Freitag, 29. Januar 2010

Taiwan: Ordnungshüter für das Parlament

Schimpfen, stoßen, schlagen - Taiwans Parlamentarier haben sich den Ruf erworben, im wahrsten Sinne des Wortes schlagfertige Debattierer zu sein. Immer wieder versuchen Minderheiten mit mehr oder weniger roher Gewalt die Parlamentsarbeit zu blockieren.
Zuletzt bestürmten Abgeordnete der oppositionellen Demokratischen Fortschrittspartei am 18. Januar das Podium, um eine Abstimmung zu verhindern. 


Doch mit dieser Haudraufmentalität soll nun Schluss sein, wenn es nach dem Willen des Generalsekretär der regierenden Kuomintang, King Pu-tsung, geht. Er hat voriges Wochenende die Einführung eines parlamentarischen Ordnungshüters vorgeschlagen. Diese Institution sorgt in Großbritannien oder den USA seit Jahrhunderten für gesittete Streitkultur.  


King sorgt sich dabei vor allem um den Ruf der jungen Demokratie im Ausland. Denn die Kampfkünste von Taiwans Volksvertretern werden mit schöner Regelmäßigkeit von globalen TV-Sendern wie CNN in aller Welt gezeigt. Besonders ärgerlich ist da die Ausstrahlung in China, wo die kommunistischen Machthaber gern die erste Demokratie auf chinesischem Boden vor ihrem Volk lächerlich machen wollen.  


Die Idee hat ein Kenner der USA ausgeheckt, Stephen Chen, derzeit Chef der taiwanischen Abteilung für nationale Sicherheit der Stiftung für nationale Politik. In seiner Zeit als Taiwans Vertreter in den USA hatte ihn offenbar beeindruckt, dass dort sogenannte "Sergeant-at-Arms" sowohl im Kongress wie auch im Senat neben zeremoniellen Aufgaben und dem Schutz der Abgeordneten auch auf die Einhaltung des parlamentarischen Anstands achten: Der Sittenwächter des Senats kann sogar den Präsidenten einkerkern - falls der die Sitzungsetikette verletzt.  


Erstmals erwähnt wurde das Amt 1415 im britischen Königreich. Dort heißt der Parlamentspolizist "Serjeant-at-Arms" und kann Unruhestifter aus dem Saal führen. Doch in Großbritannien ist nach Jahrhunderten der Erziehung in demokratischer Streitkultur Nahkampftraining anscheinend nicht mehr notwendig: 2008 wurde mit Jill Pay nicht nur erstmals eine Frau, sondern auch erstmals eine Person ohne polizeiliche oder militärische Ausbildung in dieses Amt berufen.  


In Taiwan gibt es allerdings Zweifel, ob ein einzelner Kampfkünstler die Aufgabe erfüllen kann. Während in anderen Ländern meist nur einzelne Parlamentarier aus der Rolle fallen, treten in Taiwans Legislativ-Yuan genannten Parlament die Aufrührer oft gruppenweise an.

Donnerstag, 28. Januar 2010

Der größte Bildschirm der Welt

Mitsubishi Electric und das Handelshaus Sojitz haben den größten Bildschirm der Welt gebaut. Das aus rund 12 Millionen LEDs zusammengesetzte Ding ist 107,52 Meter breit und 10,88 Meter hoch, teilten die Partner heute mit. Es steht, wo anders könnte es sein, in Dubai. Kunde ist die Rennstrecke Meydan. Mitsubishi Electric nennt sein System übrigens Diamond Vision.

Tech-Blog: Toyota in der Krise - High Tech, High Risk

Toyota stoppt wegen Qualitätsproblemen in den USA den Verkauf und die Produktion von acht Modellen. Auf Technology Review erkläre ich in meinem donnerstäglichen Blog, dass das Unternehmen damit auf erstaunliche Weise seiner seit Jahrzehnten gepredigten Qualitätsphilosophie folgt, nach der ein einfacher Arbeiter das Band stoppen kann, wenn er ein Problem erkennt. Nun hat Firmenchef Akio Toyoda an der ganz großen Reißleine gezogen, um durch eine radikale Aktion Kundenvertrauen wiederzugewinnen. 
Das kann klappen, wie in Japan das Beispiel Panasonic gezeigt hat.
Hier geht's zum Blog...

Dienstag, 26. Januar 2010

Showdown in Tokio - Viel Feind, viel Ehr'

DPJ-Mastermind Ozawa duelliert sich mit der Staatsanwaltschaft


Japans Demokraten sind im Stimmungstief wegen der Verwicklung von Premier Yukio Hatoyama und DPJ-Generalsekretär Ichiro Ozawa in Spendenskandale. Paradoxerweise ist dies eher ein Zeichen dafür, dass sie wie im Wahlkampf versprochen ihre politische Revolution in Japan umsetzen, argumentiere ich in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). 
Anders als der legendäre Reformpremier Junichiro, der einen Friedenspakt mit dem Finanzministerium und der Bank von Japan geschlossen hat, greifen die Demokraten die Bürokraten an allen Fronten an. Die Attackierten wehren sich - durch die Staatsanwaltschaft und die Medien. Es entwickelt sich eine dramatische Schlacht.
Den vollständigen Artikel gibt es hier ...

Donnerstag, 21. Januar 2010

VW-Kapitalerhöhung an Suzuki? Nur über meine Leiche

Nun, ganz so hart hat es Suzuki-Chef Osamu Suzuki natürlich nicht ausgedrückt. Aber er hat heute auf einer Pressekonferenz im Foreign Correspondent's Club unmissverständlich angedeutet, dass es unter ihm als Suzuki-Chef keine Kapitalerhöhung seines Partners Volkswagen am japanischen Spezialisten für Klein- und Kleinstwagen geben wird.

