniert):
http://www.dailymotion.com/video/xfitp1_2010-senkaku-boat-collision-incident-v5-japancoastguard_news

Hier der Link, Blick vom Begleitschiff.
http://www.youtube.com/watch?v=ymdtwN-nh4c&feature=related

Noch mehr Coverage hier:
http://www.youtube.com/user/newnihonsystem

In Japan ist die Aufregung nun groß - und wahrscheinlich auch in China. Denn das Video bestätigt die Darstellung von Japans Küstenwache.

Dienstag, 2. November 2010

News: Gebietsstreit zwischen Japan und Russland eskaliert, VW-Partner Suzuki verdoppelt Gewinne, Hitachi schafft die Wende

Die News vom Tage, sporadisch, * subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit:



Politik
Territorialkonflikt
Diplomatische Krise zwischen Russland und Japan eskaliert
Japan wird seinen Botschafter aus Russland abziehen, kündete heute Japans Außenminister Seiji Maehara in Tokio an. Mit dieser harschen Geste protestiert Japan gegen den ersten Besuch eines russischen Präsidenten auf den südlichen Kurilen, die Japan für sich beansprucht. Dmitrij Medwedjew hatte gestern die Insel Kunashiri besucht, die nur 16 Kilometer von der japanischen Küste entfernt liegt und in Japan als integraler Teil seines Terroritoriums gilt.
* Durch den Besuch des russischen Präsidenten sind de facto alle bisherigen Diskussionen über den seit Kriegsende schwelenden Territorialkonflikt beendet. Dies ist ein schwerer außenpolitischer Schlag für die Regierung von Naoto Kan, die schon wegen ihrer Reaktion auf in einem Terrotorialkonflikt mit China innenpolitisch in der Kritik steht.

Halbjahresbilanz 
Suzuki - Verdopplung der Gewinne
Suzuki beweist seinen Wert für den Partner VW. Der Kleinwagenhersteller verdoppelte in der ersten Hälfte des Bilanzjahres seine Gewinne. 
* Mit einer operativen Gewinnmarge von fünf Prozent gehört Suzuki nun zu den profitabelsten Autobauern Japans. Nicht schlecht für ein Unternehmen, das nur billige Kleinwagen herstellt. Motor des Erfolgs ist Suzukis starke Stellung in Indien, wo der Konzern mit einem Marktanteil von 50 Prozent Marktführer ist.
Gut unterwegs ist auch die Marke Subaru. Der Hersteller Fuji Heavy hat heute seine Gewinnprognose für das bis Ende März laufende Bilanzjahr 2010 auf 50 Mrd. Yen verdoppelt.

Hitachi: Sanierungsfall schafft die Wende
Der japanische Mischkonzern Hitachi hat nach verlustreichen Jahren die Wende geschafft. Das Unternehmen fuhr einen Halbjahresgewinn von 158 Mrd. Yen ein und hat damit seine Gewinnprognose fürs Gesamtjahr bereits zu 75 Prozent erfüllt. 2009 erlitt der Konzern noch den höchsten Verlust eines Industrieunternehmens in der japanischen Geschichte.


Südkorea
Zweitgrößte Bank unter Korruptionsverdacht
Die Staatsanwaltschaft hat heute Büros von drei früheren und amtierenden Top-Managern der Shinhan Bank durchsucht. Ihnen wird Korruption und Veruntreuung vorgeworfen. 
Damit dehnt die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen in dem Skandal von Südkoreas zweitgrößter Bank aus. 

