Ich war gerade in Yurakucho im technischen Kaufhaus Bic Camera im 2. Untergeschoss als das Beben traf. Wir wussten gleich, dass dies ein Megabeben sein musste, denn so hatte es seit Jahrzehnten nicht mehr in Tokio gewackelt.
Doch erst als ich nach draussen gegangen bin, wurde mir das Ausmaß des Bebens ansatzweise bewusst. Der Boden fühlte sich an wie Wackelpudding. Wir konnten das Schwingen der Hochhäuser mit blossem Auge sehen. Und immer wieder kamen Nachbeben.
Nach ein bisschen Herumstromern ging in den Foreign Correspondents' Club of Japan (FCCJ), um mich ans Arbeiten zu setzen. Die Fahrstühle standen still. Und so musste ich die 20 Stockwerke zu Fuß hinauflaufen. Im Treppenhaus lagen Farbplacken, Mörtel und ein paar Damenschuhe herum.
Im FCCJ war ein bisschen mehr Verwüstung zu sehen (siehe Foto). Mehrere Menschen waren umgestürzt, als das Beben traf. So gewaltig bewegte sich der Turm.
Seither haben die Nachbeben nicht aufgehört. Es wackelt selbst hier in Tokio fast alle zehn Minuten, selbst heute am Sonnabend morgen.
Hier noch ein paar Notizen von gestern nacht.
Aber die Nachrichten sind ja voll vom Beben.
Japan ist am Freitag von dem stärksten Erdbeben in der Erinnerung des Landes getroffen worden. Mit einer Magnitude von 8,8 auf der Richter-Skala ist es das fünftstärkste Erdbeben der Welt seit 1900. Nach einer Messung des US Geological Survey schlug der Seismograph sogar bis 8,9 aus. Die Erdstöße waren so heftig, dass sogar die Menschen im 350 Kilometer südlich vom Epizentrum gelegenen Tokio in Angst und Schrecken versetzt wurdne.
Die Schäden in den am stärksten betroffenen Präfekturen Miyagi und Iwate im Nordosten des Landes sind noch nicht abzuschätzen. Denn nach dem Beben verwüstete zudem ein bis zu zehn Meter hoher Tsunami die Küste. Die Zahl der Toten wird vermutlich in die tausende gehen.
Ein Erdbeben dieser Stärke in der Region ist selbst für die an Erdbeben gewohnten Japaner ein Schock. "Wir hätten niemals erwartet, dass ein Beben dieser Stärke die Region Sanriku trifft", sagte Hirofumi Yokoyama von Japans Wetteramt, das für die Erdbebenmessung und Tsunami-Warnung zuständig ist. Sanriku ist der Name der Region. Das Beben übertrifft nicht nur das Große Kanto-Erdbeben aus dem Jahr 1923, bei dem mehr als 100000 Menschen im Großraum Tokio starben. Es ist sogar größer als ein Beben in der Tokai- und Nankai-Region von 1707, dass auf eine Stärke von 8,6 bis 8,7 geschätzt wird. Das letzte Beben, das mehr als 1000 Tote forderte, datiert aus dem Jahr 1995. Bei einem Beben der Stärke 7,3 starben mehr als 6000 Menschen in der westjapanischen Stadt Kobe.
Die ersten Bilder aus der Region zeigten Bilder des Schreckens. Kollabierte Häuser, Erdrutsche und großflächige Brände wie im Dorf Kesennuma in der Präfektur Miyagi. Doch am schlimmsten könnte der folgende Tsunami gewütet haben. Ein bis zu zehn Meter hohe Wasserwalze schob Schiffe, Container und Autos kilometerweit ins Land, riss ganze Dörfer mit. Und auf dem Weg zurück rissen das Meer seinen Fang wieder mit. Luftaufnahmen zeigten Häuser, Autos, Container und Schiffe durch die Buchten treiben.
Auch im Atomkraftwerk in der Präfektur Fukushima loderten Flammen. Kurzzeitig schien es so, als ob bei einem Meiler sogar die Kühlung versagen würde. Doch später am Abend gab die Präfektur Entwarnung.
Die Opferzahlen steigen stündlich an. Zuletzt gab es 1000 bestätigte Opfer. Allein im am Pazifik gelegenen Stadtteil Wakabayashi der Millionenmetropolen wurden 200 bis 300 Leichen gesichtet. Die Zahl der Vermissten wird mit mehreren hundert angegeben. Im Rest Sendais haben 60000 bis 70000 Menschen in Notunterkünften Zuflucht gesucht. Der Zugverkehr war bis spät in die Nacht unterbrochen. Handynetze funktionierten nicht.
Zum Glück für die Bewohner ist Japan so gut wie kein Land auf Megabeben vorbereitet, denn das Leben mit Beben ist Alltag. Da das Inselreich auf den Bruchkanten mehrerer Erdplatten thront, ist es das erdbeben- und vulkanreichste Land der Welt. Täglich bebt irgendwo die Erde. In keinem Land sind die Häuser daher so erdbebensicher wie in Japan und die Menschen so gut auf Katastrophenbewältigung trainiert.
