Donnerstag, 2. Dezember 2010

News: Tech-Blog - Der iPhone-Tanz, Nordkorea treibt Japan und Südkorea in die Zusammenarbeit

Auf Technology Review ist heute mein Blog zum iPhone-Tanz erschienen. Damit meine ich das Phänomen, dass sich immer mehr junge Menschen selbst beim Tanzen mit der Liebsten selbst mit dem iPhone filmen.


Ansonsten aus den NEWs:
Nordkorea treibt Südkorea und Japan in die Umarmung
Nordkoreas Artillerieangriff scheint etwas zu schaffen, was bisher kaum möglich schien: Als Reaktion auf den Angriff scheinen Südkorea und Japan diplomatisch und militärisch enger zusammenzurücken. Nach japanischen Medienberichten wird Südkorea voraussichtlich erstmals Beobachter zu einem US-japanischen Großmanöver entsenden. 
Das seit einem Jahr geplante einwöchige Großmanöver, an dem 40000 Soldaten teilnehmen werden, unterstreicht, dass die Eskalation des Korea-Konflikts Südkorea und Japan trotz ihrer Territorialkonflikte auch diplomatisch wie militärisch enger zusammenrücken lässt. 
US-Aussenminister Hillary Clinton hat bereits weitere trilaterale Gespräche mit den zwei Verbündeten der USA in Asien angekündigt. Derweil blockiert China die Handlungsmöglichkeiten der Triade im Sicherheitsrat der vereinten Nationen.

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Montag, 29. November 2010

News: Korea-Konflikt: Musterhafte verbale Aufrüstung, Nissan-Chef Ghosn bloggt in der Nikkei, Sharp verhaut den Start seines Tablet-PCs, Toshibas TV-Sparte setzt letzte Hoffnung auf Asean

Die News, noch sporadischer als sonst wegen des Korea-Konflikts, immer noch subjektiv und erst recht ohne Anspruch auf Vollständigkeit: 

Korea-Konflikt: Musterbeispiel in verbaler Aufrüstung
Bisher ist die Lage ruhig an der Front, auch wenn Nord- und Südkorea mächtig auf die Kriegspauke hauen. Denn beide Seiten versehen ihre Drohungen immer mit dem Zusatz, nur Angriffe der anderen Seite militärisch vergelten zu wollen. 
Was einen Angriff darstellt, ist zwar im Zweifel interpretationswürdig. Aber die Wortwahl ermöglicht es beiden Regierungen, nach innen Härte zu zeigen, aber gleichzeitig die Tür für Gespräche offen zu halten. 
Das Risiko der Strategie ist natürlich, dass sich beide Seiten unter Zugzwang setzen. Wenn etwas passiert, müssen sie ihren Worten Taten folgen lassen, um nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren.


Japan
Unternehmen: Nissan und das Elektroauto - Ghosn bloggt in der Nikkei
Davon kann ein Unternehmen nur träumen: Japans führende Wirtschaftszeitung Nikkei lässt Carlos Ghosn vor dem Start von Nissans Elektroauto Leaf in diesem Freitag Blogs veröffentlichen. Fünf mal darf Ghosn seine Sicht von der Zukunft der Mobilität äussern, bevor er am Freitag den Vorhang für die Premiere von Nissans ersten Angebot zur Massen-E-Mobilisierung hebt.
Die Erwartungen sind hoch, die Frage allerdings ist, ob die Kunden die Erwartungen erfüllen. 


iPad Rivale von Sharp: Fragwürdiger Start
Sharp stellt eBook-Reader zum iPad-Preis vor
Sharp hat zwei Geräte entwickelt, die aussehen wie Rivalen für Apples iPad oder das kleinere Samsungs Galaxy, die aber nur eBook-Reader sein sollen. Eine Million Stück will der Elektronikhersteller 2011 von denen verkaufen, aber der heute veröffentlichte Preis weckt Zweifel. 
Das 10 Zoll-Modell soll mit 50000 Yen soviel kosten wie ein iPad, ohne dessen Funktionen zu bieten. Das 5,5 Zoll-Modell soll immerhin noch ein 40000 Yen großes Loch in die Geldbörse reißen und dafür Zugriff auf gerade mal 20000 Bücher, Zeitungen und Zeitschriftentitel gewähren, die zudem noch in einem von Sharp entwickelten Format dargestellt werden. 
Experten witzeln wegen des eigenen Formats und des hohen Preises, ob der Name vielleicht Programm ist: Sharp hat seine Geräte "Galapagos" genannt. Der Begriff steht in der Elektronikindustrie für Produkte aus Japan, die vielleicht technisch Spitze sind, aber nur in Japan verkauft werden können. Sharps Galapagos könnte nun das gleiche Schicksal drohen.

Toshiba: TV-Strategie fokussiert sich auf asiatische Schwellenländer
Toshiba will durch eine Konzentration auf die asiatischen Schwellenländer als globaler TV-Hersteller überleben. Durch den Start einer Reihe von Flach-TVs in der Region will Toshiba in den boomenden Asean-Staaten im Jahr 2011 einen Marktanteil von 20 Prozent erobern. 
Toshiba ist als TV-Hersteller in der Defensive. Das Unternehmen hat sich bereits aus der Produktion von eigenen LCDs für TVs verabschiedet. Aber das Management tut sich schwer, bei einem der letzten Aushängeschilder des Konzerns in der Elektronikindustrie die Stecker zu ziehen. Mit einem hohen Marktanteil in den Asean-Staaten könnte der Konzern ein Standbein gewinnen, sein TV-Geschäft global zu halten.

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Montag, 22. November 2010

Nordkoreas Urananreicherung: "Es ist keine Krise" (nur ein kleiner Realitätsschock)

Langsam wird jedem klar, dass wir wohl lernen müssen, mit Nordkoreas Bombe zu leben. Man mag es mögen oder nicht, Nordkorea wird seinen Status als Atommacht wohl nicht aufgeben. 