Sonntag, 3. Oktober 2010

Politik: Japan suchte deutsche Schützenhilfe für atomare Aufrüstung

Japan hat ein Jahr vor dem in Kraft treten des Atomwaffensperrvertrags im Jahre 1970 Deutschlands Bereitschaft ausgelotet, die ostasiatische Nation im Falle einer atomaren Aufrüstung zu unterstützen. Dies hat der japanische TV-Sender NHK am Sonntag abend in seiner Hauptnachrichtensendung unter Berufung auf Akten des deutschen Außenministerium gemeldet. Die deutschen Diplomaten hätten eine Hilfe abgelehnt, so NHK. 
Dem Bericht zufolge hatte Japans Außenministerium deutsche Diplomaten im Februar 1969 in den Ferienort Hakone eingeladen. Denn fünf Jahre nach Chinas Atomwaffentest befürchtete die Regierung, dass eine atomare Bewaffnung anderer Staaten wie Indien Japans Sicherheit gefährden könnte. 
Ryohei Murata, einer der japanischen Teilnehmer an der Sitzung, erklärte gegenüber dem TV-Sender, dass er geglaubt habe, dass es auch für Japan Raum für eine atomare Aufrüstung hätte geben sollen. Aber bei den damaligen Verhandlungen über den Atomwaffensperrvertrag konnte Japan seines Erachtens nicht auf Gehör rechnen. Dort hätten die Großmächte alles hinter geschlossenen Türen entschieden, so Murata. Daher habe man sich an Deutschland gewendet. Allerdings blockten die Gäste den Unterlagen zufolge eine Hilfe als sehr unwahrscheinlich ab. NHK berichtete nicht, ob danach die Unterredungen noch in eine weitere Runde gegangen seien.  
Die Meldung weckt weitere Zweifel an der Bekenntnis früherer japanischer Regierungen zu einer Welt ohne Atomwaffen. Denn die Intention widerspricht den 1967 vom damaligen Ministerpräsidenten Eisaku Sato verkündeten drei nicht-nuklearen Prinzipien, in denen er vor allem seinem Volk, aber auch der Welt versprach, dass das Land weder Atomwaffen produzieren, besitzen, noch ins Land lassen werde. Zwar goss das Parlament die Prinzipien nicht in Gesetzesform, sondern verabschiedete sie 1971 nur als Resolution. Aber in der Öffentlichkeit galten sie seither als Grundlage der japanischen Außenpolitik. 
Entgegen der offiziellen Politik erlaubten frühere Regierungen dem Bündnispartner USA allerdings in geheimen Vereinbarungen, Nuklearwaffen auf Kriegsschiffen ins Land zu bringen. Dies ist zwar schon lange kein Geheimnis mehr, aber erst, nachdem die demokratische Partei im Sommer 2009 die Regierung übernommen hatte, traute sich Japan die langjährige Lebenslüge der japanischen Friedenspolitik zu zugeben. Heute ist Japan mit Deutschland eine der treibenden Kräfte in der Staatengemeinschaft für eine atomare Abrüstung.  

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Die Newsliste: Mittwoch, 21.10.2009

Sporadisch, subjektiv * und ohne Anspruch auf Vollständigkeit - die News vom Tage und frisch von den Pressetagen der Tokyo Motorshow. Meinen donnerstäglichen Blog auf Technology Review werde ich auch diesem Thema widmen.


Von der Tokyo Motorshow
Nissan ist optimistisch fürs Amerikageschaeft
Trotz der Absatzkrise ist Nissan optimistisch für sein Nordamerika-Geschäft. "Wir sind nicht über die Auslastung unserer US-Fabriken besorgt", sagte Nissan und Renault-Chef Carlos Ghosn. Wegen der Dollarschwäche "werden sie nicht nur den US-Markt bedienen, sondern auch für Exporte." Nissan Amerika-Chef Tavares hofft sogar darauf, dass das US-Geschäft bereits im laufenden Jahr profitabel werden könnte.
Nissans Optimismus ist überraschend. Denn der US-Markt, aus dem die japanischen Hersteller bisher den Großteil ihrer Gewinne zogen und der sie nun tief in die roten Zahlen gedrückt hat, ist weiterhin in tiefer Krise. Nachdem Ende der Abwrackprämie ist der aufs Jahr hochgerechnete Absatz im September auf 9,2 Millionen Autos abgesagt. "Das war ein wenig enttäuschend", gestand Tavares. Doch die Industrie hofft darauf, dass sich bald wieder die 10 Millionen-Grenze durchbrochen wird.
Tavares warnte allerdings davor, auf eine schnelle Erholung des US-Markt zu hoffen. "Die Erholung wird langsam ausfallen". Bis das Niveau von 2007 wieder erreicht werde, würden mindestens drei bis fünf Jahre vergehen.

