Er ist bereits buddhistischer Mönch und Japans größte lebende Managementlegende. Am Mittwoch hat Kazuo Inamori, der 77-jährige Gründer und Ehrenvorsitzende des Elektronikunternehmens Kyocera, auch noch eingewilligt, sich ein Denkmal als Sanierer zu setzen. Er will Japan Airlines als Chief Executive Officer durch den Konkurs zu steuern. „Wenn wir den Sanierungsplan, der von der Firmensanierungsgesellschaft Etic ausgearbeitet wurde, stetig umsetzen, glaube ich, dass eine Wiedergeburt von JAL möglich ist“, begründete er seine Entscheidung. Bereits in der kommenden Woche könnte er den bisherigen JAL-Chef Haruka Nishimatsu beerben.
Inamori folgt damit einem Ruf eines seiner engsten politischen Freunde. Kein geringerer als Ministerpräsident Yukio Hatoyama hat Inamori das Himmelfahrtskommando angeboten, die unter der Schuldenlast von 1440 Mrd. Yen abgestürzte Fluglinie in den kommenden drei Jahren durch den Abbau von einem Drittel des Personals in die Gewinnzone zurückzusteuern. Es ist eine riskante Wahl. Denn Inamori ist nicht als Sanierer bekannt, gesteht selbst, ein „kompletter Amateur“ in der Transportindustrie zu sein und wegen seines Alters nur vier Tage die Woche arbeiten zu können. Dennoch gilt er der Regierung als idealer Kandidat.
Zum einen wollen die erst seit vier Monaten regierenden Demokraten einen Vertrauten an der JAL-Spitze wissen, und Inamori ist einer der wenigen Wirtschaftsführer, der die jungen Demokraten schon in der Opposition unterstützt hat. Denn JALs Sanierung gilt als struktur- und innenpolitischer Testfall. Noch nie ist in Japan ein Unternehmen dieser Größe durch ein Konkursverfahren saniert worden. Gleichzeitig symbolisiert der ehemalige Staatsbetrieb den Filz zwischen Bürokratie und Politikern der ehemaligen Regierungspartei, den Liberaldemokraten, den die Demokraten zerreißen wollen.
Zum anderen hofft Hatoyama, dass Inamori der als bürokratisch und und langsam geltenden Traditionslinie Unternehmertum und Agilität einhaucht, während ein Fachmann als sein Chief Operating Officer das tägliche Geschäft leitet. Er hege große Erwartungen in die Führungsqualitäten des Mannes, der in einer Lebenszeit zwei Unternehmen aufgebaut habe, so Hatoyama.
1959 gründete Inamori als 27-jähriger Kyoto Ceramics, kurz Kyocera, einen Hersteller von Elektronikbauteilen. 1984 nutzte er die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes und schuf DDI, den Vorläufer des heute zweitgrössten Mobilnetzbetreibers KDDI.
Dabei blieb er ein Mann auf Mission. 1984 stiftete er den Kyoto-Preis, einen Wissenschafts- und Kulturpreis von Weltrang. Ausserdem begann er, seine Philosophie vom Wirtschaften in gesellschaftlicher Verantwortung zu verbreiten. 1997 legte er im Alter von 65 Jahren den Vorsitz von Kyocera und DDI nieder und wurde buddhistischer Mönch. Gestern machte er seinem Mönchsnamen Daiwa, grosse Harmonie, alle Ehre. Er wolle mit der Übernahme der JAL-Führung zum Glück der Belegschaft beitragen, sagte er Reportern. Und wenn die Sanierungsrezepte nicht anschlagen, kann er das Unternehmen ja vielleicht gesundbeten.
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