Mittwoch, 30. Dezember 2009

Die Newsliste: Mittwoch, 30.12.2009

Sporadisch, * subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die News des Tages


JAPAN - Wirtschaftspolitik
Japan legt neue Wirtschaftsstrategie vor
Japans neue Regierung hat ihre lang erwartete Wirtschaftsstrategie vorgelegt. Danach soll die Wirtschaft bis 2020 nominal um 3 und inflationsbereinigt um 2 Prozent wachsen. Als Wachstumsmotoren sieht die Regierung Umweltschutz und grüne Industrien, das Gesundheitswesen und Tourismus. Im Unterschied zu der seit 1955 fast ununterbrochen regierenden LDP wollen die neuen Machthaber nicht durch Bauprojekte Unternehmen fördern, sondern die Nachfrage der Bürger steigern, sagte Premier Yukio Hatoyama.


* Hatoyama hat seine große Chance verspielt, Japanern die Angst vor dem Niedergang zunehmen. De facto ist der Plan eine schlechte Nachricht. Denn mit dieser Wachstumsphilosophie wird Japan sein Schuldenproblem nicht lösen. Japans konsolidierte Staatsschuld beläuft sich auf fast 230 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, haben Ökonomen berechnet. Dabei ist der Ausweg (volkswirtschaftlich gesehen) so einfach:
Erstens Anhebung der Steuern, deren Anteil am Nationaleinkommen derzeit weit unterhalb des europäischen Durchschnitts liegen, um die Schulden abbauen zu können. 
Zweitens ein offizielles Inflationsziel von 2 Prozent für die Notenbank, um die reale Schuldenlast klein zu inflationieren. 
Die Wirtschaftsstrategie der Demokraten deutet allerdings nur auf eine Inflation von 1 Prozent hin. Steuererhöhungen schließt die Regierung zudem für die kommenden vier Jahre aus, während die Verschuldung krisenbedingt explodieren wird. Für das im April beginnende Haushaltsjahr hat Japan einen Rekordhaushalt von 92 Billionen Yen eingeplant, der sich nur durch hohe Neuverschuldung finanzieren läßt.
Die Sorge um die Schulden wird sich Japanern wie Unternehmen auf die Seele legen. Konsumenten werden daher weiterhin ihre Geldbörsen zu halten, um für die angenommenen schlechten Zeiten zu sparen, was wiederum die Abwanderungsabsichten der Unternehmen stärken wird. 
Vor diesem Hintergrund ist besonders bedenklich, dass die Regierung offenbar eine stärker nach innen gerichtete Wirtschaft in einer Zeit propagiert, in der Japans bisherige Wachstumsmotoren, die Großkonzerne, sich stärker internationalisieren müssen, um mittel- und langfristig international wettbewerbsfähig bleiben zu können. Der Managerverband Keizai Doyukai fordert massiv eine Öffnung der Unternehmen wie des Landes für Ausländer. Doch die Botschaft der Regierung scheint zu sein: Wir wollen es zuhause warm und wohlig haben, die Welt ist uns zu bös und kalt. 

Dienstag, 29. Dezember 2009

Die Newsliste: Dienstag, 29.12.2009

Sporadisch, * subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die News vom Tage aus Ostasien. 
Weil Japan bereits weitgehend in Neujahrsferien weilt, sind die News ein wenig zum Gähnen.
Drum fang ich heute mal mit Korea an.

Südkorea 
Olympische Begnadigung für Lee Kun-hee
Japans Regierung hat den ehemaligen, wegen illegalen Bondtransaktionen verurteilten Samsung-Chef Lee Kun-hee begnadigt. Als Begründung dient Südkoreas Bewerbung für die Winterolympiade 2018. Durch die staatliche Reinwaschung soll Lee wieder befähigt werden, sein Mandat und damit seinen Einfluss im IOC auszuüben.
* Lee hat genug Zeit, durch dieses öffentliche Engagement seine Schuld zu sühnen. Denn seine Nachfolge hat Samsung kürzlich bereits geregelt. Mitte Dezember berief das Unternehmen Choi Geesung zum CEO und damit zum Platzhalter für den Enkel des Firmengründers, Jay Y. Lee, der COO wurde.