„Wenn Suzuki weiter wächst und in der Zukunft ein erfolgreiches Unternehmen wird, könnte VW vielleicht den Kauf eines größeren Aktienanteils vorschlagen“, sagte Suzuki, „aber ich denke, dass wir sagen würden: Lass uns den bisherigen Weg weitergehen, wo es doch so gut läuft.“ Und wenn sich Suzukis Lage verschlechtere, würde VW nicht mehr Aktien erwerben wollen, mutmaßte der 79-jährige Firmenpatriarch.
Von VW-Seite später auf eine Kapitalerhöhung zu pochen, hält er anscheinend für keine gute Idee. Nicht nur gemeinsame Interessen, sondern vor allem Vertrauen trägt für ihn die Beziehung. Wenn das Herz nicht mehr dabei ist, helfen auch keine Verträge, sagte er. Oder anders ausgedrückt. „Falls wir über die Größe des Anteils streiten würden, wäre es weder gut für VW noch für Suzuki“, sagte Suzuki. "Ich denke daher, dass es es darüber keinen Streit geben wird."
Auf einen schnellen Abgang des Seniors braucht VW-Chef Martin Winterkorn nicht zu hoffen. Suzuki hat auf absehbare Zeit nicht vor, das Steuer aus der Hand zu geben.
Mehr dazu hier in der FTD...

TR-Blog: Toyota sichert sich Lithiumquelle

Auf Technology Review wurde heute mein donnerstäglicher Technik-Blog veröffentlicht.
Das Thema diesmal:
Toyota sichert sich über sein Handelshaus Toyota Tsusho eigene Reserven des Batterierohstoffs in Argentinien. Die Japaner treibt die Angst, beim bevorstehenden eAuto-Boom nicht genügend Material für ihre Lithium-Ionen-Akkus zu haben.
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Arbeitszeitverkürzung als Kampfmittel gegen Bürokraten

In der Neuen Zürcher Zeitung wurde heute mein kurzer Artikel über den Angriff des neuen Finanzministers Naoto Kan auf die Macht der Bürokraten in seinem Ministerium geschrieben.


Japans neuer Finanzminister Naoto Kan macht Ernst mit seinem Angriff auf die Herrschaft der Bürokraten. In seiner ersten Initiative im Amt will er seinen Beamten doch tatsächlich die nächtlichen Überstunden ersparen. Bis April soll ihm eine Arbeitsgruppe Vorschläge zur Verbesserung des Arbeitsumfelds vorlegen, damit die Beamtenschaft pünktlich nach Hause oder – wie Kan scherzhaft sagte – auch mal werktags an ein Date gehen könne.
Was auf den ersten Blick wie ein fürsorglicher Vorschlag wirkt, ist womöglich doch ein Fanal für tiefergreifende Reformen, wie sie die seit Herbst 2009 regierenden Demokraten versprochen haben. 
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Freitag, 15. Januar 2010

Wenn der Fahrstuhl denken lernt

Alles wird "smart". Es gibt "smarte" Handys (Smart phones), "smarte" Stromnetze (smart grid). Kühlschränke erlernen von selbst den Lebensrhytmus des jeweiligen Haushalts, in dem sie Dienst tun, und passen die Kühlleistung Strom sparend an. Nun spendieren die Hersteller sogar Fahrstühlen mehr Intelligenz. Mitsubishi Electric hat ein neues Fahrstuhlsystem entwickelt, dass durch den Einsatz eines "smarten" Kontrollsystems den Energiekonsum um zehn Prozent senken soll. So soll die Technik funktionieren: Normale Fahrstuhlsysteme seien so eingestellt, dass sie die Verkürzung der Wartezeit und nicht die Senkung des Energieverbrauchs als Priorität setzen. Mitsubishi Electrics' System hingegen wählt selbst die Balance zwischen den zwei Zielen, abhängig von der Beladung, dem Standort des Lifts und vor allem der Tageszeit. Das System soll sogar die Stoßzeiten vorhersagen können. So würde am Morgen, zum Mittagessen und am Abend vor allem die Wartezeit möglichst kurz gehalten. In den Nebenzeiten hätte Energiesparen Vorrang und nicht der Mensch. Der muss dann laut Mitsubishi ein bis zwei Sekunden länger vor dem Lift ausharren.
Damit gleicht der Fahrstuhl immer mehr einem Roboter: Einige Lifte in Japan sprechen schon, nun lernen sie auch das Denken.

Die Newsliste: Freitag, 15.1.2010

Sporadisch, * subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die News vom Tage:


Unternehmen
Shiseido kauft US-Firma für 1,7 Mrd. Dollar
Japans größter Kosmetikhersteller kauft das US-Unternehmen Bare Escentuals für 1,7 Mrd. Dollar. Die Japaner zahlen damit eine Prämie von 43 Prozent über den gestrigen Schlusskurs des Herstellers, um in ihrem schwächsten Markt, den USA, zu expandieren. 
* Der hohe Aufschlag zeigt, wie wichtig eine Auslandsexpansion für Shiseido und andere Hersteller von beispielsweisen Getränken ist. Wegen der sinkenden und alternden Bevölkerung schrumpft der Heimatmarkt, Japans Unternehmen müssen daher ihr Heil in einer Flucht ins Ausland suchen. Daher haben sie keine andere Wahl, als hohe Verkaufspreise zu zahlen, sagen mir Analysten.


