Mittwoch, 31. August 2011

Gut gespart, Tokio

In meinem donnerstäglichen Blog auf Technology Review schreibe ich über das Ansinnen der japanischen Regierung, das Stromspargebot für große Unternehmen zwei Wochen früher als geplant aufzuheben.


Ein großer Beitrag für diesen Erfolg ist das Stromsparen. Die Elektronikkaufhauskette Yamada Denki hat sogar seinen neuen Laden in Shinjuku ganz "Stromsparprodukten" gewidmet. Ich habe mir das mal angeguckt.

Auf den ersten Blick sieht der Laden wie ein ganz normales Elektronikkaufhaus aus. Aber ein genauerer Blick zeigt, dass das Kaufhaus allein von LEDs erleuchtet wird. Auf dem Dach prangen Solarzellen. So soll der Kohlendioxidausstoß des Ladens im Vergleich zu einem bisherigen Kaufhauses der Kette jährlich um 150000 Tonnen gesenkt werden.

Auch das Angebot ähnelt einem normalen Kaufhaus. Nur scheint es auf die energieeffizienteren Modelle der Firmen zu konzentrieren und die billigen Stromverschwender unberücksichtigt zu lassen. Und natürlich dürfen die Ventilatoren nicht fehlen.

Außerdem werden große Areale LED-Lampen gewidmet. Als Ersatz für Neon-Leuchten, ...

... als Glühbirnenersatz (hier mit eingebautem Bewegungssensor), ...

... als Büroleuchten ...

... und als Deckenleuchten (die Streifen sieht nur der Kamerasensor, nicht das Auge). Inzwischen gibt es schon ein sehr großes Angebot an Deckenleuchten für die Eigenheime.

Und natürlich dürfen die Solar-Anlagen nicht fehlen, gekoppelt mit Warmwasser- und Energiemanagementsystemen. Energiemanagement wollen Japans Elektronikkonzerne zu einem ihrer wichtigsten Standbeine ausbauen.

Die Idee von Yamada Denki ist sehr nett, aber ihre Umsetzung zeigt mal wieder, dass Energie Sparen in Japan noch nicht konsequent gedacht wird. Der gesamte Eingangsbereich auf der ersten Etage ist zur Straße hin offen. Gleichzeitig strahlen die Leuchten in der Überdachung selbst um 16 Uhr nachmittags in der schönsten Nachmittagssonne.

Montag, 22. August 2011

Der Schrein

Schreine und Tempel gehören zum Straßenbild und Landschaftsbild wie Kruzifixe und Kirchen in katholischen Gegenden Deutschlands. In einigen Fällen gehören Schreine sogar zum Gebäude.

Vor dem Yurakucho Denki Building (der Heimat des Foreign Correspondent's Club of Japan) steht ein kleiner Shinto-Schrein.


Hier sagen sich Mensch und Fuchs gute Nacht. Der Fuchs ist eines der wichtigsten Symbole für einen Inari-Schrein. Von denen gibt es zig tausende in Japan. Sie zeichnen sich durch rot-organen Tore und eben Füchse aus, die in der Regel als Zeichen der Wertschätzung rot Lätzchen (yodarekake) um den Hals tragen. Der Hauptschrein ist der Fushimi Inari Taisha in Kyoto, berühmt für seine lange Allee aus roten Toren.


Was mich dieses mal an dem Schrein so fasziniert hat, war das Licht. Es war Dienstag Mittag voriger Woche, 12 Uhr. Eigentlich ist die Sonne um diese Zeit viel zu grell, die Kontraste zu stark für hübsche Bilder, besonders wenn man mit einer der besseren, aber immer noch extrem kleinformatigen Kompaktknipsen umherläuft. Aber das Licht spiegelte sich in der stählernen Geldsammelbox so schön und erleuchtete das Innere des kleinen Schreins.


Ich war fasziniert und konnte daher nicht widerstehen. Schnell habe ich ein paar Bilder für mein Erinnerungsalbum gemacht. Hier auch noch eine Detailaufnahme:


Man kann deutlich den Spiegel im Hintergrund sehen sowie die Füche sowie die Opferschalen davor.