JAPAN
Unternehmen
Japanischer Retter 
Der australische Agrarchemiehersteller Nufarm hat einen Übernahmeversuch des chinesischen Chemiegiganten Sinochem mithilfe des japanischen Chemiekonzern Sumitomo abgewehrt. Sumitomo willigte ein, 20 Prozent von Nufarms Aktien zu einem Aktienpreis zu kaufen, der 17 Prozent über dem Gebot der chinesischen Seite lag.
* Ein erneuter Beweis für die Expansionsbemühungen japanischer Firmen im Ausland und die Ablehnung von chinesischen Investoren. In den Industrienationen herrscht Misstrauen über die Absichten der oft staatlichen Konzerne aus dem Reich der Mitte, die im Verdacht stehen, lediglich Know-how abschöpfen zu wollen.


Unternehmen 
JAL Gewerkschaftsführung will Pensionssenkung akzeptieren
Die Gewerkschaftsführung der in Turbulenzen geratenen japanischen Fluglinie JAL will auf einen Teil der Betriebspensionen verzichten, um dem Unternehmen einen Bankrott zu ersparen. Damit wachsen die Chancen, dass die Belegschaft dem vom Sanierungsteam vorgeschlagenen Einschnitt des zusätzlich zur staatlichen Rente ausgezahlten betrieblichen Ruhegeldes von im Schnitt 40 Prozent zustimmt.
* Der Pensionsverzicht der Belegschaft gilt als eine wichtige Bedingungen für die Hilfe der japanischen Sanierungsgesellschaft ETIC und damit die Abwendung eines Konkursverfahrens. Die Regierung hatte übers Wochenende den Druck auf die Arbeitnehmer erhöht, indem der Sanierungsausschuss internen Quelllen zufolge eine geordnete Pleite als eine mögliche Sanierungsoption nicht ausschloß. Ein Konkursverfahren hätte den Arbeitnehmern wahrscheinlich weit schwerere Opfer abverlangt.  


TAIWAN
Taiwan erlaubt China Aktienkauf
Taiwan will zwölf staatlich genehmigten institutionellen Investoren aus China erlauben, bis zu 30 Mrd. US-Dollar in Taiwans Aktien zu investieren. Dies hat am Montag der Chef von Taiwans Finanzaufsicht Sean Chen angekündigt. Das neue Limit ist 30 mal höher als das bisher angepeilte. Dies könnte Taiwans Aktienmarkt stützen.
Damit trägt die Annäherungspolitik der konservativen Regierung Taiwans an China unerwartet reiche Früchte. Im Juni hatte die Regierung chinesischen Unternehmen gestattet, in Taiwan in 100 ausgewählten Sektoren zu investieren. Erste Unternehmen wie China Mobile und China Shipbuilding haben bereits Interesse an taiwanesischen Firmen angemeldet. 
Die zusätzlilche Öffnung des Aktienmarkts für rotchinesisches Kapital könnte die Volkswirtschaften der seit der Gründung der Volksrepublik getrennten Volkswirtschaften der beiden chinesischen Republiken noch enger vernetzen.
In Taiwan organisiert die einstige Regierungspartei DPP allerdings Widerstand gegen die Annäherungspolitik. Zuletzt gab es wieder Demonstrationen von Befürwortern einer Unabhängigkeit. Gleichzeitig erhöht sich der Druck von konservativen Kräften auf Präsident Ma, endlich seine Vision für eine Lösung der chinesischen Teilung zu verdeutlichen. Ma hatte sich wie sein Vorgänger Chen Shuibian, der wegen Korruption angeklagt wurde, zuletzt auf eine Politik des Lavierens zurückgezogen.
Robert Tsao, ein ehemaliger Top-Industrieller und Befürworter einer Vereinigung, hatte vorige Woche in einer ganzseitigen Anzeige ein Referendum für einen Beitritt Taiwans zur Volksrepublik gefordert. China könne den Antrag stellen und Taiwans Bevölkerung darüber entscheiden. Bei einer Ablehnung könnte später eine revidierte Fassung erneut zur Wahl gestellt werden, bis sich beide Seite letztlich einigen würden. 