Nordkoreas Urananreicherungsprogramm wühlt die Medien in Ostasien auf. Aber der Chefunterhändler der USA, Stephen Bosworth, gab sich am Montag in Seoul gelassen: „Dies ist offensichtlich eine enttäuschende Nachricht, es auch ein weiterer Schritt in der einer Serie von Provokationen. Dennoch ist dies keine Krise. Wir wurden davon nicht überrascht. Wir haben das Vorhabendes Norden. Uran anzureichern, seit einiger Zeit beobachtet und analysiert.“

Bosworth sagte auch, dass die US-Regierung dadurch nicht ihre bisherige Nordkorea-Politik als Fehlschlag einstufen würde. Allerdings müsse sie „weiterentwickelt“ werden. „Wir müssen dies (die neue Entwicklung) künftig in unsere Strategie einbeziehen.“

Der US-Alliierte Südkorea gab sich hingegen überrascht und besorgt von der Nachricht. Verteidiungsminister Kim Tae-young drohte gestern, dass Südkorea die USA wieder bitten könnte, Atomwaffen in Südkorea zu stationieren.

Auch die Medien fordern eine Kurswende. Die jüngste Enthüllung „markiert eine neue Phase“, schrieb die Tageszeitung Hankyoreh. Gleichzeitig ließ sie Moong, Chung-in, Professor von der Yonsei-Universität das Ende der bisherigen Taktik der Staatengemeinschaft verkünden, Nordkorea zu einer nukleare Abrüstung zu zwingen. Die Anreicherungsanlage zeige klar, „es ist unmöglich ist, das Problem durch Sanktionen allein zu lösen. Wenn wir nicht Verhandlungen anstreben, bleiben nur noch militärische Maßnahmen.“

Doch für Doug Bandow vom Cato Institut sind auch diese beiden Optionen fruchtlos. „Nordkorea ist eine nukleare Macht. Die US sollten sich daran gewöhnen“, stellte er in einem Gastartikel für die Korea Times fest, „Washingtons Versuch, die demokratische Volksrepublik Korea darin zu hindern, Atomwaffen anzuschaffen, ist tot.“ Verhandlungen würden nicht schaden, aber wahrscheinlich auch nutzlos sein. Zu wertvoll seien die Atomwaffen außen-, doch vor allem innenpolitisch fürs Regime. Denn indem Nordkoreas Führer Kim Jong-il seinen Generälen die Bombe gibt, hält er sie bei der Fahne.

Bandows Vorschlag: Die USA ziehen die Truppen aus Korea und ihre Diplomaten aus den Verhandlungen ab und überlassen das Problem den Nachbarn. Für den Fall, dass der Norden weiter aufrüstet, schlägt er vor, Japan und Südkorea die atomare Bewaffnung zu erlauben. „Die Verbreitung von Atombomben in Nordostasien mag ein Albtraum sein, aber es wird einer sein, den auch Beijing teilt.“

Wahrscheinlicher ist jedoch ein Szenario, dass Südkoreas Ministerpräsident Lee Myung-bak bei einem Treffen mit einem japanischen Oppositionspolitiker in Seoul andeutete, ein Ausbau der Zusammenarbeit mit Japan und den USA. „Japan, Amerika und Korea müssen gut zusammenarbeiten und eine Antwort finden“, so Lee gestern.


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Freitag, 19. November 2010

Auto-Test: "Der leise Tod" / Toyotas elektrische Autos im Vergleich

Gestern hatte Toyota ein Test-Event in Tokio: Wir konnten drei elektrische Autos fahren, 
1. den elektrischen iQ, der 2012 in den USA, Europa, Japan und vielleicht auch in China auf die Straße kommen sollen
2. den Plug-in Prius, der dann auch in größerer Stückzahl produziert werden soll
3. und den Brennstoffzellenschlitten Toyotas. 


Die Teststrecken waren zu kurz für abschließende Urteile. Aber mein Fazit: Kleine EVs sind brutaler Fahrspaß. Sie erziehen zum Rasen. Sie verdienen daher die Auszeichnung: "der leise Tod".
Größere eAutos hingegen eher sind leise Gleiter, sehr entspannend, wenn auch ein wenig langweilig. Toyotas mit Tesla entwickelter electrischer SUV RAV 4 soll hingegen eher wie ein Sportwagen anfahren.
Brennstoffzellenautos sind hingegen wirklich noch in der Erprobung.


Wer es genauer wissen möchte, gehe bitte zu TechWatcher Asia
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Donnerstag, 18. November 2010

"Twitter gibt China erstmals volle Redefreiheit" - Chinas Star-Blogger Michael Anti über die Macht Twitters in China und Japans kolossales Missverständnis der chinesischen Politik, Teil 1

Auf Technology Review erscheint am Donnerstag der erste Teil meiner Aufzeichnungen eines Pressegesprächs mit Michael Anti (Zhao Jing), einem der bekanntesten Blogger Chinas.


Der erste Teil dreht sich um das Internet und China, später werde ich noch in einem zweiten Teil schildern, warum Anti meint, dass Japan durch das totale Ignorieren der chinesischen Bloggerszene China gründlich missversteht. 


Twitter belebt Chinas Zivilgesellschaft

Der chinesischer Starblogger- und -Twitterer Michael Anti erzählt in Tokio, wie Twitter China seines Erachtens erstmals in der Geschichte volle Redefreiheit verschafft.

Als studierter Chinakundler (lang ists her) bin ich immer froh, neues über China zu erfahren. Als anregender Quell entpuppte sich Michael Anti, der mit über 30000 Followern viertmeist gefolgte Twitterer der Volksrepublik China (twitter.com/mranti). Zhao Jing heißt er mit bürgerlichen Namen, hält sich gerade für zwei Monate in Japan auf und relativierte einige meiner Vorurteile. Aus meinem japanischen Exil hatte ich in den letzten Jahren den Eindruck gewonnen, dass Chinas Regierung den Beweis erbringt, wie gut sich das vermeintlich ach so demokratische Internet zur Gedankenkontrolle eignet. Das scheint mir auch noch immer so zu sein, nur eben klappt es bei weitem nicht vollständig, zeigte Anti. Seine These: Durch das Internet und vor allem durch Twitter ist eine „sehr lebendige Zivilgesellschaft“ entstanden.

Seine Aussage überrascht. Denn nur 100000 Chinesen twittern. Aber die wenigen entfalten eine große Wirkung, da sie zur Informationselite des Landes gehören und oft selbst Journalisten sind. Außerdem ist der Charakter von Twitter mit seiner Beschränkung auf 140 Zeichen in China dank des Schriftsystems nicht der eines Kurztext- sondern eines richtigen Nachrichtendienstes. 140 chinesische Schriftzeichen sind bereits ein kleiner Text, 140 Anschläge in Buchstaben nur ein Satz.

