Zeitenwende im Weltstahlverband: Erstmals wird 2011 ein Chinese zum Präsidenten der traditionsbewussten Organisation aufsteigen. Xiaogang Zhang, Chef von Anshan Iron and Steel, wurde gestern auf der Weltstahlkonferenz in Tokio zunächst zum Vizevorsitzenden gewählt. 2011 soll er dann die Nachfolge des neuen Vorsitzenden Hajime Bada antreten, Chef des japanischen Stahlkonzerns JFE.
Die World Steel Association trägt damit der Machtverschiebung in der Weltstahlindustrie Rechnung. Obwohl China fast die Hälfte der weltweiten Stahlnachfrage und -produktion repräsentiert, stand die Stahlindustrie bislang im Abseits: Bis Ende 2010 werden erst sieben der größten chinesischen Hersteller in dem Verband als Einzelmitglieder vertreten sein. Das entspricht nur etwa 25 Prozent der heimischen Stahlindustrie.
Doch die alteingesessenen Stahlbarone aus Europa, Japan und den USA können die Chinesen in ihren Reihen nicht länger übergehen. Schon auf der Weltstahlkonferenz im vergangenen Jahr in Chinas Hauptstadt Peking seien die Chinesen, „ich sage es mal höflich, sehr selbstbewusst aufgetreten“, sagt ein deutscher Stahlmanager. „Zhang hat offenbar besondere Ambitionen“, meint ein anderer Industrieinsider.
Der 1954 geborene Chinese ist General Manager der Angang-Gruppe und Präsident von Anshan Steel, einem der größten chinesischen Stahlkonzerne. Er gilt als Metallurgie-Experte und hat hohe staatliche Auszeichnungen erhalten, ist aber als Ex-Chef des chinesischen Stahlverbands mit Lobbying bestens vertraut.
Brancheninsider halten ihn daher auch eher für einen Politiker als einen Manager. Tatsächlich ist Zhang sowohl alternierendes Mitglied im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas als auch Vertreter im elften nationalen Volkskongress.
Aus der FTD, 5.10.2010
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