Biermarkt
Den Japaner vergeht der Durst
Passend zur Shiseido-Geschichte eine Bierstory.
Japans Biermarkt ist 2009 weiter gesunken. Kirin hat erstmals seit neun Jahren Asahi von der Spitze verdrängt. Aber darüber kann sich Kirin nicht freuen. Denn im kommenden Jahr soll es weiter bergab gehen, weil es ersten weniger Menschen gibt und zweitens, die Senioren weniger saufen. Kirin bleibt daher nichts anderes übrig, als ebenfalls das Heil im Ausland zu suchen. Damit das besser geht, verhandelt Kirin gerade einen Merger mit Suntory. 
* Dumm nur, dass die Japaner hinter den westlichen Brauern bei der Auslandsexpansion hinterherhinken. Auch die Bierbrauer zahlen daher höhere Preise beim Zukauf von Firmen.


Politik
50 Millionen als Dankeschön? DPJ-Generalsekretär Ozawa gerät weiter unter Druck
Die Zeitung Yomiuri meldete heute, dass im Jahr 2004 der damalige Sekretär des Generalsekretärs der Demokraten, Ichiro Ozawa, nach der Vergabe eines Staudammprojekts von der siegreichen Baufirma eine Belohnung von 50 Millionen Yen erhalten haben soll.
Die Zahlung spielt eine Rolle in einem schattigen Landdeal, den Japans Staatsanwaltschaft dem mächtigen Schattenmann der Demokraten anzuhängen versucht.
Ministerpräsident Yukio Hatoyama hatte zwar erklärt, an Ozawa festhalten zu wollen. Doch innerhalb der Koalition fordern immer mehr Politiker den Generalsekretär auf, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Ozawa reist derzeit durchs Land, um die Wähler vor den im Sommer anstehenden Oberhauswahlen für die DPJ zu gewinnen.
* Japan, das Bakschisch-Land. Die Dankzahlungen sind kein Phänomen Ozawa, sondern gängige Praxis. Erhält ein Unternehmen einen öffentlichen Auftrag, muss es vielerorts einen meist festgelegten Prozentsatz des Verkaufspreises an den lokalen Politiker als Dankeschön zahlen.

Ansonsten
Japan ordnet Ende der Betankungsmission seiner Marine im Indischen Ozean an. Das Sondergesetz ist ausgelaufen und wurde von den Demokraten nicht verlängert.

JAL-Sanierung

Hatoyama will heute Zeitplan für JAL-Sanierung festlegen

Donnerstag, 14. Januar 2010

Tech-Blog: Die Ära der Akkus

Heute im donnerstäglichen Tech-Blog aus Japan auf Technology Review ein Blog über die kommende Allgegenwart der Akkus:
Die Ära der Akkus
Die Verbreitung "grüner" Elektrizität und Mobilität erzwingt Stromspeicher. Batterien könnten die eigentlichen Sieger der Energierevolution sein: Selbst Häuser werden in Japan bereits damit ausgeliefert.

Google vs. China – Das Internet ist nicht per se demokratisch

Nach Googles Rückzug aus China kann endlich einer der hartnäckigsten Mythen über das Internet begraben werden: Das Internet ist nicht inhärent demokratisch. Zu Anfang mag es den Anschein gegeben haben, weil den Staaten vielleicht die Technik, aber vor allem der politischen Wille zur Überwachung und Unterdrückung der virtuellen Welt fehlte. Aber wie Chinas Regierung in den letzten Jahren gezeigt hat, kann das Internet nicht nur kontrolliert, sondern sogar zum Instrument der Diktatur gemacht werden. Wahrscheinlich funktioniert die Überwachung vermeintlich subversiver Elemente nun sogar wirkungsvoller denn je, die notwendige Skrupellosigkeit seitens der Staatsmacht vorausgesetzt.

Mitlesen, Bewegungen im Internet zu verfolgen, Profile erstellen ist sogar einfacher möglich, als es zu Zeiten des analogen Zeitalters war, als man beispielsweise noch die Wohnung aufbrechen musste, um an die privaten Notizen zu gelangen. Auch lassen sich Internetseiten inzwischen recht wirkungsvoll blocken. Ich konnte selbst meinen eigenen Blog und Facebook nicht lesen, als ich in China war, weil anscheinend Blogger.com unter Generalverdacht steht. 

Selbst die Tatsache, dass es in China Mittel und Wege gibt, Kontrollen zu umgehen und Nachrichten zu verbreiten, unterstützt das Internet-ist-demokratisch-Argument meines Erachtens nicht. Erstens gibt es in Diktaturen immer Widerstand und Risse in der Überwachung – in Nordkorea mögen sie kleiner sein, doch selbst da gibt es sie. 

Zweitens geht es nicht um eine Vollkontrolle, die ist in China wegen der Menschenmasse und der vielen Außenkontakte seiner Bürger ohnehin nicht möglich. Aber die chinesische Geheimpolizei weiß vermutlich recht genau, wer die Menschen sind, die der Staat als Feinde definiert hat. Bei Bedarf können mögliche Aufrührer einkassiert und weggeschlossen werden. 

Außerdem hat die Staatsmacht gelernt, dass sich das Internet, besonders in seiner mobilen Form über das Handy, bei Gefahr im Verzug wortwörtlich und ganz real ausschalten lässt. Ohne Netz kann sich der Feind auch nicht mehr vernetzen. Und der Staat gewinnt Zeit zur Schadensbegrenzung.

Die Schlussfolgerung ist unbequem. Die virtuelle sieht gar nicht so grundverschiedenen von der realen Welt aus. Menschenrechte, Demokratie und – das ich möchte ergänzen – die Herrschaft des Rechts (des Urheberrechts beispielsweise) muss hier wie dort verteidigt oder erkämpft werden. Demokratie wird den Menschen nicht in den Schoß gelegt, auch nicht durch das Internet.

