Ok, der Artikel, auf den ich jetzt hinweisen werde, ist nicht brandneu, aber vielleicht dennoch von Interesse.
"Die Welt" hat vorige Woche meine Buchrezension des neuen Buchs US-Internet-Gurus/-Kritikers Nicholas Carr, "The Shallows - What The Internet Does To Our Brains", veröffentlicht.
Wie FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher in seinem Buch "Payback" hat Carrs beobachtet, dass seine Fähigkeit, lange Texte zu lesen, abgenommen hat.
Verantwortlich für diese Entwicklung ist für ihn das Internet, dass durch seine technische Wirkungsweise unser Gehirn neu verdrahtet.
Carrs These ist, dass jede Technik auf neuraler Ebene unser Gehirn und damit unser Denken verändert, in diesem Fall zum Schlechten. Während der Buchdruck in seinen Augen die Kunst des "tiefen Lesens" und damit Denkens demokratisiert hat, glaubt Carr, dass das Internet unser Denken und damit unserer Fühlen systemisch verflacht. Denn es zerstreut durch die ewige Erreichbarkeit, den Zwang zu schnellen Antworten auf eMails, multimediale Angebote und die vielen Links in Texten unsere Aufmerksamkeit und zerstört die Konzentration, die wir für die Abspeicherung von Informationen in unserem Langzeitgedächtnis benötigen.
Ich habe das Buch sehr genossen. Denn es beschreibt nicht nur detailliert und verständlich die neurologischen Auswirkungen des Internets auf unser Hirn, sondern erinnert uns nebenbei mit einer Fülle von Einsichten alter Denker an die Entwicklungs- und Wirkungsgeschichte intellektueller Techniken
Dennoch ist es nicht mehr als ein sehr gutes Fundament für die notwendige Diskussion über die Frage, was wir Menschen werden wollen. Denn Carr liefert keine Lösungen für das Dilemma, einerseits das Internet nicht mehr abschaffen zu können und andererseits entgegen seiner inhärenten Wirkungsweise das tiefe Denken bewahren oder gar fördern zu wollen. Am Ende wird er sogar wieder recht pessimistisch. Das wichtige sei nicht das Werden, sondern was wir werden.
Foto: Commons http://spaceresearch.nasa.gov/general_info/05feb_superconductor.html
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