Montag, 28. Dezember 2009

Tech-Blog: In China stirb das klassische Fahrrad aus


Auf Technology Review wurde heute mein letzter Tech-Blog des Jahres über den eFahrradboom in China geschaltet: "In China stirb das klassische Fahrrad aus".
Er basiert auf den Erlebnissen auf meiner kürzlichen China-Reise. 
Vielleicht ist der eBike-Boom ein Vorbote für Chinas Vorstoß beim eAuto. 
Die Regierung hofft, dass die heimischen Hersteller durch eine gezielte Förderung der "neuen" Antriebstechnik leichter ihren Rückstand auf die Autobauer aus den Industrienationen aufholen können.

Die Newsliste: Montag, 28.12.2009

Sporadisch, * subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die erste News vom Tage nach den Weihnachtsferien:

POLITIK
Hatoyamas Zustimmungsrate stürzt auf 50 Prozent
Ein Skandal um illegale Parteispenden und Steuerhinterziehung hat die Popularität von Japans Ministerpräsident Yukio Hatoyama steil abstürzen lassen. Nach einer Meinungsumfrage der Nikkei ist die Zustimmungsrate für Hatoyamas Kabinett in nur einem Monat um 18 Prozentpunkte auf 50 Prozent gefallen. 
Ursache ist Hatoyamas Umgehen mit dem Skandal. Fast drei Viertel der Befragten sind der Umfrage zufolge unzufrieden mit der Erklärung der Premiers zu der illegalen Verbuchung von insgesamt rund 1,2 Mrd. Yen (fast 10 Mio. Euro) hohen Geldgeschenken seiner Mutter an seine politische Unterstützungsorganisation. 
Erst vorige Woche war Anklage gegen zwei Sekretäre des Premiers erhoben worden, die die Spenden unter dem Namen von erfundenen Spendern verbucht hatten. Am Sonntag gab Hatoyama bekannt, dass er für die Spenden 575 Mio. Yen an Steuern nachgezahlt habe. Allerdings lehnt Hatoyama es weiterhin ab, die Verantwortung für die falschen Buchungen zu übernehmen. 
Die Opposition nutzt den Vorfall, um Hatoyama zu diskreditieren. 
* Sollte die Opposition es schaffen, das Thema warm zu halten, könnte es eng für Hatoyama und seine Demokraten werden. Im kommenden Sommer wird die Hälfte des Oberhauses neu gewählt, und die Demokraten hofften bisher auf darauf, eine Mehrheit der Sitze zu erobern, um sich ihrer aufmüpfigen Koalitionspartner zu entledigen und ungehindert durchregieren zu können. Eine andauernde Diskussion um Hatoyamas Integretität würde den Wahlkampf belasten.
Dazu: Finanzminister Fujii erleidet Schwächeanfall
Japans 77-jähriger Finanzminister Hirohisa Fujii ist am Montag wegen eines Schwächeanfalls in eine Tokioter Klinik eingeliefert worden. Nach einer Pause von 10-Tagen soll er Anfang des Jahres wieder an den Kabinettstisch zurückkehren, hieß es aus Regierungskreisen.
* Erfahrung ist kein Schutz gegen das Alter, besonders bei der derzeitigen Haushaltslage. Die neue Regierung wollte sparen, muss jetzt allerdings für das im April beginnende Haushaltsjahr einen Rekordhaushalt mit einer Rekordverschuldung vorlegen. Auf 92 Billionen Yen sollen sich die Staatsausgaben belaufen. Die Verteilungskämpfe sind heftig. Fujii dürfte inzwischen Bedauern, dass er sich im Sommer hat breitschlagen lassen, aus dem Ruhestand auf die politische Bühne zurückzukehren.