Immer wieder schafft es Twitter daher, vor allem von der chinesischen Regierung unterdrückte Geschichte vor allem in ausländische, manchmal aber auch in chinesische Zeitungen zu bringen. Ein Beispiel ist die Ehefrau des inhaftierten Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo. Liu Xia hat über ihr Twitter-Account twitter.com/liuxia64 der Welt umgehend gepetzt, wie sie von der Staatsmacht unter Druck gesetzt wurde. Und flugs fanden sich ihre Tweets auf BBC wieder. Eine Demo für den Künstler Ai Weiwei, die erste Demo nahe des Tiananmen-Platzes seit der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung, schaffte es sogar dank Twitter in die englischsprachige Ausgabe der Global Times einem Sprachrohr der kommunistischen Partei Chinas, inklusive getwittertem Bild. Die Zensoren hätten nicht die Ressourcen, Tweets minütlich zu folgen, erklärt Anti den Erfolg: „Twitter ist die erste nationale Plattform für 100-prozentige Redefreiheit in Chinas Geschichte.“

Man merkt, Anti ist Journalist. Er liebt das starke, überspitzte Zitat. Ganz so gemütlich geht es im Reich der Mitte freilich nicht zu. Der einzelne Twitterant läuft schon noch Gefahr, dass die Polizei an seine Tür klopft, wenn der Obrigkeit ein Tweet missfällt, gesteht Anti. Denn neben den Fans „folgen“ die Zensoren den frechsten Bloggern. Aber im großen Ganzen gesehen kann man Antis Gedankengang dann wieder verstehen. Denn dummerweise (aus der Sicht der Staatsmacht gesehen) ist das Malheur im Zweifel selbst dann schon geschehen, wenn der missliebige Tweet zeitnah gesperrt werden kann. Schließlich können heute schon Minuten für die pandemische Infektion der Netizen mit ungesundem Gedankengut ausreichen.

Mitverantwortlich dafür ist der Charakter der chinesischen Blog-Sphäre, der sich sehr stark von der anderer Länder unterscheidet. Idealtypisch gesehen ist das Internet in den USA das Medium des Anti-Mainstreams, in Japan des privaten Klatsches. In China hingegen ist die Blogsphäre der Tummelplatz professioneller Journalisten der Mainstream-Medien, die gerne mal im Internet Geschichten veröffentlichen, die sie in ihren Blättern nicht los werden, erklärt Anti.

Die Ursache sei Chinas Mediengeschichte, so Anti. Als die kommerziellen Medien im Jahr 2000 ihre Expansion starteten, fanden sie keine qualifizierten Journalisten. Denn die Schulbücher der Journalistenschulen seien „Mist“. Also heuerten die Herausgeber in ihrer Not „Blogger“ der ersten Stunde wie Anti an, die durch ihre Arbeit im Internet bewiesen hätten, dass sie schreiben können. „Ich bin eigentlich ein Computerfreak“, kokettiert Anti mit seiner Vergangenheit. Das Ergebnis: Journalismus und Bloggen seien in China von Beginn an verschmolzen. „Wir können das Internet und die Medien nicht trennen“, so Anti. Für den Staat sei das Internet daher das „Schlachtfeld“. Für Anti ist es hingegen „der Platz der Zivilgesellschaft.“

Das Internet wird das Denken der Chinesen verändern, sagt er voraus. 1. wird die neue Generation Redefreiheit als angeborenes Recht betrachten. „Selbst Nationalisten wollen Redefreiheit, da gibt es Konsens.“ 2. Die jungen Netizen betrachten „Information“ als ihren Besitz und hätten daher auch Google beim Konflikt mit der chinesischen Regierung verteidigt. 3. empfinden immer mehr Menschen und auch die Partei „partizipative Demokratie“ als gut. Der Gesellschaftsvertrag sieht in etwa so aus: Die Partei gewährt recht viele individuelle Freiheiten und vor allem Wohlstandswachstum, dafür verzichten die Bürger darauf, sich politisch zu organisieren. Zuwiderhandlung wird bisweilen wird mit Einkerkerung bestraft, siehe Liu Xiaobo.

Anti warnt uns daher in einem interessanten Dreh seiner Argumentation davor, wegen des Wandels auf eine Demokratisierung Chinas im westlichen Sinne zu hoffen. Partizipative Demokratie sei nicht gleich repräsentative Demokratie mit vom Volk gewählten Politikern, meint Anti. „Es wird nicht in Richtung repräsentative Demokratie gehen.“

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Mittwoch, 17. November 2010

News: Maschinenbauer Gildemeister lässt Mori Seiki ans Tafelsilber, Südkorea betreibt Fussball-Diplomatie, Papa macht Sohnemann zum Samsungchef

Die News vom Tage, sporadisch, * subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit: 

Unternehmen:

Der deutsche Maschinenbauer Gildemeister lässt Mori Seiki ans Tafelsilber
Laut der Nikkei hat der japanische Maschinenbauer Mori Seiki beschlossen, seinen Anteil am deutschen Maschinenbauer Gildemeister von fünf auf mehr als 20 Prozent auszubauen. Im Gegenzug kann Gildemeister später das gleiche tun. Ein weiterer Ausbau der Partnerschaft sei geplant, so die Nikkei.
* Dürfte wahrscheinlich stimmen. Aber verifizieren konnte ich das nicht. Denn bisher hat Mori Seiki auf meine Kontaktversuche nicht geantwortet. Das liegt wohl daran, dass Gildemeister-Chef Kapitza die Berichterstattung der FTD nicht mag, da sie den Zweifeln in der deutschen Maschinenbauindustrie an dem Deal mit Mori Seiki Raum eingeräumt hat. Jedenfalls hat mich Mori Seiki in diesem Jahr bei einer PK beider Firmen in Nagoya nicht ins Haus gelassen. Und alle meine späteren Anfragen wurden ignoriert.
Macht der Deal Sinn? Ich bin eigentlich grundsätzlich nicht so skeptisch. Die beiden sind zwar Rivalen, aber gleichzeitig decken sie verschiedene Marktsegmente ab (Gildemeister oben-mitte, Mori-Seki auch unteres Preissegment). Meine These ist schon länger, dass sich deutsche Unternehmen in Japan nach Partnern umschauen sollten, weil es passende Paarungen gibt, bei denen sich beide Seite gut ergänzen.
Ein Vorzeigefall sind die Epcos AG (passive Elektronik) und TDK. Das Epcos-Management hat sich den Japanern förmlich zum Kauf aufgedrängt, weil die Deutschen wissen, dass all ihre tolle Technik nicht viel Wert ist, wenn sie nicht stärker in den Massenmärkten Asiens Fuß fassen. TDK hat daraufhin seine entsprechende Sparte abgetrennt und in ein de facto ziemlich gleichberechtigtes Unternehmen eingebracht. 
Ob das bei Gildemeister auch so gut passt, weiß ich nicht. Die Pressearbeit macht mich allerdings stutzig. Denn in solchen Deals ist Vertrauen in die Absichten der anderen Seite wichtig. Aber wie kann bei einer derartigen Intransparenz bei Gildemeisters Leuten und dem Umfeld in die Absichten der Japaner entstehen? Aber vielleicht agiert Gildemeister-Chef Kapitza intern ja ganz anders.