Das Wetteramt hat Minuten nach dem Erdbeben eine Tsunami-Warnung ausgegeben, die Regierung einen Krisenstab eingerichtet. Der Gouverneur der Region Miyagi forderte sofort Unterstützung von Japans Militär an. Japans Regierung scheute sich sogar nicht, die im Lande stationierten US-Truppen um Hilfe anzurufen. Finanzminister Yoshihiko Noda versprach, dass Geld ungeachtet der hohen Staatsverschuldung von fast 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für den Wideraufbau zur Verfügung gestellt wird. Und die Notenbank kündete für Montag eine Krisensitzung an, um die Wirtschaft zu stützen und die Finanzmärkte zu beruhigen. Denn auf das Land kommen enorme volkswirtschaftliche Kosten zu. Es ist noch nicht abzusehen, wie groß die sein werden. Aber die Reichweite des Bebens lässt schlimmes vermuten.
Nicht nur der Nordosten, sondern auch der Großraum Tokio mit seinen 36 Millionen Menschen wurde vom Beben betroffen. In Tokio selbst erreichte das Beben immerhin noch die Stärke 5+ auf der siebenstufigen japanischen Erdbebenskala, die Beben nach der Verwüstung an der Erdoberfläche einordnet.
In Hochhäusern stürzten Menschen, die gingen, wegen der Schwingungen zu boden. Selbst fest verankerte Regale wurde aus der Wand gerissen. Auch in Tokio standen bis 21 Uhr alle Züge still. Handys funktionieren wegen der Überlastung der Netze nur sporadisch. Und am Horizont mahnte himmelhohe Flammen einer Raffinerie der Ölgesellschaft Cosmo in Tokios Nachbarpräfektur Chiba, dass die Hauptstadt noch einmal glücklich davon gekommen war.
Selbst ein Beben wie in Kobe würde nach einer amtlichen Simulation aus dem Jahr 2005 in Tokio im schlimmsten Fall 11000 Tote fordern und Schäden in Höhe von rund einem Fünftel des japanischen Bruttoninlandsprodukts verursachen. Ein Beben der Stärke 8 ist offiziell niemals durchgerechnet worden. Aber es gehört wenig Phantasie dazu, sich ein Armageddon wie beim Großen Kanto-Erdbeben vor 90 Jahren auszumalen. Ein Beben vom gestrigen Ausmaß unter Tokio ist bisher einfach unvorstellbar gewesen.
In den kommenden Tagen, Wochen und Monaten wird nun die Auswertung der Naturkatastrophe beginnen. Nach jedem Beben wurden die Baurichtlinien verschärft und Bauten nachträglich erdbebensicherer gemacht. So wurde der denkmalgeschützte Tokioter Bahnhof in seiner gesamten Länge auf Puffer aus Gummi und Stahl gestellt, um ihn selbst Erdbeben der Stärke 8 unbeschadet überstehen zu lassen. Aber dieses Beben erschüttert alle Grundannahmen und damit möglicherweise die Atomindustrie des Landes, die mehr als 30 Prozent des Stroms liefert, weil Japans Forscher es niemals für möglich gehalten hatten. Mehrere Atomkraftwerke stehen in der Nähe oder direkt auf geologisch aktiven Falten. Bisher galten sie als sicher genug. Doch vielleicht muss die Regierung diese Position nun überdenken.
Die Schäden in den am stärksten betroffenen Präfekturen Miyagi und Iwate im Nordosten des Landes sind noch nicht abzuschätzen. Denn nach dem Beben verwüstete zudem ein bis zu zehn Meter hoher Tsunami die Küste. Die Zahl der Toten wird vermutlich in die tausende gehen.
Ein Erdbeben dieser Stärke in der Region ist selbst für die an Erdbeben gewohnten Japaner ein Schock. "Wir hätten niemals erwartet, dass ein Beben dieser Stärke die Region Sanriku trifft", sagte Hirofumi Yokoyama von Japans Wetteramt, das für die Erdbebenmessung und Tsunami-Warnung zuständig ist. Sanriku ist der Name der Region. Das Beben übertrifft nicht nur das Große Kanto-Erdbeben aus dem Jahr 1923, bei dem mehr als 100000 Menschen im Großraum Tokio starben. Es ist sogar größer als ein Beben in der Tokai- und Nankai-Region von 1707, dass auf eine Stärke von 8,6 bis 8,7 geschätzt wird. Das letzte Beben, das mehr als 1000 Tote forderte, datiert aus dem Jahr 1995. Bei einem Beben der Stärke 7,3 starben mehr als 6000 Menschen in der westjapanischen Stadt Kobe.