Ein Mönch als Chefpilot - Kyocera-Gründer Kazuo Inamori soll Japan Airlines heil aus dem Konkurs steuern

Er ist bereits buddhistischer Mönch und Japans größte lebende Managementlegende. Am Mittwoch hat Kazuo Inamori, der 77-jährige Gründer und Ehrenvorsitzende des Elektronikunternehmens Kyocera, auch noch eingewilligt, sich ein Denkmal als Sanierer zu setzen. Er will Japan Airlines als Chief Executive Officer durch den Konkurs zu steuern. „Wenn wir den Sanierungsplan, der von der Firmensanierungsgesellschaft Etic ausgearbeitet wurde, stetig umsetzen, glaube ich, dass eine Wiedergeburt von JAL möglich ist“, begründete er seine Entscheidung. Bereits in der kommenden Woche könnte er den bisherigen JAL-Chef Haruka Nishimatsu beerben.

Inamori folgt damit einem Ruf eines seiner engsten politischen Freunde. Kein geringerer als Ministerpräsident Yukio Hatoyama hat Inamori das Himmelfahrtskommando angeboten, die unter der Schuldenlast von 1440 Mrd. Yen abgestürzte Fluglinie in den kommenden drei Jahren durch den Abbau von einem Drittel des Personals in die Gewinnzone zurückzusteuern. Es ist eine riskante Wahl. Denn Inamori ist nicht als Sanierer bekannt, gesteht selbst, ein „kompletter Amateur“ in der Transportindustrie zu sein und wegen seines Alters nur vier Tage die Woche arbeiten zu können. Dennoch gilt er der Regierung als idealer Kandidat.

Zum einen wollen die erst seit vier Monaten regierenden Demokraten einen Vertrauten an der JAL-Spitze wissen, und Inamori ist einer der wenigen Wirtschaftsführer, der die jungen Demokraten schon in der Opposition unterstützt hat. Denn JALs Sanierung gilt als struktur- und innenpolitischer Testfall. Noch nie ist in Japan ein Unternehmen dieser Größe durch ein Konkursverfahren saniert worden. Gleichzeitig symbolisiert der ehemalige Staatsbetrieb den Filz zwischen Bürokratie und Politikern der ehemaligen Regierungspartei, den Liberaldemokraten, den die Demokraten zerreißen wollen.

Zum anderen hofft Hatoyama, dass Inamori der als bürokratisch und und langsam geltenden Traditionslinie Unternehmertum und Agilität einhaucht, während ein Fachmann als sein Chief Operating Officer das tägliche Geschäft leitet. Er hege große Erwartungen in die Führungsqualitäten des Mannes, der in einer Lebenszeit zwei Unternehmen aufgebaut habe, so Hatoyama. 

1959 gründete Inamori als 27-jähriger Kyoto Ceramics, kurz Kyocera, einen Hersteller von Elektronikbauteilen. 1984 nutzte er die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes und schuf DDI, den Vorläufer des heute zweitgrössten Mobilnetzbetreibers KDDI. 

Dabei blieb er ein Mann auf Mission. 1984 stiftete er den Kyoto-Preis, einen Wissenschafts- und Kulturpreis von Weltrang. Ausserdem begann er, seine Philosophie vom Wirtschaften in gesellschaftlicher Verantwortung zu verbreiten. 1997 legte er im Alter von 65 Jahren den Vorsitz von Kyocera und DDI nieder und wurde buddhistischer Mönch. Gestern machte er seinem Mönchsnamen Daiwa, grosse Harmonie, alle Ehre. Er wolle mit der Übernahme der JAL-Führung zum Glück der Belegschaft beitragen, sagte er Reportern. Und wenn die Sanierungsrezepte nicht anschlagen, kann er das Unternehmen ja vielleicht gesundbeten.

Mittwoch, 13. Januar 2010

Die Newsliste: Mittwoch, 13.1.2010

Sporadisch, * subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, hier die News vom Tage (diesmal im Telegrammstil)


Übrigens kommt morgen Außenminister Guido Westerwelle nach Japan. 


Unser täglich JAL
Firmensanierungsgesellschaft ETIC plant Einrichtung einer Billigfluglinie unter JAL-Flügel. Kyocera-Gründer Inamori (77 Lenze alt) hat sich anscheinend breit schlagen lassen, JAL-Führung zu übernehmen. * Hoffentlich entwickelt er sich nicht zum zweiten Fujii. Der gleichaltrige Fujii hat sich in seinem Amt als Finanzminister offenbar dermaßen überhoben, dass er sich zuerst Ende Dezember 2009 wegen Erschöpfung hat ins Krankenhaus einweisen lassen und vorige Woche zurückgetreten ist. Für Inamori spricht, dass er einer der wenigen Wirtschaftsführer ist, der schon seit langem über einen guten Draht zu den Demokraten verfügt.

Bonds 
Moody's warnt vor neuem Finanzminister 
Der rasche Wechsel an der Spitze des Finanzministeriums erhöhe nicht gerade das Vertrauen, dass Japan seine Verschuldung mittelfristig in den Griff kriege, schrieb Moody's.
* Der Rest der Zunft zeigt sich allerdings bisher noch weit optimistischer. So nach dem Motto, welche Rolle spielt schon ein Minister. Ausserdem gilt Kan nicht als einer, der die Spendierhosen anhat. 


