Mittwoch, 16. November 2011

Roboter in der Schwangerschaft

Im donnerstäglichen Blog auf Technology Review berichte ich von der internationalen Robotermesse (Irex), die vorige Woche in Tokio stattgefunden hat.

Zwei Trends meine ich erkannt zu haben:
1. Die Roboter werden vielleicht aus Regionen vorstoßen, von denen wir es nicht erwarten. Denn die Menschen finden immer wieder Anwendungen selbst für Industrieroboter, an die die Entwickler gar nicht gedacht haben.

Kukas Leichtbauroboter beispielweise wird in den USA bei Ultraschalluntersuchungen von Schwangeren erprobt. Kann ich mir durchaus vorstellen: Er sieht recht "kawaiiiiii" (süüüüß) aus und ist enorm empfindlich.

2. Kleine Roboter schicken sich an, mittelständische Fabriken zu erobern wie das folgende Video zeigt.

Der Humanoide von Kawada Industrial kann mit Menschen zusammenarbeiten und sich auch selbst die Hand (also sein Werkzeug) auswechseln.
Hübsch auch die Idee des Autozulieferer Denso, den Roboter als Bereicherung für Spielzeugautorennbahn einzusetzen.

Etwas ganz anderes ungemein praktisches - wenn man denn bettlägerig ist: der Telepräsenz-Roboter von Orylab.

Mit dem kann ein Nutzer sozusagen huckepack mit seinen Freunden überall hinreisen, mitschauen und mitreden.
Wer will, kann auch ein verkleinertes Abbild seiner selbst über den Roboterkopf streifen. Dies ist das Selbstportrait des Entwicklers Kentaro Yoshifuji. Das ist wirkliche Produktpersonalisierung.

Mittwoch, 2. November 2011

Zeitenwende in Japans Roboterindustrie

Diese Woche serviere ich auf Technology Review die ersten wirklich kommerziellen "Partnerroboter" von Toyota. Sie sind auf puren Nutzwert getrimmt und sollen ab 2013 auf den Markt kommen.
Was dieser Roboter macht, wird weiter unten in einem Zeitraffer vorgestellt.


Professor Keiichi Saito von der Fujita Gesundheitsuniversität stellt die ersten wirklichen Roboter, die Menschen in freier Wildbahn helfen, vor. Ja, wo ist er denn, der Roboter?
Gefunden? Es ist an Saitos rechtem Bein befestigt: Es handelt sich um einen Geh-Assistenten für Menschen mit einem gelähmten Bein, der konventionelle Knieschienen ersetzen soll. Saito ist selbst gelähmt und hat daher Toyota nur zu gerne bei der Entwicklung der neuen Roboter geholfen. 


Hier kann man das Teil ein bisschen genauer sehen. 
Das kleine Kastchen beherbergt einen Sensor, der den Winkel von Bein, Knie und Unterschenkel misst, daraus die Intention des Trägers berechnet, woraufhin der 50-Watt-Motor im größeren Kästchen den Unterschenkel nach vorne kickt. Gewichtssensoren in der Sohle melden den Bodenkontakt zurück. Ein Akku auf dem Rücken speist das System mit Energie. 


Toyota hat die Technik mit Absicht simpel gehalten. Bis zur Markteinführung soll das System allerdings noch deutlich geschrumpft werden. Die Batterie soll dann am Gürtel Platz finden. 
Aber funktional ist das Gerät ausentwickelt. Mit dem Roboter kann Saito nun Schrägen und Treppen weitaus leichter entlanghumpeln als mit der konventionellen Beinschiene, die er bislang benutzen musste. Auf der Treppe muss er nicht einmal das Geländer anfassen.


Und nun noch die Auflösung des Rätsels vom Anfang: Es handelt sich um einen Transporthelfer für bettlägerige und schwer gelähmte Patienten, mit dem nun eine Pflegerin die Arbeit von zweien erledigen kann.
Nach Aussagen des Pflegepersonals, das dies Gerät derzeit testet, kommt der maschinelle Helfer auch bei den Patienten gut an. Denn durch die Technik belasten sie das Pflegepersonal nicht mehr stark und wahren vor allem ein bisschen Privatsphäre und Würde.