Südkorea 
WM Bewerbung 2022 - SK nimmt Vereinigung vorweg
Südkorea will einige Spiele in Nordkorea austragen, wenn es den Zuschlag für die Fussball-WM 2022 gewinnt. Stichtag, wenn ich das richtig sehe, ist 2. Dezember..

Samsung
Vater macht Sohn zum Präsidenten
Chairman Lee hat heute bestätigt, dass er dieses Jahr noch seinen erst 42-jährigen Sohn zum President machen will. Der verdingt sich derzeit COO von Samsung Electronics. Mit der Beförderung soll ein weiteres Stühlerücken einher gehen.

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Dienstag, 16. November 2010

News: Hayabusa bringt Weltraumstaub mit, Honda verschrottet Civic in Japan, Hyundais Familienkrieg hat einen Sieger

Die News vom Tage, sporadisch, * subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit:


WELTRAUM
Die längste Weltraumrundreise der Menschheit endet mit Erfolg
Sieben Jahre war Hayabusa von der Erde zu einem Asteroiden gereist, gelandet, um eine Probe zu entnehmen, und die zur Erde zurückzubringen. Seit heute steht fest, dass die Reise ein hundertprozentiger Erfolg war. Die Untersuchungen der Mitbringsel ergaben, dass Hayabusa tatsächliche Asteroidenstaub eingesammelt hat. Allerdings sind es nur Spuren, etwa 1500 Partikelchen von weniger als 10 Mikrometer Größe.
Aber immerhin: besser wenig als nichts. Etwas mehr auf TechWatcher Asia.
(Grafik: Jaxa)


Honda verschrottet Civic in Japan
Honda stellt den Verkauf und die Produktion des Civic in seinem Heimatmarkt Japan ein. Denn die normalen Limousinen verkaufen sich inzwischen kaum noch daheim. In Japan soll nur noch die Hybridvariante für den Export produziert werden. Der Verkauf in Übersee, wo der Civic nachwievor recht erfolgreich rollt, ist davon nicht betroffen.
Damit geht eine lange Karriere zuende. Anfang der 1970er Jahre führte Honda den Civic als das erste Weltauto des Konzerns ein.

SÜDKOREA
Hyundais Machtkampf ist beendet

Der mit harten Bandagen geführte Kampf der zerstrittenen Hyundai-Firmen Hyundai Group und Hyundai Motors um Hyundai Engineering ist beendet. Zur Überraschung der Märkte haben die  Gläubiger die Hyundai Gruppe als Käufer für den Engineering-Arm des ehemals geschlossenen Familienkonglomerats gewählt und nicht den weitaus reicheren Autobauer.
Dies ist ein emotional wichtiger Sieg für die Chefin der Hyundai-Gruppe Hyun Jeong Eun über ihren erfolgsverwöhnten Schwager Chung Mong Koo, den Chef von Hyundai Motor. Die Märkte befürchten allerdings, dass sie dafür zu tief in die Tasche gegriffen hat. Der Aktienkurs ihres Unternehmens stürzte ab.

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Montag, 15. November 2010

Politik: Apec visieren transpazifische Freihandelszone an

Thailands Premierminister Abhisit Vejjajiva im Gespräch: Abhisit sieht neuen Schwung für den Freihandel


In der Financial Times Deutschland ist heute ein gekürzter Artikel über den Beschluss des Apec-Gipfels erschienen, mit konkreten Verhandlungen über eine transpazifische Freihandelszone zu beginnen. Er beruhte auf einem Vorgespräch und einer Gruppen-Pressekonferenz im Foreign Correspondents' Club of Japan mit Thailands Regierungschef Abhisit. 
Thailands Ministerpräsident Abhisit im FCCJ. Von rechts nach links: Karel van Wolferen, FCCJ-Präsident Georges Baumgartner, Monzurul Huq und meine Wenigkeit (als 1. Vize-Präsident des FCCJ).


Abhisit gab darin sehr deutlich zu verstehen, dass der Beschluss der Apec kein Lippenbekenntnis ist. „Es ist ernst“, so Abhisit im Anschluss an den Apec-Gipfel, „aber ob die Apec letztlich liefern kann, ist eine andere Frage.“



Die Idee ist für Europa durchaus von Belang, denn einen Abschluss könnte die größte Freihandelszone der Welt entstehen. Sie würde schrankenlosen Handel vom größten Markt der Welt, den USA, über die Westküste Südamerikas und die ostasiatischen Industrieländer Japan und Südkorea bis zu den asiatischen Schwellenländern inklusive China ermöglichen.

Abhisit deutete an, dass die Vision sogar früher als 2020, dem bisherigen Stichtag in den "Bogor-Zielen" der Apec von 1994, verwirklicht werden könnte. „Ich hatte das Gefühl, dass die Apec-Führer bestrebt sind, den Prozess zu beschleunigen. Wir denken nun über die Mechanismen nach, die Vision zu verwirklichen.“

Die Apec kann frischen Schwung gut gebrauchen. Denn durch die Weltwirtschaftskrise drohten auch in der Apec die Diskussionen zu erlahmen. Aber Japan hat diplomatisch hart an einer Wende gearbeitet. Denn das Land witterte eine einmalige Chance zur Belebung der Vision, da im kommenden Jahr die USA die Präsidentschaft übernehmen. Und die waren wenigstens bisher ein wichtiger Motor der Freihandelsstrategie.