SÜDKOREA
Südkorea will bis 2030 80 AKWs exportieren
Südkorea verfolgt in der zivilen Nutzung der Kernkraft große Ziele: Bis 2030 will das Unternehmen 80 Akws exportieren, hat die Regierung heute erklärt. Das Ziel ist ein Marktanteil von 20 Prozent an der globalen Atomindustrie.
* Südkorea hatte erst kürzlich mit einer Großbestellung seiner Reaktoren aus den Arabischen Emiraten in der Industrie Aufsehen erregt. Allerdings steht dem Land harte Konkurrenz entgegen, auch und vor allem aus Japan.

Dienstag, 12. Januar 2010

Bügeleisen mit Doppelbug

Jahrzehntelang überlebte das Bügeleisen alle technischen Moden und Revolutionen in unveränderter Form - mit spitzem Bug und plattem Heck. Kein Hersteller kam anscheinend auf die Idee, am Aussehen etwas zu ändern. Warum eigentlich, haben sich offenbar japanische Entwickler gesagt und ein Gerät mit rugbyballförmiger Plettfläche entwickelt, die an beiden Enden spitz zuläuft. 

Das schnurlose Stück von der Firma Panasonic (Typenbezeichnung NI WL 600) soll in Japan am 10. Februar auf den Markt kommen. Panasonics Behauptung zufolge ist es nicht nur das erste dieser Eisen dieser Art. Es soll sich auch nicht um ein reines Gimmick handeln, sondern das Bügeln dank Doppelbug und 80 Prozent größerer Dampffläche im Falle eines Hemdes 20 Prozent verkürzen. 
 
Außerdem erklärt der Hersteller, dass der Schwerpunkt mit dem neuen Gerät genau in der Mitte liegt und damit die Bewegung erleichtern soll. Hm, ich weiß nicht. Vielleicht haben sich die Entwickler bei dieser Aussage einfach zu sehr vom Rennsport verleiten lassen. Bei Ralleywagen verspricht der Mittelmotor wirklich ein besseres Handling und besonders eine bessere Kurvenlage. Ob das auch für Bügeleisen zutrifft, werde ich demnächst ausprobieren und berichten.

Donnerstag, 7. Januar 2010

CES: 3D kommt gewaltig - Panasonic stellt 3D-Camcorder vor



Die Japaner legen mächtig Tempo bei der Einführung von 3D vor. Wie in meinem Blog zur japanischen Elektronikmesse Ceatec 2009 auf Technology Review erahnt, stellt Panasonic bereits dieses Jahr das erste 3D-Aufnahmegeräte vor. Auf der amerikanischen Messe CES zeigt der Konzern einen Prototypen für einen 3D-Camcorder, der im Herbst auf den Markt gebracht werden soll. Noch ist das Teil für Profis. Aber es braucht nicht viel Fantasie, sich auch Videokameras für Endverbraucher vorzustellen. Die Presseerklärung habe ich hier hochgeladen.

Die Taube auf Twitter - Premier Hatoyama hat zu twittern und bloggen begonnen

Japans Ministerpräsident Yukio Hatoyama hat zum Jahresanfang das Twittern und das Blog „Taubencafe“ angefangen. Doch Hatoyama geht weiter und bringt das Blog auch in die reale Welt.





Das Amt des japanischen Ministerpräsidenten scheint eine magische Kraft auszuüben. Regelmäßig verwandelt es digitale Analphabeten in Internetpioniere. Jetzt hat es auch den neuen Premier Yukio Hatoyama erwischt: Am 1. Januar begann er zu twittern und zu bloggen. Dabei ging er sogar noch einen Schritt weiter als sein Vorbild, US-Präsident Barack Obama. Der Premier will das Blog „Hatocafe“, das in Anspielung auf seinen Namen Hatoyama (Taubenberg) eine Flügel schlagende Taube, die auf zwei sich überschneidenden Sprechblasen sitzt, als Markenzeichen hat, ins reale Leben zerren. Wem das Internet zu digital ist, soll künftig zu einem noch nicht näher genannten Zeitpunkt ein periodisch geöffnetes, reales „Hatocafe“ im Kantei, dem Sitz des Ministerpräsidenten, besuchen können, Plausch mit dem Chef und Hatocafe-Becher inklusive.  

Die Magie tat das erste mal vor neun Jahren bei Yoshiro Mori ihre Wunder. Der damals 63-jährige setzte sich in einer Art Mediengag vor einen Computer und klickte sich erstmals in seinem Leben per Maus durchs Netz. Gedacht war die Schau zur Förderung seines übrigens erfolgreichen Plans, Japan vom Internetentwicklungsland in die führende Breitbandinternetnation zu verwandeln. Sein kultiger Nachfolger Junichiro Koizumi (2001 bis 2006) lancierte als eine seiner ersten Amtshandlungen einen wöchentlichen E-Mail-Newsletter, der rasant auf mehr als eine Million Empfänger kam. Der blasse Nachfolger Shinzo Abe entwickelte in seinem kurzen Amtsjahr das Internetvideo zur Kunstform, wenig Substanz unfreiwillig komisch in Langeweile zu verpacken.  

In seinem ersten Blogeintrag erklärt Hatoyama sein Motiv. Er starte Blog und Twitter, um die Distanz zwischen Volk und Politik zu verringern und gemeinsam das Land zu verändern. Zurück geht die Idee übrigens auf eine „Arbeitsgruppe zur Verringerung der Distanz zwischen Bürgern und Politik“ aus Theater- und Drehbuchautoren, Bloggern und anderen kreativen Geistern, verrät der zweite Eintrag. 