Parlamentswahlen waren verfassungswidrig
Das Oberste Gericht der Stadt Osaka hat entschieden, dass die Unterhauswahlen im vorigen September wegen eklatanter Ungleichgewichtung von Stimmen gegen die Verfassung verstoßen haben. Durch den Zuschnitt von Wahlkreisen benötigten Kandidaten in einigen Fällen deutlich weniger Stimmen zum Sieg als in anderen Wahlkreisen. Allerdings entschied das Gericht, dass dies nicht zu einer Anfechtung der Wahlen reiche. 


Unternehmen 
Suntory nutzt Pepsi für die Eroberung des chinesischen Marktes
Als erster japanischer Lebensmittelkonzern hat die Brauerei Suntory eine Kooperation mit einem westlichen Unternehmen geschlossen, um den chinesischen Markt zu erobern. Das Unternehmen hat am Montag bekannt gegeben, dass es eine Vertriebskooperation mit dem US-Konzern Pepsi abgeschlossen hat, um Suntory-Produkte landesweit zu verkaufen. Damit wolle Suntory seinen Umsatz in China bis 2012 vervierfachen, berichtete die Wirtschaftszeitung Nikkei.
* Der Bund ist ein wichtiges Signal für den aggressiven Expansionsdrang der japanischen Lebensmittelkonzerne im Ausland. Weil der japanische Markt schrumpft und in einem harten Verdrängungswettkampf versinkt, haben sich Suntory und Japans größter Brauer Kirin zu einer Fusion entschlossen. Sie wollen damit daheim ihre Marktmacht gegen die immer mächtigeren Einzelhandelsketten stärken und im Ressourcen für das Wachstum im Ausland bündeln.

Montag, 14. Dezember 2009

Techno: Toyota produziert Plug-In-Prius ab 2011 en Masse

Toyota: Plug-In-Prius erreicht Massenmarkt in 2011
Toyota hat heute angekündigt, in den kommenden zwei Jahren mit der Massenproduktion seines Plug-In-Prius zu beginnen, dessen Batterie auch an der Steckdose aufgeladen werden kann. Rhetorisch bemühte sich Toyota Vize Uchiyamada heute bei der Vorstellung des PHV, das Gefährt als das wahre eAuto zu präsentieren: Der Plug-In-Hybrid sei ein Elektroauto ohne Angst, mit leerer Batterie liegen zu bleiben. Damit will er verbal Nissans Anspruch begegnen, mit dem "Leaf" das erste Massen-eAuto auf den Markt zu bringen. 
* Eine kurze Testfahrt zeigt: Toyota hat sich große Mühe gegeben, den PHV als reines eAuto erscheinen zu lassen. Das Auto fährt solange elektrisch, wie der Bordcomputer es für richtig hält. Man muss das Gaspedal schon sehr rabiat aufs Bodenblech treten, um den Benziner zur Mitarbeit zu bewegen. Als Nebeneffekt wird der Prius damit zum Auto für defensive Fahrer, denn der eMotor ist mit 40 kW Leistung etwas schwachbrüstig, um bei einem Leergewicht von 1,4 Tonnen schnellen Vortrieb auf die Straße zu bringen.
Zudem: Die Reichweite im reinen Batteriebetrieb ist mager, offiziel 23 Kilometer. Nach meiner Erfahrung mit eAutos ist das allerdings nur zu erreichen, wenn man das Gaspedal streichelt.

Die Newsliste: Montag, 14.12.2009

Sporadisch, * subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die News von heute:


POLITIK
Dicke diplomatische Überraschung: Chinas Vizepremier Li darf Tenno treffen
Japans Premier Yukio Hatoyama landet einen diplomatischen Coup: Auf seine Anordnung hin erhält Chinas Vize-Präsident Xi Jinping in letzter Minute eine Audienz beim Kaiser. Das Treffen wird morgen stattfinden.
* Hatoyamas Verstoß gegen Japans bürokratische Etikette ist ein unerhörtes Novum. Normalerweise müssen Treffen von Staatsgästen mit dem Kaiser über mehrere Monate im Voraus geplant werden. In diesem Fall erteilte das Außenministerium der chinesischen Seite noch vorige Woche eine Absage. Doch Hatoyama ist ein Zeichen an China wichtiger als die Einhaltung bürokratischer Spielregeln. 
Hatoyama verteidigte daher heute die Entscheidung: "Da ich glaube, dass das Treffen für die Entwicklung der japanisch-chinesischen Beziehungen bedeutend ist, halte ich die Entscheidung nicht für falsch."