Donnerstag, 18. August 2011

Straßenszenen: Tokio, die Stadt der Sonnenschirme - overprocessed

Sommer in Tokio ist ein Höhepunkt für die Schirmindustrie. Wie wohl nirgendwo sonst auf der Welt kaufen sich vor allem Japanerinnen Sonnenschirme, aber nicht nur sie. Hin und wieder sieht man auch Männer mit ihnen:
Der Sonnenschirm ist dabei nicht nur ein transportabler Schatten, sondern auch ein Schutzschirm gegen UV-Strahlung.


Manchmal kann es eng werden wie hier vor einer Straßenkarte. Den modischen Bedürfnissen sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Wer weiß, mit zunehmender Klimaerwärmung wird sich diese Mode vielleicht weltweit ausdehnen. Aber wie gesagt, noch ist diese Modeerscheinung zu vielleicht 99 Prozent auf Frauen begrenzt.

Ebenfalls immer wieder gern genutzt: ein breitkrempiger Sonnenhut.
Schwarz ist eine beliebte Farbe der Schirme. Einige sind allerdings auch mit reflektierenden Folien überzogen.
Alte Frauen verzichten schon mal auf den Sonnenschutz. Jüngere versuchen allerdings, ihre Haut so gut es geht vor Sonnenlicht und damit Alterung zu schützen. 
Und zum Abschluss eine der typischen Regenschirmsammlungen vor den Appartments.
Ein Großteil dieser Schirme sind billige Vinylschirme, die man sich bei Regen in dem Conbini kaufen kann. Als Sonnenschirme sind sie allerdings ungeeignet, weil durchsichtig.

Dienstag, 16. August 2011

Straßenszenen: Mein Yurakucho - overprocessed

Streifzüge durch Yurakucho sind immer interessant, selbst nach 11 Jahren in Japan. Die Mischung aus Luxus und Izakaya, Hightech und flackernden Neonröhren mit handverknoteten Stromkabeln hat blade-runner-haftiges.
Die folgenden Fotos wurden in einer Photosoftware wirklich hart rangenommen. Aber die Szenen sind absolut echt und unverfälscht, selbst die doppelte Ampel. Ich muss mit relativ langer Verschlusszeit just in dem Moment auf den Auslöser gedrückt haben, als die Ampel am Umspringen war. Zu sehen sind ein paar Kneipen und dem "Yuraku Concourse", einige Buchstaben fehlen allerdings.
Eine Raucherecke in der Nichtraucherzone.
Die Nachtleben spielt sich in Yurakucho zum Großteil unter den Bahngleisen ab.
Hier noch mal die nämliche Szene, anders geschnitten.
Kaum aus dem Schatten der Bahn getreten, steht der Spaziergänger vor einem Denkmal des Superluxus, dem Peninsula Hotel (am rechten Bildrand).
Hier ist das Peninsula Hotel nochmal in voller Schönheit. Vielen missfällt der Stil, ich allerdings mag den Bau. Denn das Hotel wirkt nicht aufdringlich. Nach seiner Fertigstellung hat es schon so ausgesehen, als ob es ewig dort gestanden hätte.
Hier ist der Schrein vor dem Yurakucho Denki Building, in dem der Foreign Correspondent's Club beheimatet ist.
Und gegenüber ist eines der interessantesten Kaufhäuser des Technikkaufhauses Bic Camera. Dort im zweiten Untergeschoss in der Fotoabteilung habe ich die erste Welle des Erdbebens vom 11. März erlebt.
Ein Blick Richtung Ginza und die Fussgängerunterführung im Bahnhof Yurakucho.
Auf der anderen Seite haben sich zwischen Gleisen und neugebauten Glitzerpalästen noch einige kleine, wacklige Häuser erhalten - mit allerlei Geschäften.
Hier eine chinesische Garküche ...
... und dort ein Obstladen.
Und nun ein Blick zurück durch den Tunnel auf die andere Seite der Yurakucho Station. Auch hier gibt es natürlich was zu essen.
Und zum Abschluss noch ein schwarz-weißes Bild, genauso hart durch den digitalen Wolf gedreht wie die Farbbilder. Der Grund für die Entfremdung: Ich habe die Bilder mit meiner kleinen Olympus XZ-1 gemacht und war mit der Qualität nicht so zufrieden (zuviel Rauschen, zu geringe Auflösung bei Aufnahmen in der Dunkelheit). Aber ich dachte mir, dass sie in manga-isierter Form vielleicht ihren Reiz hätten.