Die Arbeitsteilung zwischen den verschiedenen Internetkanälen stellt sich Hatoyama wie folgt vor: Während seine Politik im Mailmagazin dargestellt würde, wolle er im Blog Dinge aus seinem Umfeld berichten und auf Twitter seinen Befinden und Eilnachrichten mit Links zu seinen Reden oder was auch immer verbreiten.  
So viel Experimentierfreude ruft natürlich auch Kritiker auf den Plan. Der Oppositionspolitiker Koichi Kato stichelte, dass ein Ministerpräsident zu solchen Dingen keine Zeit haben sollte. Nur dürfte diese Kritik verpuffen. Und das ist auch gut so, denn erstens geht sie am Kern des Problems vorbei. Hatoyama hat zu recht erkannt, dass er in der heutigen Zeit alle Informationskanäle nutzen muss, um seine Botschaft möglichst weit zu verbreiten. Viele junge Japaner lesen keine Zeitung mehr, sondern informieren sich allein über das Internet, oft sogar nur über seine mobile Form per Handy. Da hilft kein Klagen über den Verfall der Informationskultur, sondern nur die Umarmung der neuen Kommunikationswege, um möglichst viele Menschen am politischen Prozess teilhaben zu lassen.  

Zweitens wird der Premier das Regieren schon aus purem Selbsterhaltungstrieb nicht vergessen. Denn ohne Ergebnisse droht ihm das Schicksal vieler Vorgänger, die bis auf wenige Ausnahmen bereits nach einem Jahr wieder abgelöst wurden, weil ihre Popularität in Meinungsumfragen auf niedrige Werte absackte. Und drittens müssen die Japaner wirklich nicht befürchten, dass ihr Premier internetsüchtig wird. Nur einmal täglich will er twittern und das Blog nur einmal pro Woche erneuern. Außerdem scheint er zu verstehen, sich Ruhezeiten einzurichten. Am Sonntag legte er bereits seine erste Twitter-Pause ein.
Hier die Links zu Twitter, zum Blog, zu seiner offiziellen Homepage und zum Kantei, seinem derzeitigen Arbeitsplatz.

Mittwoch, 6. Januar 2010

3D-Movie-Meilenstein Avatar: Bilder wow, Handlung mau


Seit der Ceatec 2008 bin ich überzeugt, dass 3D der nächste große Trend in der Unterhaltungselektronik werden wird, Brille auf der Nase hin oder her. Zu gut waren die Bilder, die ich auf Asiens größter Elektronikmesse gesehen hatte. Seit der Ceatec 2009 machen die Unternehmen nun Nägel mit Köpfen und stellten Prototypen für kommerzielle 3D-TVs vor, die dieses Jahr auf den Markt kommen sollen, wohl gefolgt von Kameras in den kommenden Jahren. 
Nun endlich ist ein Film in die Kinos gekommen, der 3D zum Durchbruch verhelfen soll: Avatar, der teuerste Film aller Zeiten. Um mich von meiner eigenen These zu überzeugen, schlich ich mich also vorigen Sonnabend ins Kino und fand mein Vorurteil bestätigt, das ich mir bereits nach einer Vorschau einiger Szenen im Herbst gebildet hatte. Die Bilder sind wow, die Handlung ist mau. 
Nach einer Stunde war hatten die wunderbar realistischen 3D-Naturbilder und das Im-Einklang-mit-der-Natur-Geschwurbel mich so weit eingelullt, dass ich kurz wegnickte. Auch die Story vom Endsieg der Indianer gegen die Cowboys, die nach ihrem Raubzug durch das Paradies aus demselbigen vertrieben werden, ließ mich kalt. Dennoch - so erstaunlich das klingen mag - wurden mir letztlich die drei Stunden nicht lang. Ich führe es darauf zurück, dass die räumlich tiefen Bilder mich sogar in diese flache Story zu ziehen vermochten.
Dass ich für dieses Erlebnis eine Brille tragen musste, hat mich nicht gestört. Ich werte dies einmal als Bestätigung für meine Überzeugung, dass das Gegenargument gegen 3D "Wer will schon eine Brille tragen" falsch ist. Viele Menschen tragen ja auch sonst im Alltag Augengläser, weil es ihnen einen speziellen Nutzen bringt: Zum besseren Sehen, zur Milderung des Sonnenlichts, zum Augenschutz am Arbeitsplatz oder weil sie einfach cool aussehen wollen. Sie werden also auch bereitwillig im Kino oder später vor dem 3D-Fernseher Brillen tragen, weil die neue Technik mit ihren hochauflösenden Bildern beeindruckend dreidimensionale Wirklichkeiten aus immer noch zweidimensionalen Bildschirmen zaubern. Je größer das Display, desto stärker der Sog. Nun wünsche ich mir nur noch einen Film, bei dem mich nicht nur die Bilder packen. 

Dienstag, 5. Januar 2010

Technik: Panasonic bringt ersten Skype-TV auf den Markt

Panasonic baut Skype in Plasma-TVs ein 
Soweit mir bekannt wird Panasonic als erster TV-Hersteller Flachfernseher durch eine Kooperation mit Skype ab Werk in ein Internet-Videotelefon verwandeln. Der Hersteller wird dazu die Internet-Videokonferenzsoftware von Skype zuerst in einige Highend-Modelle seiner Viera-Plasmafernseher einbauen. Zuerst werden ab diesem Frühjahr die USA in den Genuss des Videokonferenz-TVs kommen. Im Sommer sollen Japan und Europa folgen. Mehr kosten soll das Skype-Modell auch. 
* Mit dieser Nachricht heizt Panasonic pünktlich zur amerikanischen Konsumelektronikmesse CES die Marketingschlacht der Fernsehhersteller an. Mit zunehmender technische Reife der Flachfernseher werden die Geräte zum Schaden für die Gewinnmarge immer stärker über den Preis verkauft. Die Hersteller suchen daher beständig nach neuen Ideen und Funktionen, um sich von der Konkurrenz absetzen und damit etwas mehr Geld für ihre Produkte verlangen zu können. Ein Skype-Fernseher soll dem Vernehmen nach mehr als hundert Euro mehr kosten als ein normales Modell. In einem weiteren Versuch werden Panasonic und Sony noch in diesem Jahr 3D-taugliche Flachfernseher auf den Markt bringen.