PLUS
Japan will morgen über Zukunft der US-Basis in Futenma entscheiden
Die Spannung in den Beziehungen zwischen Japan und den USA steigt: Morgen will Japans Regierung grundsätzlich entscheiden, wie sie mit dem bisherigen Plan über die Verlegung der US-Luftwaffenbasis Futenma auf der subrtropischen Insel Okinawa umgehen will. Die vorige Regierung hatte einem Umzug auf der Insel zugestimmt. Teile der regierenden Demokraten wie auch die beiden kleinen Koalitionspartner fordern jedoch einen Wegzug von der Insel, um die Belastung der dortigen Bevölkerung zu senken. 75 Prozent der amerikanischen Militäreinrichtungen sind auf der entlegenen Inselgruppe stationiert.

Konjunktur
Tankan: Erholung mit Sorgenfalten
Die überraschend starke Stimmungsverbesserung in Japans Industrie kann die Sorgen über eine Abschwächung der Erholung nicht vertreiben. "Die Realität scheint nicht mit der Verbesserung der Stimmung mithalten zu können", meint ein Ökonom. Besondere Sorgen bereitet, dass die Firmen erstens ihre Investitionspläne trotz Wachstums immer weiter senken, und dass die vorausgesehene Erholung der Gewinne allein auf Kostensenkungen beruht. 
Der Tankan unterstreicht damit die Befürchtung, dass Japans Wirtschaft sich nur sehr langsam von ihrem extrem tiefen Fall erholen wird. Nach den jüngsten BIP-Daten ist Japans Wirtschaft im nach einem kurzen Wachstumshüpfer im zweiten Quartal im dritten Jahresviertel nur noch sehr langsam gestiegen.


PLUS
Haushaltsentwurf fürs Fiskaljahr 2010
Japans Regierung will Neuverschuldung auf 44000 Mrd. Yen begrenzen
Umweltsteuer gestrichen. Dies scheinen zwei Eckpunkte der Haushaltungsplanung der Regierung für das im April beginnende Haushaltsjahr zu werden.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

TR-Blog: Fahrradparadies Tokio

Wie ich in meinem donnerstäglichen Technik-Blog auf Technology Review schreibe, ist für mich Tokio ein Fahrradparadies. Fast täglich radle ich durch die Stadt. Ich bin oft schneller als mit Bahn und Auto, wenn man die Wegzeiten von Tür zu Tür berechnet.



Bisher hat mich mein Drahtesel nicht im Stich gelassen. Nicht einmal einen Platten gab es. Denn Tokios Staßen sind sauber, glatt und gepflegt.

Ich muss gestehen, dass ich lange gezögert habe, auf das Rad umzusteigen. Denn in Tokio gibt es in der Regel keine gesonderten Radwege.



Fahrradfahrer teilen sich entweder den Fußweg mit Passanten oder müssen auf die Straße ausweichen. Doch auf dem Fußweg zu fahren, war mir zu langsam. Außerdem ist es nicht ungefährlich.



Fußgänger und Radfahrer (in beide Richtungen) müssen sich zum Beispiel diese Brückenrampe teilen. Da gibt es nur eine kleine Toleranz für Fehler.



Auch vor dem Imperial Hotel in der Nähe des Kaiserpalasts kann es manchmal eng werden. Als Alternative bleibt also nur die Straße. Aber ist das nicht zu gefährlich? Meiner Meinung nach nicht. Denn ich habe viel Platz:



Die meisten Straßen haben wegen einer schönen Sitte eine de facto Fahrradweg, auf dem ich kaum mit Autos in Kontakt komme. Der linke Fahrstreifen wird in der Regel von Taxis und Lieferwagen zum Kurzzeitparken genutzt und daher vom fließenden Verkehr gemieden.
Hier können Fahrradfahrer ordentlich in die Pedale treten, ohne andauernd Autos all zu nahe zu kommen.
Zum Glück haben das die meisten Menschen noch nicht gemerkt. Es gibt daher wenige Radler im mittleren Nahverkehr. Die Stadt ist vielmehr auf den öffentlichen Personennahverkehr ausgerichtet. Die S- und U-Bahnen fahren im Abstand von zweieinhalb bis sechs Minuten. Auto fahren ist weniger in Mode.
Dadurch gibt es allerdings für Fahrradfahrer in der Innnenstadt ein Problem.