Das dies gelungen ist, überrascht nach den Streits auf dem G-20-Gipfel vorige Woche vielleicht. Aber für Abhisit war das Timing ein Glücksfall, weil damit die kritischen Fragen schon abgearbeitet waren. „Weil es gleich nach dem G-20-Gipfel war, hatten wir viel weniger Druck“, so Abhisit. „Das hat uns erlaubt, über die mittelfristige Strategie nachzudenken.“

Die Idee ist, mit den zehn Staaten der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean als Kristallisationspunkt durch schon laufende Diskussionen über unterschiedlich zugeschnittene Freihandelsblöcke einen Ozean übergreifenden Pakt aufzubauen. Denn die Asean-Staaten haben nicht nur bereits beschlossen, bis 2015 intern die Zollschranken zu senken, sondern auch Freihandelsabkommen mit Australien, China, Indien, Japan und Südkorea umgesetzt.

Zudem ist eine weitere Vernetzung geplant. Ein Weg geht über den Asean-plus-Drei, der die Asean-Staaten sowie China, Japan und Südkorea umfasst. Japan wirbt wiederum unter dem Stichwort „Asean-plus-Sechs“ darum, zusätzlich Australien, Indien und Neuseeland ins Boot zu holen, um Chinas Einfluss zu auszubalancieren.

Darüber hinaus diskutieren bereits neun Staaten, darunter die USA und Australien, über ein transpazifisches Partnerschaftsabkommen (TPP). Japans Ministerpräsident Naoto Kan hat seinen Kollegen auf der Apec-Tagung erklärt, dass er auch sein Land in die TPP führen wolle.

LED-Kristalle: Die Zukunft des Lichts

Kürzlich lief ich einer wunderschönen LED-Lampe über den Weg, die man wohl LED-Kristall nennen sollte. Es ist die Smart Chandelier (Smarter Kristallleuchter) der japanischen Firma Tri Terasu. Auf diesem Foto ersetzt sie sie allerdings eher die Kerze auf recht geschmackvolle Weise.


Sie besteht meines Wissens aus Acryl, in das kleine Pockennarben eingearbeitet sind. Die brechen das Licht zusätzlich und lassen die Lampe an der Decke funkeln. Das tut sie je nach Modell mit einem warmen Gelb-, oder einem kalten Weißton. Nächstes Jahr soll ein dimmbares Modell auf den Markt kommen.

Mit 3,1 W ist sie sehr sparsam, aber natürlich auch nicht sehr hell. Aber sie ist ja auch für den Einsatz im Kristallleuchter gedacht. Kostenpunkt: 5200 Yen (rund 45 Euro).



Wer mehr zur größeren Bedeutung dieser Lampe und der Zukunft von Oled-Lampen lesen möchte, klicke sich zu TechWatcher Asia

Ansonsten sei noch mal auf meinen Artikel in der Welt verwiesen: http://www.welt.de/wissenschaft/article10467932/Die-Zukunft-des-Lichts-kommt-aus-Japan.html

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Sonntag, 14. November 2010

G-20 Presseschau: Skepsis regiert

Hier auf die Schnelle einige grobe Übersetzungen japanischer und südkoreanischer Pressestimmen zum G-20. 


Sie beschreiben eine Einheitsfronts Deutschlands und Chinas gegen die USA und warnen durch die Blume vor einem zweiten Plaza-Akkkord, mit dem Japan Mitte der 1980er Jahre dem Aufwertungsdruck der USA auf den Yen nachgegeben hat.


JAPAN 
Die Yomiuri fordert die Länder dazu auf, endlich ihre Hausaufgaben zu machen und nicht sich gegenseitig zu kritisieren:
"Die Entscheidung der Oberhäupter der Industrie - und Schwellenländer, einen Abwertungswettbewerb ihre Währungen zu vermeiden, ist erst einmal ein Fortschritt. Aber die Logik der Währungsstabilität ist noch nicht erkennbar.
Festgelegte Ziele zur Kontrolle des Handels sind nicht wünschenswert. Den Ball vorbeistreichen zu lassen, ist angemessen. Andererseits ist auch der Effekt der Festlegung von Referenzrichtlinien unklar.
Nach dem G-20-Gipfel ist der Kern des Problems immer noch da. Daher ist es wichtig, dass die USA ihren Überkonsum verändern, China die Aufwertung des Yuan beschleunigt und die anderen Länder Reformen vorantreiben. Auch Japan muss die wirtschaftliche Erholung durch die Förderung der Binnennachfrage beschleunigen."

Die Mainichi vergleicht die G20 mit einem führungslosen Schlachtschiff: 
"Die Mainichi fragt: „Hat sich die die Rolle der G-20 gerade zwei Jahre nach der Gründung bereits geschwächt? Der Gipfel der 20 wichtigen Länder und Regionen (G-20) in Seoul hat den Eindruck eines Kriegsschiffs hinterlassen, das ohne festgelegte Richtung in den Wellen treibt. ... Es ist ironisch: Die Krise hat sich verzogen, die Einheit hat nachgelassen und es gibt eine Reihe von Politiken, die den Vorteil des eigenen Landes suchen und andere Ländern belästigen."

Die Asahi warnt vor einem zweiten Plaza-Akkord:
"Angesichts von Japans Erfahrung nach dem Plaza Accord (Aufwertung des Yen) während des japanisch-amerikanischen Handelsstreits ist eine Debate über strukturelle Reformen ohne eine Korrektur von Ungleichgewichten unproduktiv. Die G-20 sollten sich daher die Richtlinien für einen neuen Mechanismus zu entwickeln, der werden daher sich nach Kräften bemühen, einen neuen Mechanismus zu entwickeln, der die Führungskraft der gesamten G-20 erhöht."

SÜDKOREA
Die Hankyoreh sieht eine Einheitsfront zwischen Deutschland und China gegen die USA und warnt vor ebenfalls vor einem erneuten Plaza-Akkord:
"Der G-20-Gipfel ist ohne bedeutenden Fortschritt bei der Lösung des „Währungskriegs“ beendet worden. … Im Großen und Ganzen meinen viele Beobachter, dass der der Gipfel deutlich die schwindende Bedeutung der USA gezeigt hat.
Deutschland, ein anderes Land mit einem großen Leistungsbilanzüberschuss, schloss eine Einheitsfront mit China gegen die USA. Japan behielt eine unverbindliche Haltung bei und unterstützte die US-Forderungen nicht. Seoul war entmutigt, nachdem es trotz eines Überschusses die US-Seite unterstützt hatte.
Außerdem wird es noch schwieriger, in der jetzigen Situation, in der die USA ihre Dominanz verlieren und China zu einer G-2-Wirtschaft aufsteigt, eine Lösung zu finden. Japan beugte sich dem Druck der USA (die Währung aufzuwerten) Mitte der 1980er Jahre mit dem Plaza Accord, aber China blieb diesesmal standfest und bestand auf „schrittweiser Neubewertung“ (des Yuan)."