Messe-Rundgang
"Das Rennen hat begonnen" (Carlos Ghosn)
eAutos sind das dominierende Thema bei der arg geschrumpften Tokyo Motorshow. Die japanischen Hersteller nutzen die Abwesenheit der ausländischen Hersteller, um ihre Vorstöße in der Null-Emissionsmobilität vorzustellen.
Ein kleiner Rundgang mit Einsichten von Nissan, Mitsubishi, Honda und Toyota und Seitenblicken auf andere Hersteller.
Nissan kündigt vier Elektromodelle an, Honda setzt auf Hybride und will nur kleine elektrische Mobile für den Kurzstreckenverkehr anbieten. Mitsubishi will im Jahr 2020 20 Prozent seines Absatzes mit eAutos erzielen.
Ausserdem hat Nissan bereits mit dem Handelshaus ein Unternehmen angekündigt, dass für die Weiterbenutzung von Autoakkus als stationäre Energiespeicher dienen soll. Durch die Weiterverwertung soll der Wiederverkaufswert von gebrauchten Energiespeichern hoch gehalten und damit die Leasingkosten für die Batterien gesenkt werden. Nissan will eAutos ohne die extrem teure Batterie verkaufen und die Kunden die Batterie nur mieten lassen, um das Elektroauto zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten zu können.

Die Zukunft Tokyo Motorshow: War es das jetzt?
Einst war sie ein Muss für die Autoindustrie. Dieses Jahr zeigt sich kein westlicher Großserienhersteller auf der Tokyo Motorshow, wohl aber auf chinesischen Messen. Auf dem Parkett wird bereits gewispert, dass Tokyo damit unwiderruflich seine Rolle als Weltmesse an Shanghai oder Beijing verloren hat. Nur Carlos Ghosn bleibt optimistisch. Die Hersteller würden in zwei Jahren alle wieder dabei sein. Dass sie in der Krise nur dort auftreten, wo sie den größeren Markt haben, sei normal. Aber die Tokyo Motorshow bleibe als technischer Schaukasten der japanischen Autoindustrie wichtig.

POLITIK
Stopp der Postprivatisierung: Kamei beruft neuen Postchef
Japans Minister für das Finanzwesen und die Postreform, Shizuka Kamei, hat nach dem Stop der Postprivatisierung einen neuen Chef der japanischen Post berufen. Bereits Ende dieses Monats soll der ehemalige Vize-Finanzminister Jiro Saito den bisherigen Postchef Yoshifumi Nishikawa ablösen, der ein strikter Befürworter der Postprivatisierung ist.
Japans Regierung hatte am Dienstag die größte Privatisierung Japans und das Symbol der neoliberalen Reformen vom ehemaligen Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi gestoppt. Statt einem Verkauf ist nun geplant, die Post zu einer landesweiten Grundversorgung von Brief- und Finanzdienstleistungen zu zwingen. Damit soll die wachsende Schere in den Lebensumständen zwischen den florierenden Metropolen und den kriselnden ländlichen Regionen geschlossen werden. Die bisherige Postprivatisierung hatte zu einer Verschlechterung der Versorgung in vielen dünn besiedelten geführt.

USA fordern Japan zur Einhaltung des Truppenabkommens auf
Zwischen der neuen Regierung und den USA droht ein schwerer Konflikt über die Reorganisation der amerikanischen Truppen.
US-Verteidigungsminister Gates hat heute in Tokyo erklärt, dass seine Regierung am Status Quo festhalten würde, wenn die neue Regierung die bisherigen Absprachen über die Truppenverlegung an einen neuen Standort auf der südjapanischen Insel Okinawa  nicht einhalten würde.
Dies wäre eine Ohrfeige für die neue japanische Regierung. Die Demokraten hatten nach ihrem Regierungsantritt eine Verlegung der
amerikanischen Truppen auf einen Stützpunkt außerhalb Okinawas zu einem ihrer Kernanliegen erklärt. Doch die USA lehnen eine
Neuverhandlung des in 14 zähen Verhandlungsjahren erreichten Truppenumzugsplans strikt ab.
"Die Futenma-Umsiedlung ist der Dreh- und Angelpunkt des Neuordnungsplan. Ohne den Futenma-Stützpunkt wird es keine Umsiedlung nach Guam geben und ohne Umsiedlung nach Guam, keine Konsolidierung der Streitkräfte und keine Rückgabe von Land in Okinawa", erklärte Gates nach einem Gespräch mit Japans Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa. Allenfalls zu einem Bau des neuen Luftwaffenstützpunkt etwas weiter vor der Küste Okinawas wären die USA zu haben.