Es gibt keine Fahrradparkplätze. Die Radler werden daher gezwungen, wild zu parken, wie hier vor dem Peninsula Hotel, einer der nobelsten Herbergen der Stadt.

Die Newsliste: Donnerstag, 10.12.2009

Sporadisch, * subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die News vom Tage:



Unternehmen
Panasonic erwirbt Aktienmehrheit an Sanyo
Der japanische Elektronikgigant Panasonic hat heute für 404 Mrd. Yen (über den Daumen knapp über drei Mrd. Euro) 50,18 Prozent der Aktien an dem Elektronikhersteller Sanyo erworben.
Der strategisch für Panasonic wichtige Deal lag lange auf Eis, weil die Wettbewerbshüter in China und den USA ihre Genehmigung hinausgezögert haben. Denn durch den Kauf hat Panasonic zum Beispiel bei einigen Batterietypen einen dominierenden Marktanteil. 
Panasonic ist besonders an Sanyos Lithium-Ionen- und Solarzellengeschäft interessiert. Panasonic selbst ist ebenfalls stark bei Akkus, aber vertraglich bei Batterien für Hybrid- und Elektroautos durch ein Joint Venture bisher an Toyota gebunden. Sanyo hingegen bedient mehrere Autohersteller wie Volkswagen. 
Solarzellen hat Panasonic bisher gar nicht im Programm. Doch das Management sieht darin einen wichtigen Wachstumsmarkt. Durch den Kauf von Sanyo will das Unternehmen zu einem der führenden Anbieter von umweltfreundlichen Energieprodukten werden.
* Darüber hinaus hat der Kauf auch eine sentimentale Note. Er ist eine Herzensangelegenheit. Panasonic holt ein verlorenes Kind, das in eine tiefe finanzielle Krise gefallen ist, zurück in die Familie. Sanyo wurde nach dem Krieg von einem Schwager des Panasonic-Gründers Konosuke Matsushita gegründet. Die Hauptquartiere beider Konzerne liegen an einer Bahnstation in Osaka.


Konjunktur
Regierung genervt von BIP-Korrekturen
Japans Regierung will die Berechnungsmethode des Bruttoinlandsprodukts ändern, um schneller verlässlichere Daten zu produzieren. Dies sagte heute ein Sprecher des Kabinettamts heute. 
Die Regierung reagiert damit auf die drastische Senkung des BIP für das dritte Quartal. Nach der ersten Schätzung war das Wachstumstempo mit 1,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal noch in der Spitzengruppe der Industrieländer. Doch nach den neuen Daten stellt sich nun heraus, dass die Wirtschaft mit 0,3 Wachstum nahezu stagnierte. Auch das Wachstum für weiter zurückliegende Quartale wurde teilweise deutlich revidiert. 
* Die Unzuverlässigkeit der Daten ist in Japan ein ständiger Wegbegleiter. Es gab meines Wissens schon mehrere Versuche, die Ergebnisse akkurater zu machen. Aber bisher hat es offensichtlich nicht funktioniert. Ich habe daher schon seit Jahren keine Lust mehr, über die erste Schätzung der BIP-Daten zu schreiben. Auch Ökonomen verlassen sich bei ihren Analysen nicht auf sie, sondern auf andere Indikatoren. Ich frage mich allerdings, wie sie Wachstumsprognosen erstellen, wenn die Daten immer auf Jahre zurück revidiert werden.