Montag, 15. August 2011

Straßenszenen: Mein Yurakucho

Ich liebe Yurakucho. Hier ist erstens der Foreign Correspondent's Club of Japan beheimatet, in dem ich den Großteil meiner Artikel schreibe.
Zweitens ist die Lage genial: eine Bahnstation oder zehn Fußminuten vom Bahnhof Tokio entfernt, nicht sehr viel mehr 
>> vom Kaiserpalast, 
>> dem Bankenviertel, 
>> der Glitzermeile Ginza, 
>> den Ministerien, dem Kantei (dem Amtssitz des Ministerpräsidenten) und dem Parlament. 
Aber bei all dem Schick hat sich das Viertel ein reiches Angebot an schrägen Pubs und Restaurants bewahrt. Die stilvollsten sind wie hier unter den Gleisanlagen der Yamanote-Linie untergebracht. 
Auch archaische Religion darf nicht fehlen. Vor dem Yurakucho Denki Building, in dessen oberen zwei Etagen der FCCJ liegt, steht ein kleiner, hübsch gepflegter Shinto-Schrein. 

Freitag, 12. August 2011

Wahlkampf - japanischer Art

Die oppositionelle LDP verstärkt ihre Attacken auf Ministerpräsident Naoto Kan. Verstärkt reiten die LDP-Politiker auf ihren Lautsprecherbussen aus, um in der Stadt persönlicher als über die Medien ihre Meinung kundzutun.
Hier ist LDP-Präsident Sadakazu Tanigaki mit ein paar Politikern am Bahnhof Yurakucho in Tokio. 
Und vor ihm die "Massen", etwa 200 Zuhörer sind stehen geblieben, um zuzuhören. Aber seine Partei bleibt unbeliebt. Oder wie Tanigakis Parteifreund Taro Kono sagt, die regierenden Demokraten sind unbeliebt, aber die LDP ist es auch. Es handele sich daher in Meinungsumfragen nicht um einen Wettlauf, wer beliebter, sondern wer unbeliebter sei. 

Donnerstag, 11. August 2011

Ein Irrweg der IT-Evolution

Auf meinem Technik-Blog auf Technology Review setze ich mich diese Woche mit einer überflüssigen Geräte-Gattung auseinander: LCD-eBook-Readern mit farbiger Darstellung.


Produzent dieses eBook-Readers ist Panasonic. Das Gerät ist 400 Gramm schwer. 
Die Batterie gibt bei hoher Bildschirmhelligkeit, also dem Lesen draußen, schon nach maximal 3,5 Stunden Lesen den Geist auf. Im Dunkeln hält sie nur doppelt so lang.
Der Bildschirm ist berührungsempfindlich. Allerdings fließen die Objekte etwas ruckelig über dem Bildschirm. Dies kann allerdings dem Android-Betriebssystem geschuldet sein, das Panasonic für seinen eBook-Reader nutzt.
Der Vorteil dieser Entscheidung ist natürlich, dass auch Android-Apps auf dem Gerät laufen. Aber dies kann mein Urteil nicht ändern: Dieser eBook-Reader ist weder Fisch noch Fleisch. Es bietet weder die Lesbarkeit und lange Batterielaufzeit von traditionellen eBook-Readern, noch das Erlebnis und die Power von Tablet-PCs. Dafür sind mir 35000 Yen (rund 300 Euro) schlicht zu teuer.