Die ersten Bilder aus der Region zeigten Bilder des Schreckens. Kollabierte Häuser, Erdrutsche und großflächige Brände wie im Dorf Kesennuma in der Präfektur Miyagi. Doch am schlimmsten könnte der folgende Tsunami gewütet haben. Ein bis zu zehn Meter hohe Wasserwalze schob Schiffe, Container und Autos kilometerweit ins Land, riss ganze Dörfer mit. Und auf dem Weg zurück rissen das Meer seinen Fang wieder mit. Luftaufnahmen zeigten Häuser, Autos, Container und Schiffe durch die Buchten treiben.
Auch im Atomkraftwerk in der Präfektur Fukushima loderten Flammen. Kurzzeitig schien es so, als ob bei einem Meiler sogar die Kühlung versagen würde. Doch später am Abend gab die Präfektur Entwarnung.
Die Opferzahlen steigen stündlich an. Zuletzt gab es 1000 bestätigte Opfer. Allein im am Pazifik gelegenen Stadtteil Wakabayashi der Millionenmetropolen wurden 200 bis 300 Leichen gesichtet. Die Zahl der Vermissten wird mit mehreren hundert angegeben. Im Rest Sendais haben 60000 bis 70000 Menschen in Notunterkünften Zuflucht gesucht. Der Zugverkehr war bis spät in die Nacht unterbrochen. Handynetze funktionierten nicht.
Zum Glück für die Bewohner ist Japan so gut wie kein Land auf Megabeben vorbereitet, denn das Leben mit Beben ist Alltag. Da das Inselreich auf den Bruchkanten mehrerer Erdplatten thront, ist es das erdbeben- und vulkanreichste Land der Welt. Täglich bebt irgendwo die Erde. In keinem Land sind die Häuser daher so erdbebensicher wie in Japan und die Menschen so gut auf Katastrophenbewältigung trainiert.
Das Wetteramt hat Minuten nach dem Erdbeben eine Tsunami-Warnung ausgegeben, die Regierung einen Krisenstab eingerichtet. Der Gouverneur der Region Miyagi forderte sofort Unterstützung von Japans Militär an. Japans Regierung scheute sich sogar nicht, die im Lande stationierten US-Truppen um Hilfe anzurufen. Finanzminister Yoshihiko Noda versprach, dass Geld ungeachtet der hohen Staatsverschuldung von fast 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für den Wideraufbau zur Verfügung gestellt wird. Und die Notenbank kündete für Montag eine Krisensitzung an, um die Wirtschaft zu stützen und die Finanzmärkte zu beruhigen. Denn auf das Land kommen enorme volkswirtschaftliche Kosten zu. Es ist noch nicht abzusehen, wie groß die sein werden. Aber die Reichweite des Bebens lässt schlimmes vermuten.
Nicht nur der Nordosten, sondern auch der Großraum Tokio mit seinen 36 Millionen Menschen wurde vom Beben betroffen. In Tokio selbst erreichte das Beben immerhin noch die Stärke 5+ auf der siebenstufigen japanischen Erdbebenskala, die Beben nach der Verwüstung an der Erdoberfläche einordnet.
In Hochhäusern stürzten Menschen, die gingen, wegen der Schwingungen zu boden. Selbst fest verankerte Regale wurde aus der Wand gerissen. Auch in Tokio standen bis 21 Uhr alle Züge still. Handys funktionieren wegen der Überlastung der Netze nur sporadisch. Und am Horizont mahnte himmelhohe Flammen einer Raffinerie der Ölgesellschaft Cosmo in Tokios Nachbarpräfektur Chiba, dass die Hauptstadt noch einmal glücklich davon gekommen war.
Selbst ein Beben wie in Kobe würde nach einer amtlichen Simulation aus dem Jahr 2005 in Tokio im schlimmsten Fall 11000 Tote fordern und Schäden in Höhe von rund einem Fünftel des japanischen Bruttoninlandsprodukts verursachen. Ein Beben der Stärke 8 ist offiziell niemals durchgerechnet worden. Aber es gehört wenig Phantasie dazu, sich ein Armageddon wie beim Großen Kanto-Erdbeben vor 90 Jahren auszumalen. Ein Beben vom gestrigen Ausmaß unter Tokio ist bisher einfach unvorstellbar gewesen.
In den kommenden Tagen, Wochen und Monaten wird nun die Auswertung der Naturkatastrophe beginnen. Nach jedem Beben wurden die Baurichtlinien verschärft und Bauten nachträglich erdbebensicherer gemacht. So wurde der denkmalgeschützte Tokioter Bahnhof in seiner gesamten Länge auf Puffer aus Gummi und Stahl gestellt, um ihn selbst Erdbeben der Stärke 8 unbeschadet überstehen zu lassen. Aber dieses Beben erschüttert alle Grundannahmen und damit möglicherweise die Atomindustrie des Landes, die mehr als 30 Prozent des Stroms liefert, weil Japans Forscher es niemals für möglich gehalten hatten. Mehrere Atomkraftwerke stehen in der Nähe oder direkt auf geologisch aktiven Falten. Bisher galten sie als sicher genug. Doch vielleicht muss die Regierung diese Position nun überdenken.
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