Montag, 18. Oktober 2010

Hoffnungsschimmer für Artenschutz

Was soll man dazu sagen? Selbst Umweltschützer lassen sich manchmal mitreissen wie heute bei der Eröffnung der Konvention für die biologische Vielfalt in Nagoya:


Hoffnungsschimmer für den Artenschutz

Die wichtigste Artenschutzkonferenz der Welt hat in Japan unerwartet mit einem Hoffnungsschimmer begonnen. „Die Stimmung ist wunderbar“, berichtet Günter Mitlacher, Leiter des Bereichs Biologische Vielfalt beim WWF Deutschland, in Nagoya von der Konvention für biologische Vielfalt (COP-10). 

Die Delegierten aus 192 Nationen, die sich bis zum 29. Oktober auf einen Fahrplan für den Artenschutz einigen wollen, sind offenbar nach Jahren zäher Diskussionen an einem Erfolg interessiert. „Es ist Zeit, sich zu einigen“, zitiert Mitlacher einen Delegationsleiter. Selbst in den Arbeitsgruppen sei man noch guter Dinger, das man es schaffen werde, sagt Mitlacher.

So viel Zuversicht aus dem Mund eines Naturschützers ist überraschend. Denn bislang sind die Vorstöße zum Artenschutz gescheitert, weiß auch Mitlacher. Ursprünglich wollte die Staatengemeinschaft bis 2010, dem Jahr der Artenvielfalt, das Tempo des Artensterbens deutlich verringern. Aber die Finanzkrise hat die Welt weiter zurückgeworfen. „Für die Rettung der Weltwirtschaft wurden in kürzester Zeit Milliarden mobilisiert“, klagte im Vorfeld der Konferenz Hubert Weiger, der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Doch bei Maßnahmen gegen den Biodiversitätsverlust und den Klimawandel wird zäh gerungen.“

Zudem befürchteten viele Umweltschutzorganisationen, dass man mit der Walfangnation Japan den Bock zum Gärtner gemacht hätte. Doch inzwischen haben selbst viele Skeptiker den Eindruck, dass Japans Regierung die COP-10-Tagung wie schon vor 15 Jahren das Kioto-Protokoll zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen zu einer Art Erfolg zu führen. „Die Japaner haben bemerkt, dass in dem Thema politisch sehr viel Musik drin ist und sie sich ein Scheitern wie das der Klimaschutzkonferenz in Kopenhagen nicht erlauben können“, sagt Mitlacher.

Nur ist der Wille allein kein Garant für den Erfolg. Denn die Hürden liegen hoch und die Zeit drängt. Das Ziel ist nichts weniger, als für die Zeit bis 2020 einen Rettungsplan für die Umwelt mit konkreten und verbindlichen Maßnahmen festzulegen. Denn bereits heute sind nach Angaben der Weltnaturschutzunion mehr als ein Drittel der 47677 erfassten Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.

Die Forderungen der Umweltschützer sind dementsprechend hoch. Der BUND fordert ein Ende der auf „kurzfristige Gewinne angelegten Naturausbeutung“. 20 Prozent der Erdoberfläche sollte demnach mit einem Netz aus Schutzgebieten überzogen werden, damit Fauna und Flora sich wieder erholen können.

Doch der Teufel steckt in den Details. Und von denen gibt es auf dieser Konferenz sehr viele. Es geht nicht um Geld und Schutzgebiete, sondern auch um die Verwertung von Patenten, die sich westliche Pharmakonzerne gerne für Medikamente, die auf Genen von Pflanzen und Tieren beruhen, sichern würden. Biopiraterie lautet der Vorwurf. Ohne ein Entgegenkommen der Industrieländer werden die Entwicklungsländer einem Rettungsplan kaum zu stimmen, sind Naturschützer überzeugt. 

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