Die Korea Times wendet sich gegen den Versuch der USA, die anderen Länder für eigene Sünden büßen zu lassen:
"Die Überschussländer vereinten sich gegen den Versuch der USA, ihre wirtschaftlichen Sorgen auf den Rest der Welt zu übertragen. Ein chinesischer Teilnehmer sagte: „Wenn man krank ist, soll man nicht andere bitten, die Medizin zu schlucken.“ Und Deutschland glaubt, dass sein Überschuss von seinem Wettbewerbsvorteil und nicht Währungsmanipulation stammt. Einen fleißigen Studenten zu bestrafen, sei falsch."

Apec-Gipfel: Obama entdeckt japanische Roboter, die Apec den Willen zu einer asiatisch-pazifischen Wachstumsstrategie

Die Apec-Staaten haben auf ihrem Gipfeltreffen in Yokohama sich erstmals zu einer gemeinsamen transpazifischen Wachstumsstrategie bekannt. Als einen wichtigen Schritt beschlossen die Länder, konkretere Diskussionen über eine transpazifische Freihandelszone zu beginnen. 
Die Vision ist ein mächtiger Freihandelsblock, der den größten Markt der Welt mit den stärksten ostasiatischen Industrienationen und den aufstrebenden Ländern Asiens verbindet. Die Apec sei in einer einzigartigen Position, die Agenda regionaler Integration voranzutreiben, stellten die Apec-Führer in ihrer Abschlusserklärung fest.
"We commit to take necessary and concrete steps toward making this vision a reality, which we are confident will bring about greater prosperity and well-being for all peoples in the Asia-Pacific region and beyond. We instruct our Ministers and Senior Officials to accelerate our work to strengthen and deepen regional economic integration in the coming year, and consistent with the vision articulated in this document, to design and implement specific initiatives to address barriers to trade and investment, and to ensure high-quality, sustainable growth in the future. We look forward to ambitious progress on APEC’s agenda in 2011 under the leadership of the United States."
Der Gastgeber des kommenden Apec-Gipfels, US-Präsident Barack Obama, verlustierte sich derweil nebenbei für ein paar Augenblicke mit Produkten der japanischen Roboterforschung. Ein Video gibt es hier: http://www.necn.com/11/13/10/Barack-Obama-plays-with-robot-toys-in-Ja/landing_scitech.html?blockID=352073&feedID=4213



Freitag, 12. November 2010

G20: Waffenstillstand im Währungskrieg

Das Treffen der Staats- und Regierungschefs der Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) ist mit einem Kompromiss in Hauptstreitfragen zu ende gegangen. Nach hitzigen Diskussionen hat sich die G-20 darauf geeinigt, bis Juni 2011 Richtlinien zur Korrektur großer Handelsungleichgewichte auszuarbeiten. „Fürs Erste ist der so genannte Währungskrieg damit beendet", brachte Südkoreas Präsident Lee Myung-bak auf der abschließenden Pressekonferenz die Bedeutung dieses Beschlusses auf den Punkt.

Der wachsende Streit über die großen Ungleichgewichte im Welthandel und die Wechselkurskapriolen sowie den schwachen Dollar hatten das Gipfeltreffen überschattet. US-Präsident Barack Obama stand wegen der extrem lockeren Geldpolitik der US-Notenbank nicht nur im Gespräch mit der deutschen Kanzlerin unter Druck.

Auch die Unterredung mit Chinas Staatschef Hu Jintao drehte sich vorrangig um Währungsfragen. Denn die Dollarschwemme ruft anderswo Spekulationsblasen und treibt in Europa, Brasilien und Japan Landeswährungen gegenüber dem Dollar Export schädigend in die Höhe. Diskussionen über wichtige Punkte wie eine global abgestimmte Wirtschaftspolitik, der Seoul Aktionsplan, wurden in den Hintergrund gedrängt.

Am Ende überwog jedoch bei den Teilnehmern das gemeinsame Interesse, das wichtigste Koordinationsgremium der Weltwirtschaft nicht zu beschädigen. Unter dem Strich hat sich gezeigt, dass der Gemeinschaftsgeist siegt“, sagte Merkel im Anschluss an den Gipfel. „Der Geist der Kooperation war wirklich spürbar.“ 

Auch Obama, dessen Forderungen nach konkreten Obergrenzen für Leistungsbilanzüberschüsse und -defizite am breiten Widerstand innerhalb der G-20 gescheitert war, zeigte sich zufrieden: Manchmal gibt es revolutionären, manchmal evolutionären Fortschritt.“

Aus Obamas Sicht hat der Gipfel immerhin die Notwendigkeit von Korrekturmechanismen anerkannt. Die G-20 hat ihren Finanzministern, Notenbankern und dem nächsten G-20 Präsidenten, Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy, im Abschlussbericht eine klare Aufgabe gestellt: Bis Juni 2011 sollen auf der Grundlage mehrerer Indikatoren Richtlinien erstellt werden, mit denen große Handelsungleichgewichte, die nach Meinung der G-20 korrigiert werden sollten, identifiziert werden.

Auch das eigentliche Kernstück, der Seoul Action Plan zur abgestimmten Wirtschaftsentwicklung wurde abgenickt. Danach müssen die hochverschuldeten Industrieländer mit der Haushaltssanierung beginnen.
Außerdem wollen die Staaten versuchen, der Doha-Runde der Welthandelsorganisation zur weiteren Liberalisierung des globalen Handels neues Leben einzuhauchen. 2011 gebe es ein wichtiges, wenn auch nur schmales Zeitfenster zum Handeln, so die G-20.

Andere Maßnahmen sind der Ausbau eines finanziellen Sicherheitsnetzes, schärfere Richtlinien für Banken (Basel III) zur Vermeidung neuer Finanzkrisen wurden nur durchgewinkt. Größere Beachtung fand hingegen die Reform des Internationalen Währungsfonds, durch die China zum drittmächtigsten IWF-Mitglied wurde. Insgesamt stiegen die Stimmrechte der Schwellenländer um sechst Prozent.

Die G-20 feierte die Veränderungen als „ambitionierte Errungenschaft“. Die Entwicklungshilfe-Expertin der Bürgergruppe Oxfam International Jasmine Burnley kritisierte jedoch, dass die vermeintlich große Reform eher sei wie „Peter berauben um Paul zu bezahlen.“ Die Stimmanteile der Entwicklungsländer seien tatsächlich nur um 2,8 Prozent gestiegen, weil nicht nur die Industrieländer wie Deutschland, sondern auch Pakistan, Bolivien und Nigeria mit Einbussen den Machtgewinn Chinas und Indiens ermöglichten.