POLITIK
DPJ-Dele trifft in Beijing ein
Die regierende DPJ hat rund 140 ihrer Parlamentarier zu Gesprächen nach Beijing geschickt. Chef der Delegation ist Ozawa. Die japanischen Politiker treffen auf chinesische Kollegen. 
Die DPJ führt diese Reisen schon seit Jahren durch, um den Dialog zwischen beiden Nationen zu vertiefen. Sowohl Ozawa als auch Hatoyama fordern eine stärkere Einbindung Japans an die asiatische Wirtschaft. Eine gutnachbarliche Beziehung mit dem Milliarden-Volk ist eine Bedingung dafür. 
Das jetzige Treffen hat natürlich einen sehr viel höheren Stellenwert als die vergangenen. Denn seit September sind die Demokraten das erste Mal in ihrer Parteigeschichte Regierungspartei. 
Ozawa sagt zwar, Regierungsgeschäfte würden nicht berührt, da es sich um reine Parteigespräche handeln würde. Aber er könnte die Treffen dennoch nutzen, um informell einige brisante Fragen zu besprechen. Tokio reagierte gestern unwirsch auf Berichte, dass China eine Gasförderplattform in einem von beiden Nationen beanspruchten Seegebiet gebaut hat und kurz vor der Inbetriebnahme steht. Damit würde China aus japanischer Sicht gegen bisherige Abkommen verstoßen. 

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Klimaschutz: Japan erhöht Einsatz für Kopenhagen

Japan will in Kopenhagen mit Unterstützung für Entwicklungsländer pockern
Umweltminister Sakihito Ozawa hat heute verraten, dass Japans Ministerpräsident Yukio Hatoyama beim Klimagipfel in Kopenhagen Entwicklungs- und Industrieländer mit einer Aufstockung der japanischen Unterstützung für Techniktransfer für ein neues Klimaschutzabkommen begeistern will. Japan habe bisher für die Zeit bis 2012 9,2 Mrd. Dollar "plus Alpha" bereit gestellt. Die genaue Größe dieses Alpha sei eine Verhandlungskarte des Premiers, sagte Ozawa.


Japans Premier Yukio Hatoyama will damit Japans Führungsanspruch bei der Gestaltung eines neuen Klimaschutzabkommens untermauern. Bereits zu seinem Amtsantritt hatte Hatoyama Japans Ziel zur Senkung von Treibhausgasemissionen bis 2020 von acht auf 25 Prozent unter das Niveau von 1990 verdreifacht - wenn andere Nationen mitzögen. "Ich meine, dass dies einer der größten Beiträge ist, den Japan je in der Internationalen Politik gemacht habe", sagte Ozawa. Denn nach Japans Vorstoß hätten sich auch Länder wie die USA, China und Südkorea bewegt.


Daheim weiss die Regierung allerdings noch nicht, wie ihr Ziel erreicht werden kann. Die Pläne werden erst gerade geschmiedet. Als eine wichtige Maßnahme stellte Ozawa eine Kohlendioxidsteuer in Aussicht, die auf alle fossilen Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas erhoben werden soll. Dadurch würde beispielsweise die Benzinsteuer auf europäisches Niveau ansteige. 


Außerdem zeigte er sich tief beeindruckt von Doppelverglasung, Fahrradwegen und Busspuren in Europa. Japan könne noch viel lernen in Sachen Klimaschutz lernen, meinte Ozawa. Das ist wohl wahr, denn Isolierung ist keine japanische Stärke

Die Newsliste: Mittwoch, 2.12.2009

Sporadisch, subjektiv * und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die News vom Tage:



Konjunkturpolitik: Dollarfall macht Gelder frei
Premier Hatoyama will schwächeren Yen - Konjunkturspritze stark erhöht 
Japans Ministerpräsident Yukio Hatoyama hat heute seine Bereitschaft zu Wechselkursinterventionen bekräftigt. Der starke Yen könne "nicht dort belassen werden, wo er jetzt ist", sagte er heute. Er lobte überdies die Notenbank für ihre prompten Maßnahmen zur Deflationsbekämpfung.
Die Regierung will ihrerseits die Wirtschaft durch eine Aufstockung ihres neuen Nachtragshaushalts von 2700 Mrd. Yen (rund 20 Mrd. Euro) auf 4000 Mrd. Yen fördern, sickerte gerade durch. Das Geld soll auf Beschäftigungsmassnahmen, Umweltpolitik und die Förderung des Mittelstands konzentriert werden.