Die Newsliste: Dienstag, 5.1.2009

Sporadisch, * subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die News vom Tage:


JAPAN
Leckerli
Thunfischversteigerung erzielt Superergebnis
In der ersten Auktion des Jahres auf dem Tsukiji-Fischmarkt, dem größten Fischumschlagplatz der Welt, wurde ein 232 Kilo schwerer Thun für satte 16 Millionen Yen (133 000 Euro) ersteigert. Das ist der höchste Preis seit neun Jahren.
Zur Info: Der Fisch stammt aus japanischen Küstengewässern.
* Ein Freund witzelte kürzlich halbernst: Lass uns schnell noch Maguro-Sushi essen, solange es noch Thunfisch gibt.

Unternehmen
Die tägliche JAL-Sanierungsnachricht
JAL-Mitarbeiter haben einer Kürzung der Betriebsrenten zugestimmt, um ihre ins trudelnde geratene Fluglinie zu retten. Der Aktienkurs stieg daraufhin weiter. Der Wermutstropfen: Allerdings spielen die Rentner noch nicht mit. Bis zum 12.1. hat das Management noch Zeit, auch die Rentner für einen Verzicht zu gewinnen. 
Noch offiziell zwar nicht geklärt, welche US-Linie letztlich den Zuschlag für einen Einstieg bei JAL erhält, Delta oder American. Aber heute hat nach der Asahi und der Yomiuri auch die Wirtschaftszeitung Nikkei darüber berichtet, dass das JAL-Management einen Bund mit Delta will. 
* Durch den Wechsel von der Oneworld-Allianz des bisherigen Partners American zu Delta und dem Skyteam erhofft sich die Linie eine bessere Überlebenschance für sein internationales Fluggeschäft. Delta ist im Asiengeschäft stärker als American und könnte dem Kalkül der Manager zufolge JAL damit mehr Fluggäste zuliefern.

Toyota stellt indisches Billigauto vor
In der indischen Hauptstadt Neu-Delhi hat der japanische Autobauer sein erstes allein für den indischen Markt entwickeltes Konzeptauto vorgestellt. Der Etios genannte Kleinwagen, der als Hatchback und Limousine ausgeliefert wird, soll ab Ende 2010 in Indien vom Band laufen.
* Das preiswerte Einstiegsmodell stellt Toyota ersten ernsthaften Angriff auf die Marktführerschaft von Suzuki dar. Der Kleinwagenhersteller hat bislang einen Marktanteil von 50 Prozent. Toyota will allein im ersten Jahr der Produktion 70000 Stück des Etios verkaufen. Auch an einen Export wird gedacht.
Weitere Hersteller werden diesem Beispiel folgen.  Honda will 2011 mit der lokalen Produktion beginnen und den Stahl in Indien kaufen. GM hat Anfang Dezember 2008 ein 50-50-Joint-Venture mit dem chinesischen Autobauer SAIC, um den indischen Markt zu erobern. 
Das Thema ist in allen Fällen "frugales Entwickeln" (O-Ton Carlos Ghosn, Chef von Nissan und Renault), also die Kunst der Reduktion, um die Kosten niedrig zu halten.
Finanzpolitik
Spekulationen um Rücktritt von Finanzminister Fujii
Japans 77-jähriger Finanzminister Hirohisa Fujii könnte aus gesundheitlichen Gründen vor dem Rücktritt stehen. Bereits Ende vorigen Jahres war er wegen Erschöpfung ins Krankenhaus eingeliefert und eingehend durchgecheckt worden. Heute diskutierte er mit Ministerpräsident Yukio Hatoyama seinen Gesundheitszustand. Die Sprachregelung lautet, dass sein Verbleib im Amt vom Urteil der Ärzte abhängt.
* Der Verlust von Fujii wäre ein herber Schlag für die junge Regierung. Denn Hatoyama würde damit seine erste Wahl für das Amt des Finanzministers verlieren. Hatoyama hatte Fujii vor den Oberhauswahlen im Sommer 2009 überredet, aus dem Ruhestand in die Politik zurückzukehren, weil der alte Haudegen der japanischen Politik als einziger Politiker der Demokraten nicht nur aus dem Finanzministerium stammt, sondern Anfang der 1990er Jahre als Finanzminister gedient hat. Ein Abschied Fujiis könnte außerdem Hatoyamas Popularität weiter schaden, denn die Wähler könnten nun seine Fähigkeiten bei Personalentscheidungen anzweifeln.

Politik
Koreanischer Frühling: Japan erlaubt Nordkoreas Fussballerinnen die Einreise
Japans Regierung hat dem nordkoreanischen Frauenfussballteam trotz eines Einreiseverbots für Nordkoreaner die Einreise erlaubt. Das Team will im Februar an der ostasiatischen Meisterschaft in Tokyo teilnehmen.
* Eine nette Geste der Annäherung in dem gespannten Verhältnis zwischen beiden Ländern.


SÜDKOREA
Kumho Asiana beginnt Sanierung mit kräftigen Gehaltsverzicht und Vermögensverkauf
Die südkoreanische Gruppe Kumho Asiana, zu der auch die Fluggesellschaft Asiana gehört, hat heute Details seines Sanierungsplans bekannt gegeben. Die Manager verzichten auf 20-prozentigen Gehaltsverzicht, die Belegschaft wird einen Monat unbezahlt in Urlaub geschickt, gleichzeitig will das Unternehmen 1,1 Mrd. Dollar aus dem Verkauf von Vermögenswerten erlösen.
Auch die Gläubigerbanken treffen sich heute, um die Details des Umschuldungsprozesses von einigen Kumho-Gesellschaften zu diskutieren.