Ein Geschenk an die Gastgeber ist ein Entwicklungsplan für die am wenigsten entwickelten Länder der Welt. Der „Seoul-Entwicklungskonsenses für gemeinsames Wachstum“ beinhaltet einen mehrjährigen Aktionsplan. Als eine Maßnahme versprachen die Geberländer, ihre Entwicklungshilfe nach 2011 zumindest auf dem Vorkrisenniveau zu halten. 

Am Wochenende treffen sich die Staats- und Regierungschef aus dem asiatisch-pazifischen Raum in Japan zum Gipfeltreffen des asiatisch-pazifischen Wirtschaftsforums (Apec) wieder. Dann soll erstmals eine asiatisch-pazifische Wachstumsstrategie und der Aufbau von regionalem Freihandel diskutiert werden. Obama und Hu sind bereits gelandet.


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Technik hoch 2: Den Brummi wie einen Porsche fahren, Internet-Leck der Apec-Antiterrormahmen

Weltpremiere: Fahre deinen Brummi wie deinen Porsche
Gestern war eine Weltpremiere in Tokio: Daimlers japanische Lkw-Tochter Mitsubishi Fuso stellte den ersten LKW mit Doppelkupplungsbetriebe vor. Doppelkupplungsbetriebe werden sonst fast nur in Sportwagen eingesetzt, um ein schnelles und ruckfreies Schalten zu ermöglichen.
Mehr dazu auf TechWatcher Asia
Mit dabei war Daimlers Truck-Chef Andreas Renschler, der mir in einem exklusiven Interview für die Financial Times Deutschland verraten hat, dass der Einstieg in das Billig-Lkw-Segment in Indien und China ein wenig auf die Margen drücken wird. Aber er sagte: "Das können wir uns leisten."
Das Interview ist leider nicht von der FTD online veröffentlicht worden. Aber Automobilwoche hat es verwurstet ...


Internet-Lecks: Anti-Terrormaßnahmen für Apec-Gipfel weltweit verbreitet
Ich hatte kürzlich darüber berichtet, dass nicht nur das Rammstoß-Video im Internet durchgeleckt ist, sondern auch die Anti-Terrormaßnahmen der japanischen Polizei für den Apec-Gipfel. Nun wird langsam die Tragweite deutlich.


Die Dokumente wurden zuerst über das Filesharing-Programm Winny verbreitet. Innerhalb der zwei Wochen, in der es unbemerkt zum im Internet zum Download zur Verfügung stand, hat es sich in mindestens 10 Ländern verbreitet, darunter China, Frankreich, Russland und die USA. Es wurde zumindest auf 4842 Computer herunter geladen, wovon 98 Prozent in Japan stehen. Die Ermittler gehen allerdings davon aus, dass die Dokumente auch darüber hinaus verbreitet haben.


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G20: Durch- und Abwinken - Streit überschaft Gipfel

Der G20-Gipfel hat am Donnerstag für Gastgeber Südkorea mit einer Niederlage begonnen, die zum Sinnbild für das Treffen der Staats- und Regierungschef der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer werden könnte. Die bilateralen Verhandlungen mit den USA über die Ratifizierung der bereits 2007 beschlossenen Freihandelszone sind vorerst geplatzt. Sie sollen im kommenden Jahr fortgesetzt werde.

Auch auf dem wichtigsten Forum der Welt scheint es immer schwieriger zu werden, an einer neuen, abgestimmten Wachstumsstrategie für die Welt zu zimmern. Stattdessen streiten sich die G-20 über das Management von Handelsungleichgewichten und Wechselkursen. Die Diskussionen im Vorfeld des Gipfels seien bereits so hitzig geführt worden, dass man die Türen habe öffnen müssen, witzelte ein südkoreanischer Verhandlungsführer.

Für Reibung sorgen vor allem die Konjunkturpolitik der USA und die harschen Forderungen von US-Finanzminister Timothy Geithner zur Beschränkung der Handelsungleichgewichte. Die US-Notenbank hatte kürzlich angekündigt, durch den Kauf von US-Staatsanleihen 600 Mrd. frisch gedruckte Dollar in die Wirtschaft zu pumpen. Gleichzeitig hatte Geithner verbindliche Zielgrössen für Überschüsse oder Defizite in Leistungsbilanzen der Länder gefordert.

Wie US-Präsident Barack Obama in einem Brief an die G-20 ausführte, erwarten die USA von Ländern mit hohen Überschüssen wie die Deutschland, China oder Japan, ihre Importe zu erhöhen und Exporte zu senken, um so die Abhängigkeit der Welt von den USA als Absatzmarkt zu verringern. „Wenn alle Nationen ihren Teil beitragen – die aufstrebenden nicht weniger als die entwickelten, die mit Überschuss wie die mit einem Defizit – dann werden wir alle von höherem Wachstum profitieren“, so Obama.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel gab Obama auf dem Gipfel der Konzernchefs eine klare Abfuhr. Politisch festgelegte Zielkorridore seien "weder ökonomisch gerechtfertigt noch politisch angemessen" und widersprächen dem freien Welthandel, so Merkel.

Andere Länder werfen den wiederum USA offen vor, mit der Dollarschwemme gezielt den Dollar zu schwächen und durch den massiven Kapitalexport Spekulationsblasen wie Währungskrisen in Schwellenländern zu befeuern.

Auch auf Obamas 80-minütigen Treffen mit Chinas Staatschef Hu Jintao ging es „grösstenteils“ um Wechselkurse, so Robert Gibbs, der Sprecher des Weissen Hauses. Die USA fordern von China, die Landeswährung Yuan steigen zu lassen, um Chinas Leistungsbilanzüberschuss mit den USA zu senken. Hu wiederholte gestern öffentlich, dies allerdings nur schrittweise und langsam tun zu wollen.

Chinas Kreditbewertungsagentur hatte sich überdies diese Woche die Spitze erlaubt, die Bonität der USA herabzustufen. Obama sah sich angesichts der Kritik bemüssigt, sich auf einer Pressekonferenz zu rechtfertigen: „Das wichtigste, dass die USA für die Weltwirtschaft tun kann, ist zu wachsen.“

Viele exportorientierte Ländern und vor allem globale Konzerne sind daher besorgt, dass die Tendenz zu Währungskriegen und Protektionismus weltweit weiter zunehmen könnte, wenn es in wichtigen Fragen keine Fortschritte geben würde. Neben den Währungs- und Handelsfragen stehen noch die globale Wirtschaftspolitik mit konkreten wirtschaftspolitischen Empfehlungen für die Länder, inklusive der Sanierung der Staatshaushalte auf der Tagesordnung.

