Donnerstag, 22. Oktober 2009

Tokyo Motorshow 2009: Mobilitätsideen aus Japan

Das Thema der diesjährigen Tokyo Motorshow waren Elektroautos. "Das Rennen hat begonnen", sagte Carlos Ghosn, Chef von Nissan und Renault. Keiner setzt wie er auf eAutos. Ab 2012 wollen Nissan und Renault mehrere hunderttausend eAutos jährlich herstellen können.
Toyota verspricht auch für 2012 den Verkauf von in Massenproduktion hergestellten eAutos. Aber als ich ihn fragte, was Massenproduktion für ihn bedeute, antwortete: "Einige tausend Autos pro Jahr."
Ganz offensichtlich glauben Toyota und Honda nicht an eine rasante Verbreitung von eAutos. Sie sehen in ihnen eher ein Nischenprodukt für kleine Nahverkehrsflitzer. Eine Diskussion über die Zukunftsaussichten des eAutos ist auf meinem donnerstäglichen Blog auf Technology Review nachzulesen.
Die Show war diesmal verdammt klein, weil die ausländischen Hersteller ihre krisenbedingt knappen Marketing-Dollar auf größere Absatzmärkte wie China konzentrieren. Aber immerhin gab es einige gute Ideen zu sehen. Ich hatte nicht viel Zeit und werde daher nur einige darstellen:

Hondas Konzeptauto EV-N ist als süßer Kleinwagen konzipiert. Die Formensprache ist mit Bedacht betont konservativ, genau wie bei Nissans ersten kommerziellen eAuto Leaf. Nissans Nordamerika-Chef Carlos Tavares erklärt warum: Man habe ein Design-Hinweise auf Elektronik in das Auto hineindesignt. Aber da man auf den Massenmarkt (so in der Klasse zwischen Golf und Polo) abziele, wollte man es nicht zu außergewöhnlich machen, um nicht bei der Masse der Normalverbraucher optisch Ablehnung zu provozieren.
Nun zu Hondas Mobilitätsidee: Fußgänger tragen einen Sender mit sich, den sie drücken können, wenn sie die Straße überqueren. Das Auto sagt dem Fahrer dann bescheid. Der Fahrer hält, drückt einen Knopf am Lenkrad und das Auto signalisiert dann mit grün-blau blinkenden Außenspiegeln, Scheinwerfern und einem grünen Punkt, der über den Kühlergrill läuft, dass der Passant die Straße überqueren kann.

Toyotas Ausflug in die eAutos ist ebenfalls ein Kleinstmobil. Hier ist das Cockpit interessant. Es gibt kein Lenkrad mehr, sondern nur zwei Joysticks, denn der Wagen wird mit Drive-by-wire-Technik gelenkt. Die Außenspiegel sind druch Kameras und Displays ersetzt. Hübsch anzusehen sind die Instrumente.

Hier eine etwas aufregendere Designstudie, hinter der sich eine Reihe japanischer Forschungseinrichtungen und Elektronikkonzerne versteckt. Denn mit dem Elektroauto droht den traditionellen Autoherstellern Konkurrenz nicht nur aus China, dessen Regierung das Land zur eAuto-Großmacht ausbauen will, sondern auch von fachfremden Unternehmen. Es könnte so ähnlich laufen wie bei Digitalkameras, wo plötzlich Elektronikkonzerne wie Panasonic, Sony oder Samsung zu Kameragrößen aufgestiegen sind, während einige Kameramarken verschwanden.

Ganz nah dran an der Realität ist die Cargo-Version von Mitsubishis i Miev. Sie könnte die stänkernden Minitrucks ersetzen, die in Japan täglich zu tausenden ausschwärmen, um den Myriaden an Restaurants und Tante-Emma-Läden Waren auszuliefern.





Yamaha stellte Elektromotorräder aus. Dies Exemplar fand ich formschön.



Genau wie dieses Elektrofahrrad.
Nun komme ich zu der Idee, die mich am meisten begeistert hat: das motorlose Auto.

Die Idee stammt vom Spielzeugautohersteller Tomika, der dieses Jahr auf der Messe einen großen Stand unterhält. Statt den Motor im Auto zu installieren, ist er in der Straße eingebaut. Der Antrieb besteht aus diesem Tor, das mit zwei Gummirollen Autos beschleunigt.

Der Wagen fährt in die rotierenden Rollen hinein...

... und wird mit Karacho aus dem Tor herauskatapultiert. Zwei Probleme sind ungelöst, gestand mir der Entwicklungsvorstand: 1. Nach einem Zwischenstopp müssen die Kunden ihr Auto bisher bis zu einem Beschleunigstor schieben, um losfahren zu können. 2. Viele Fahrer klagen wegen der wiederholten hohen Beschleunigung in den Toren über Schleudertraumen. Tomika befürchtet, dass diese Punkte die Akzeptanz der Technik im realen Einsatz erschweren könnte. Daher werden die Prototypen bis auf weiteres nur in Kinderzimmern getestet. 

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