TAIWAN
Taiwan stößt USA mit Importverbot für Rindfleisch vor den Kopf
Taiwans Parlament hat heute ein Importverbot für einige Rindfleischprodukte aus Ländern beschlossen, die in den vergangenen zehn Jahren Fälle von BSE hatten.
Diese Regelung könnte die Belastungen zu Taiwans einzigen Verbündeten USA belasten, der von diesen Regeln am stärksten getroffen werden wird. Besonders stößt in Washington sauer auf, dass die neue Regelung eklatant gegen ein Rindfleischhandelsabkommen verstößt, dass beide Staaten erst im November 2009 besiegelt hatten.

Montag, 4. Januar 2010

Frohes Neues Jahr!

Alles Gute zum Jahr des Tigers (das in Japan bereits nach dem Sonnenjahr und nicht wie in China nachdem klassischen Mondkalender eingeläutet wurde). 
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich zum Neujahr japanische Neujahrssitten und -gebräuche schildern sollte. Letztlich habe ich mich dagegen entschieden - vor allem, weil ich ein unwiderstehliches Ruhebedürfnis verspührte. 
Einen bebilderten Neujahrsgruß möchte ich dennoch loswerden.
Um den Wunsch für ein laaaanges Leben auszudrücken, werden hier in Japan zu Neujahr nicht nur gerne Nudeln verspeist, sondern auch andere symbolische Jungbrunnen verkauft wie diese Möhre. Ich habe zum Größenvergleich eine Tafel Schokolade mit ins Bild gelegt.



Die Möhre schmeckt allerdings wie jede gewöhnliche Kurzmöhre und kostet mit 198 Yen auch nicht mehr als drei Möhren normaler Größe.

Die Newsliste: Montag, 4.1.2010

Sporadisch, * subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit - die News vom Tage:


JAPAN
Unternehmen
JALs Aktie profitiert von erhöhter Kreditlinie - Airline widerspricht Berichten über Allianz mit Delta 
Der Aktienkurs der Fluglinie JAL ist heute um etwa 30 Prozent in die Höhe geschnellt, nachdem die Regierung am Sonntag mit einer Verdopplung der Kreditlinie auf 200 Mrd. Yen die Angst vor einer Firmenpleite vertrieben hatte.
Auch die Verhandlungen über eine Allianz mit einer amerikanischen Fluglinie scheinen voranzukommen. 

Allerdings widersprach das Unternehmen einem Zeitungsbericht, dass die Entscheidung zugunsten von Delta gefallen sei. Man führe weiterhin Verhandlungen mit dem Lufthansa-Alliierten American Air lines. 
* Bewegung bei JAL, aber offiziell ist noch nichts.



SÜDKOREA
Präsident Lee will ständigen Dialog mit Nordkorea

Südkoreas Präsident Lee Myung-bak hat heute angekündigt, Kanäle für einen ständigen Dialog mit Nordkorea aufbauen zu wollen. "Es sollte ein Forum für andauernde Diskussionen zwischen dem Norden und Süden geben", sagte er in einer Fernsehansprache. Wir müssen einen Wendepunkt in den Beziehungen erreichen."
Lees reagiert damit auf die jüngsten Entspannungssignale aus Nordkorea. Nordkorea hatte Anfang des Jahres die Bereitschaft angedeutet, zu den multilateralen Verhandlungen über die Abwicklung seines Atomprogramms zurückzukehren und die abgekühlten Beziehungen zum Süden zu verbessern. 
* Ein direkter Dialog zwischen Nord- und Südkorea würde einen wichtigen diplomatischen Durchbruch darstellen. Der Norden hatte den Kontakt mit dem Süden weitgehend eingestellt, nachdem Lee 2008 zum südkoreanischen Präsidenten gewählt wurde und die Annäherungspolitik seiner linksliberalen Vorgänger durch eine harte Haltung gegenüber dem kommunistischen Regime ersetzt hatte. 

Unternehmen

Hyundai-Kia will Aufholjagd fortsetzen 
Der südkoreanische Autobund Hyundai und Kia hat heute angekündigt, 2010 dem Absatz um 17 Prozent erhöhen zu wollen. Das Unternehmen wolle dieses Jahr in die Spitzengruppe der Autohersteller vorstoßen, erklärte Hyundai-Chairman Chung Mong-koo heute in seiner Neujahrsansprache. 
Damit will das Unternehmen seine Aufholjagd auf die etablierten Autohersteller aus Deutschland, Japan und den USA fortsetzen. Beschleunigt durch einen schwachen Won konnte die Gruppe 2009 ihren globalen Absatz und Marktanteil ungeachtet des Kollapses der Automärkte in den Industrieländern fortsetzen.
* Das eine schwache Landeswährung zu Höhenflügen führen kann, wenn man halbwegs ansehnliche Produkte hat, haben die Japaner lange Jahre vorgemacht. Was passiert, wenn das Währungspendel in die andere Richtung ausschlägt, allerdings auch. In den Jahren vor der Krise steigerten Japans Hersteller ihren Absatz rasant und fuhren die höchsten Gewinne der globalen Autoindustrie ein. Doch der Höhenflug des Yen und der gleichzeitige Absatzeinbruch stürzte zumindestens Toyota und Nissan innerhalb eines Jahres tief in die Verlustzone.