SÜDKOREA: 
Mega-Bauwahn: Südkorea prüft Tunnelbau nach Japan und China
Es wäre eines der größten Tiefbauprojekte der Menschheitsgeschichte. Südkorea hat eine Machbarkeitsstudie für Tunnel zwischen Korea und Japan und China genehmigt. Der Tunnel nach Japan wäre (inklusive einiger Überlandstrecken) etwa 230 Kilometer lang, der nach China über den Daumen das Doppelte.

Schuldenboom: Südkoreaner pumpen mehr Geld
Die Wirtschaft wächst, die Stimmung verbessert sich, die Zinsen sind niedrig - und schon sind die Angst vor Konsum auf Pump verflogen. Südkoreas Bürger haben ihre Verschuldung auf einen neuen Rekordstand getrieben.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Die Newsliste: Dienstag, 1.12.2009

Sporadisch, subjektiv * und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die News vom Tage:


Hurra, Nordkorea kriegt neues Geld - Kim vollzieht den Währungsschnitt
Nordkorea hat einen radikalen Währungsschnitt durchgeführt. Seit Montag werden alte Won 100 zu eins in neue Won umgetauscht. 1000 Won sind damit 10 neue Won wert. Damit will die Regierung der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap zufolge die den von der Inflation aufgeblähten Zahlungsverkehr entlasten. Eine Nebenwirkung des Geldtausches war allerdings dem Bericht zufolge ein schwunghafter Anstieg des Schwarzhandels von chinesischen Yuan und Dollars.  

JAPAN - Steuerschock: 
Japans Steuereinnahmen brechen ein - BOJ hält Krisensitzung- Regierung zimmert neues Konjunkturprogramm zurecht
Die Weltwirtschaftskrise lässt Japans Steuereinnahmen deutlich stärker einbrechen als das Finanzministerium bisher vorausgesagt hat. Erstmals seit 1946 könnte daher Japans Neuverschuldung die Steuereinnahmen übersteigen. 
Mit dem Fall des Dollars erhöht dies den Druck auf die Notenbank, die Geldpolitik zu lockern.  Die Bank von Japan hat daher auf einer Sondersitzung neue  Maßnahmen zur Erhöhung der Liquidität beschlossen, während die Regierung in dieser Woche einen Nachtragshaushalt erstellen will. 
Regierung und Notenbank steht vor einem schwierigen Balanceakt. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo erwartet das Finanzministerium nach seiner neuen Schätzung im bis Ende März 2010 laufenden Bilanzjahr nur noch 37 000 Milliarden Yen statt der zu Jahresbeginn eingeplanten 46100 Milliarden Yen. Damit nimmt die Regierung noch mal 1000 Milliarden Yen weniger ein als Mitte November angenommen. 
Der Steuerausfall könnte die Regierung zwingen, die Neuverschuldung in diesem Jahr auf über 50 000 Milliarden Yen aufzublähen. Die endgültige Schätzung wird für Ende dieser Woche erwartet.
* Der sprunghafte Anstieg der Neuverschuldung in der am höchsten verschuldeten Industriegroßmacht schränkt die Handlungsmöglichkeiten der neuen Regierung von Ministerpräsident Yukio Hatoyama ein. Die Regierung hat daher in den vergangenen Wochen den Druck auf die Notenbank erhöht, ihre schon lockere Geldpolitik weiter zu lockern. Als Begründung dient die Bekämpfung der Deflation. 
Doch die Notenbank bleibt vorerst bei einer symbolischen Hilfe. Statt mehr Staatsanleihen zu kaufen, vergibt die Notenbank nur auf drei Monate begrenzt mehr Kredite zu 0,1 Prozent Zinsen mit Anleihen und Commercial Papers als Sicherheit. Premier Hatoyama wird morgen mit BoJ-Chef Shirakawa besprechen, ob das aus Sicht der Regierung ausreicht.