Die Industrieländer haben versprochen, ihre Etatdefizite bis 2013 zu halbieren. Indiens Premier Manmohan Singh will die G-20 am Freitag in seiner Rede daran erinnern. Doch schon heute fragen sich Experten, wie die USA ihr Versprechen angesichts des riesigen Defizits von 1300 Mrd. Dollar halten können.

Angesichts dieser Stimmung rechnen Beobachter vor Ort damit, dass nur einfache Punkte wie die neuen Richtlinien zu Bankenregulierung (Basel III) oder die Reform des Internationalen Währungsfonds, die China mehr Macht gibt, durchgewunken werden. Chancen auf eine Lösung der Streitpunkte sehen sie kaum. „Es wird sehr schwer, Kompromisse zu finden“, sagt in Südkorea Peter Wahl, Gründer und Beirat der Bürgerrechtsgruppe Attac Deutschland.

Donnerstag, 11. November 2010

Tech-Blog: FPD 2010 - Der Trend ist transparent

Auf Technology Review wird heute mein Blog über die laufende Flat Panel Display Show veröffentlicht. 
Fotos gibt es auf TechWatcher Asia


Mein Arbeitstitel: Der Trend ist transparent

Die Flat Panel Display Show in Japan, die Leitmesse der Panelindustrie, zeigt drei neue Trends: transparente Displays, flexible Oleds und farbige eBook-Reader.

Der persönliche Höhepunkt auf der noch bis Freitag laufenden Flat Panel Display Show in Japan, der wichtigsten Messe der globalen Flatpanelindustrie, ist das transparente Display von Samsung (Fotos von der Messe hier...). Wie im Science-Fiction-Film lässt es Bilder, Grafiken, Videos auf dem Fenster erscheinen. Doch der für mich beste Trick: Chef der Samsung-Entwickler Lee Jongseo berührt mit dem Finger eine digitale Schnur auf dem „Fenster“, zieht den Finger nach unten und schließt so eine digitale Jalousie. Das Fenster verdunkelt sich. Wunderbar. Und das Allerbeste: Es handelt sich dabei nicht mehr um einen weit von der Marktreife entfernten Prototypen, Samsung verkauft die transparenten Displays bereits im Heimatmarkt Südkorea. Bald dürfte es auch weltweit zu haben sein. Man untersuche bereits die Märkte in Europa, den USA und Japan, so Lee.

Die Anwendungsmöglichkeiten sind mannigfaltig und versprechen Minirevolutionen in verschiedenen Bereichen: Eine der ersten Anwendungen sehen die Koreaner bei Schaufenstern, die mit dem Display dynamisch Inhalte anzeigen können. Die Autoindustrie ist ein weiterer möglicher Kunde, weil mit transparenten Displays Informationen auf der Windschutzscheibe eingespielt werden könnten. Augmented Reality-Anwendungen werden ebenfalls angedacht. Doch auch für Notebooks ist das Konzept des transparenten LCD interessant, verrät Samsung-Entwickler Lee. Denn im Sonnenlicht könnte das Display Energie sparend vom Umgebungslicht „hinterleuchtet“ werden und so die Laufzeit von Notebooks dramatisch verlängern.
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Neue Infos aus Japan nun auch auf Twitter: twitter.com/martin_koelling

Mittwoch, 10. November 2010

News: FPD-Show: Der Trend ist transparent, Video-Verräter gefasst, Frankreichs Mineralwasser bald in japanischer Hand?, G20: Die Spannung steigt

Die News vom Tage, sporadisch, * subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit. 


Bin gerade zurück von der Flat Panel Display Show, die weltweite Leitmesse in Sachen Flach-, Touch- und eBookreader-Bildschirme. 
Es war spannend und der Trend geht zur Transparenz wie morgen in meinem Blog auf Technology Review nachzulesen sein wird. Außerdem im Kommen: flexible Oled-Displays und farbige e-Ink-eBook-Reader. Da konkurrieren drei Techniken: LCDs (wie im iPad), farbige eInk wie bei Hanvon und electrowetting. Wie gesagt, morgen mehr.


Video-Verräter gefasst
Nun ist es raus: Ein Beamter der Küstenwache hat das Video vom Rammstoß eines chinesischen Kutters gegen ein Schiff der japanischen Küstenwache unautorisiert ins Netz gestellt. Es handelt sich um ein Crewmitglied eines Küstenwach-Schiffs in Kobe. Im droht Knast. 
Das Leck kurz vor dem Apec-Gipfel in China hatte den Territorialkonflikt zwischen Japan und China um zwei kleine Felsinseln wieder aufgeheizt, den Japans Regierung gerade mühsam abzukühlen versuchte.


* Bin mal gespannt, ob dem Missetäter wegen Landesverrat oder gar Geheimnisverrat der Prozess gemacht werden soll. Das Video hätte eigentlich von Anfang an veröffentlicht werden müssen, anstatt es durch Geheimniskrämerei erst zur Staatsaffäre zu machen. 


Danone will Wassergeschäft an Japaner verticken
Danone hat Teile seines Mineralwassergeschäfts, berühmt für die Marken Evian und Volvic, japanischen Getränkeherstellern zum Kauf angeboten. Nach Medienberichten fühlten Konzernvertreter bei Kirin, Asahi und Suntory vor. Noch ist allerdings unklar, ob der Verkauf, der Danone fünf Milliarden Euro in die Kasse spülen könnte, zustande kommen wird.
* Japans Getränkehersteller bieten sich für Danone als erster Ansprechpartner an. Denn erstens finden Evian und Volvic in Japan reißenden Absatz, zweitens versuchen Japans Getränkehersteller sich zu internationalisieren. 


G20: Die Spannung steigt
Bürgergruppen in Südkorea machen mobil, ein Leck eines Abschlusskommuniques in der Financial Times sorgt für Stimmung und China heizt die Diskussion um die Dollarschwemme an.
Gleichzeitig haben sich Apec-Minister in Japan vor dem Gipfel am Wochenende versichert, wenigstens bis 2013 keine neuen Handelsbarrieren aufzubauen.